Prozess in Wuppertal Sexueller Missbrauch: „Habe mich damals gefühlt wie ein 15-Jähriger“

Wuppertal / Krefeld · Drei Jahre und zehn Monate Freiheitsentzug wegen des schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern: So lautete das Urteil gegen einen Krefelder, der dort und auch in Wuppertal minderjährige Jungen sexuell missbraucht haben soll.

Das Wuppertaler Landgericht.

Foto: Dennis Polz

Besonders schwer wog der Missbrauch eines Elfjährigen, mit dem der Angeklagte auf unterschiedliche Weise sexuell verkehrt haben soll. Der Junge habe im selben Haus gewohnt wie ein 61-Jähriger Wuppertaler, gegen den in einem gesonderten Verfahren ebenfalls wegen sexuellen Missbrauchs ermittelt wird. Beide Männer pflegten zur Tatzeit von Juli 2018 bis Januar 2019 ein homosexuelles Verhältnis, der Krefelder sei daher häufig in der Wuppertaler Wohnung seines Bekannten zu Gast gewesen.

Dort sei auch der Elfjährige ein und aus gegangen, dessen Vater in Haft gesessen habe. „Ich habe mich damals gefühlt wie ein 15-Jähriger“, sprach der Angeklagte über das Miteinander mit dem Jungen, das er für eine Freundschaft gehalten habe. Er habe seine Pubertät nachholen wollen, die eigenen Jugendjahre habe er im Internat verbracht und unter einem übermächtigen Vater gelitten. Er habe den Jungen damals dazu bewegen wollen, Fußball in einem Verein zu spielen und sei mit ihm zum Spielplatz gegangen.

Mit seinem Geständnis hatte der Angeklagte dem Opfer die Aussage erspart. Was das Gericht zu hören bekam, war auch für Prozessbeobachter nur schwer zu ertragen. Bei einigen der sexuellen Übergriffe soll auch der 61-Jährige Partner dabei gewesen sein. Der habe den Minderjährigen mit Süßigkeiten und Geschenken in seine Wohnung gelockt. Auch andere Jungen sollen mit ihm Kontakt gehabt haben. „Er hat ein Faible für Jungs, die gestrandet sind und die ihren Eltern nicht mehr vertrauen“, sagte der Angeklagte über seinen Partner.

Für dessen „sexuelle Dienste“ habe er selbst dem Elfjährigen jeweils bis zu 300 Euro gegeben. Irgendwann habe der dann auf dem Spielplatz ein gleichaltriges Mädchen kennen gelernt und sich von ihm abgewandt. Als der Junge ihm mit einer Anzeige gedroht habe, will er gesagt haben: „Mach das ruhig, dann ist es vorbei.“

Drei weitere angeklagte Taten sollen in Krefeld stattgefunden haben. Dort soll der Angeklagte mehrmals Sex mit einem 16-Jährigen gehabt haben. Auch dort soll es angeblich der Jugendliche gewesen sein, der ihn zu sexuellen Handlungen aufgefordert habe. Als Grund für seine sexuellen Präferenzen gab der Angeklagte seinen Aufenthalt im Internat und sein schwieriges Verhältnis zum eigenen Vater an. Der sei dominant, er habe sich gegen dessen Übermacht nicht erwehren können. Dessen mehrmalige Angebote, ihn im Gefängnis besuchen zu wollen, habe er abgelehnt.