Kinder-Metal-Band „Heavysaurus“ Jürgen Steinmetz: Der Musiker im Dino-Kostüm

Wuppertal · Vier Dinosaurier und ein Drache: „Heavysaurus“ spielen Heavy-Metal-Musik für die ganze Familie. In Wuppertal rocken die Urzeitechsen am 25. August um 13:130 Uhr die Bühne im Live Club Barmen. Natürlich stecken in den Kostümen echte Menschen. Einer von ihnen ist Jürgen Steinmetz. Rundschau-Redakteurin Milka Vidovic sprach mit dem Bassisten, der für die Kinder-Konzerte in die Rolle des Stegosauruses Muffi Puffi schlüpft.

Der Musiker Jürgen Steinmetz ist bei Heavysaurus der Dino Muffi Puffi.

Foto: Markus Walber

Rundschau: Wie kommst du dazu, ein Dino-Kostüm zu tragen und Heavy Metal-Kindermusik zu machen?

Steinmetz: „Die Idee zum Konzept Heavysaurus hatte ein finnischer Schlagzeuger, der für seine Kinder vernünftige Kindermusik haben wollte, da er mit dem Angebot, dass es bis dahin gab, nicht zufrieden war. Die Plattenfirma Sony, die das Projekt in Finnland betreut, wollte das Konzept auch in Deutschland einführen. Dafür haben sie hier Musiker gesucht, so kam ich dazu und bin seit der Gründung 2017 Bassist und Musikalischer Leiter bei Heavysaurus.

Ich bin aber auch schon immer Heavy-Metal-Musiker gewesen und habe zwei Kinder – passt perfekt! Also ein Treffer ins Schwarze. Zudem habe ich Pädagogik studiert und habe zufällig zeitgleich mit der Gründung von Heavysaurus eine private Grundschule gegründet. Ich habe also schon immer mit Kindern gearbeitet und, dass ich das jetzt mit Musik verbinden kann, ist toll.

Rundschau: Hören Deine Kinder auch Metal?

Steinmetz: „Ja. Das habe ich eigentlich ganz gut hinbekommen.“

Rundschau: Was macht ein Musikalischer Leiter?

Steinmetz: „Ich kümmere mich um die Technik vor Ort. Wir spielen live, das ist echte handgemachte Musik. Das ist nicht ganz trivial bei uns. Die Kommunikation auf der Bühne ist wegen der Kostüme eingeschränkt. Man sieht unsere Mimik nicht und wir haben In-Ear-Hörer, daher hören wir auch nichts, wenn uns jemand etwas zuruft. Deswegen muss man sich absolut auf die Technik verlassen können. Ich kümmere mich auch um die Song-Auswahl für die Konzerte und die Arrangements. Und bereits jetzt plane ich zum Beispiel schon die nächste Tour.“

Rundschau: Kannst Du in so einem wuchtigen Kostüm anständig Deinen Bass spielen und Dich bewegen?

Steinmetz: „Drei von uns sehen nur das Nötigste – den Bühnenrand und die Effekte auf dem Bühnenboden. Ich bin einer davon. Eigentlich ist das kein großes Problem. Allerdings gab es bei den ersten Konzerten kleinere Unfälle, die waren für die Kinder aber extrem lustig. Da wir kaum was sehen, sind wir ab und zu zusammengestoßen. Damit ich den Bass spielen kann, sind meine Hände frei vom Kostüm. Leider kann ich das komplette Instrument nicht sehen.

Aber man gewöhnt sich daran, als Dino Konzerte zu geben. Und die Bewegungen müssen viel größer sein, als ohne Kostüm, weil die sonst nicht rüberkommen. Wichtig ist auch das Licht. Wenn ein bestimmter Dino im Fokus stehen soll, wird er von den Technikern angestrahlt. Zum Beispiel beim Gitarrensolo oder bei der Ansprache des Publikums.“

Der Bass-Dino Muffi Puffi: Im Kostüm steckt Jürgen Steinmetz.

Foto: Jens Vetter

Rundschau: Das muss doch unheimlich warm sein in der Dino-Kutte?

Steinmetz: „Es ist technisch schwierig, da Luft reinzubekommen. Wir haben Ventilatoren auf der Bühne. Aber die Kostüme sind wirklich toll und hochwertig. Sie sind aus Finnland und aus Rentierleder. Ich bin mittlerweile eins geworden mit meinem Muffi-Puffi-Kostüm. Man wird schon irgendwie zum Dino.“

Müssen erwachsene Konzertbesucherinnen und -besucher Kinder dabei haben?

Steinmetz: „Nein, niemand muss sich Kinder von Freunden oder Verwandten ,leihen‘. Jeder darf unsere Konzerte besuchen. Wir spielen ja auch ab und zu auf größeren Metal-Festivals. Zum Beispiel auf dem Reload Festival in Niedersachsen oder dem Summer Breeze Open Air in Bayern. Dort sind in der Regeln nur Erwachsene und die singen sogar die Texte lautstark mit. Wir haben für unsere Konzerte keine Altersbeschränkung, empfehlen aber einen Besuch erst ab drei Jahren.“

Die Dino-Metal-Band für Kinder Heavysaurus.

Foto: Jens Vetter

Rundschau: Spielt es sich anders vor Kindern?

Steinmetz: „Vor allem für den Sänger ist es etwas anderes. Es gibt keine Pause zwischen den Liedern. Bei einem normal Metal-Konzert dreht sich der Sänger auch mal um, trinkt einen Schluck, wartet bis das Publikum geklatscht hat. Wenn wir das bei Heavysaurus machen würden, würden sich die Kinder auch umdrehen. Die sind anders aufmerksam, da muss das Entertainment durchgehend sein, sonst verliert man das junge Publikum. Der Spannungsbogen muss dann neu aufgebaut werden.

Weil das so anstrengend für unseren Sänger ist, haben wir feste Sketche eingebaut, damit er mal durchatmen kann. Anders ist auch, dass wir direkt vor der Bühne einen Bereich haben, der nur für die Kinder ist. Damit die auch was sehen können. Die Lautstärke ist moderat und liegt nie über 90 Dezibel. Wir empfehlen dennoch einen Gehörschutz. Die Konzerttermine sind so gelegt, dass sie am Wochenende gegen 14 Uhr oder 15 Uhr stattfinden. Mal auch donnerstags gegen 17 Uhr.“

Rundschau: Kommen mehr Mädchen oder mehr Jungs zu Euren Konzerten?

Steinmetz: „Das ist gut durchmischt. Ob Mädchen oder Jungs – oft sehe ich die Kleinen in Kutten und Doc Martens gestylt. Richtig toll. Die Eltern geben sich viel Mühe bei der musikalischen Erziehung ihrer Kinder. Das finde ich gut. Bei mir gab es im Kindesalter keine Metal-Erziehung, aber der Metal hat sich bei mir durchgesetzt.“

Rundschau: Hast Du musikalische Vorbilder?

Steinmetz: „Johann Sebastian Bach, Iron Maiden und Symphony X. Übrigens mein erstes Konzert mit meiner damaligen Band ,Silent Force‘ fand in Straßburg mit Symphony X statt und geprobt haben wir dafür in Wuppertal.“