Klaus Töpfer „Vater der Kreislaufwirtschaft“ kommt nach Wuppertal
Wuppertal · Klaus Töpfer hat als Bundesumweltminister und Exekutivdirektor der Vereinten Nationen viel dafür getan, dass Unternehmen und Privatpersonen zirkulär statt linear agieren. Als Gast des Dinners beim „Circular Valley Forum“ am 18. November 2022 in Wuppertal ist er nun neugierig auf die jüngsten Fortschritte seines Themas.
Dann schließen sich gleich zwei Kreise. Das „Circular Valley Forum“ findet in Deutschland statt, also genau in dem Land, das vor 30 Jahren mit dem Dualen System zum weltweiten Vorbild wurde. Und einer der Gäste dieses großen Treffens zur Circular Economy ist passenderweise der Mann, der das Thema hier und international wesentlich vorangebracht hat: Klaus Töpfer, früherer Bundesumweltminister und Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen. Er ist einer von rund 600 Entscheiderinnen und Entscheider sowie Expertinnen und Experten, die beim“ Circular Valley Forum“ über die aktuellen Herausforderungen und Lösungen auf dem Weg zu einer echten Kreislaufwirtschaft sprechen.
Angefangen hat alles 1991 mit der Verpackungsverordnung. Sie verpflichtete die Wirtschaft, Verpackungen nach Gebrauch wieder zurückzunehmen und bestmöglich zu verwerten. Zuvor wurde sämtlicher Abfall von den Kommunen entsorgt. Der Grüne Punkt und die Gelbe Tonne änderten das von Grund auf – und waren zugleich die Grundlage für das Kreislaufwirtschaftsgesetz, das Mitte der 90er-Jahre in Kraft trat und die Vorreiterrolle Deutschlands bei diesem Thema unterstrich.
Klaus Töpfer war von 1987 bis 1994 Bundesumweltminister und hatte in dieser Zeit wesentlichen Anteil daran, dass die Idee Wirklichkeit wurde. Er gilt deshalb heute als einer der Väter der Kreislaufwirtschaft. „Wir waren in der Entwicklung der Kreislaufwirtschaft Weltmarktführer und haben das deutsche Modell in viele Länder exportiert“, sagt Töpfer heute. „Endlich wurde über Ressourcen und Rohstoffe gesprochen, darüber, dass und wie wir sie bewahren müssen.“
In seiner Aufgabe bei den Vereinten Nationen erlebte Töpfer auch den internationalen Fortschritt. So habe sich beispielsweise in den USA viel getan. Dort sehe man das Thema zwar weniger unter ökologischen Gesichtspunkten. Aber auch mit einer ökonomischen Sichtweise komme man zu dem Ergebnis, dass es Unsinn sei, Dinge wegzuschmeißen, die man noch einmal nutzen kann.
Töpfer sieht das Thema im engen Zusammenhang mit den heutigen Fragen der Klima- und Energiepolitik. „Rohstoffe begrenzen den Ausbau der erneuerbaren Energien leider auf natürliche Weise. Wir werden deshalb viel mehr in Kreisläufen denken und arbeiten müssen, wenn wir den Klimaschutz richtig voranbringen wollen.“
Der heute 84-Jährige sieht für die weitere Entwicklung sowohl die großen Unternehmen als auch Startups in einer zentralen Rolle. „Der Bedarf an Kreislauf-Lösungen ist in der Wirtschaft groß, durch diese Nachfrage kommt das Ganze voran. Die Ideen, wie man das dann praktisch macht, kommen wie so oft „vom Rande“, also von jungen Gründerinnen und Gründern“, sagt Töpfer. Das erinnere ihn an die Anfangstage des Dualen Systems. „Wir galten damals als die Narren mit dem Grünen Punkt.“
Trotz aller Rückschläge und der immer größer werden Dringlichkeit von Lösungen blickt Töpfer optimistisch in die Zukunft. „Wenn Sie 84 Jahre alt sind und das ein Leben lang gemacht haben, dann können sie sich Pessimismus gar nicht mehr vorstellen. Ich bin aber nicht optimistisch um des Optimismus willen, sondern weil genau so gute Ideen vorankommen.“
Auf seinen Besuch beim Circular „Valley Forum“ freue er sich mit „großer Neugier“, sagt Töpfer. In der Historischen Stadthalle Wuppertal wird er Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft treffen. Weitere Gäste sind NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst, sein flämischer Kollege Jan Jambon sowie zahlreiche Vorstände und CEOs von DAX-Unternehmen, wichtigen Mittelständlern und wissenschaftlichen Institutionen. Themenschwerpunkte des Forums sind Technologie und Forschung, Kommunikation, Regulatorik und Potentiale – sowie mit Klaus Töpfer natürlich auch ein bisschen Geschichte.