planetW Laternenlicht-Projekt: Weil smart spart

Wuppertal · Die Wuppertaler Stadtwerke haben in Schöller-Dornap 100 Straßenleuchten digitalisiert. Ein Jahr nach Projektstart ist „planetW“ mit dem Leiter für Digitale Lösungen zum Abendspaziergang unter Laternenlicht verabredet.

Sören Högel beim Abendspaziergang über den Kirchenfelder Weg.

Foto: Nina Bossy

Es riecht nach Bauernhof und unten im Tal liegt schon das verschlafene Dorf Düssel, zu dem sich der Kirchenfelder Weg hinunterschlängelt. Der Bus zum Wuppertaler Hauptbahnhof kommt einmal die Stunde und eigentlich ist hier, in dem Bezirk Schöller-Dornap, seit Jahren alles beim Alten. Oder etwa nicht? Nein. Denn über den Köpfen der Familien und älteren Menschen, die hier wohnen, spazieren und zur Schule gehen, läuft Technik 2.0.

Denn die rund 300 Straßenlaternen, die diesen kleinen Außenbezirk erleuchten, werden digitalisiert, quasi intelligent. 100 Leuchten wurden bereits umgerüstet. Bald sollen alle Leuchten einzeln ansteuerbar sein und sich nach den Bedürfnissen der Anwohnerinnen und Anwohner richten. Denn eine smarte und eine nachhaltige Stadt, das geht ineinander über, sagt Sören Högel.

Er steht an diesem Herbstabend am Kirchenfelder Weg, der sich in warmes Abendlicht taucht. „Noch rund eine Stunde“, sagt der Leiter für Digitale Lösungen der Wuppertaler Stadtwerke. „Dann gehen sie an.“ Sören Högel geht den Kirchenfelder Weg hinunter und erzählt von diesem Pilotprojekt, das er mit seinem Team seit einem Jahr durchführt.

Am Anfang waren die Anwohnerinnen und Anwohner skeptisch. Was bringen die WSW-Leute denn da an unsere Laternen an? Die Rede ist von den Controllern, unscheinbare weiße Kästchen, die Daten erfassen und übertragen können. „Temperatur, Feinstaub und Frequenz – all das können wir messen“, erklärt Sören Högel.

In erster Linie geht es aber vor allem um das Licht. Denn statt dass wie in anderen Stadtteilen ab einer bestimmten Uhrzeit alle Leuchten per Funksteuerung gleichzeitig angeknipst werden, sind die LED-Laternen am Kirchenfelder Weg mitdenkend und individuell ansteuerbar. „Jede Lampe kann an ihren Standort optimal angepasst werden“, erklärt Sören Högel. Schulwege oder sogenannte Angsträume werden so mitgedacht. Und wenn weniger Lichtbedarf besteht, können die Leuchten gedimmt werden.

Die Konsequenz: Die zwei großen Themen Beleuchtungsoptimierung und Energiesparen sind unter einen Hut gebracht. Für Letzteres hat Högel Zahlen. Im vergangenen Jahr hat die digitalisierte Straßenleuchte statt 16.000 Kilowatt nur 7.000 Kilowatt Strom verbraucht – mehr als die Hälfte der Energie konnte eingespart werden.

Während die Stadtwerke das Projekt durchführen, hilft eine Kooperation mit der Wirtschaft. Das in Köln sitzende Unternehmen „Engie“, das zu einem französischen Energiekonzern gehört, stellt die Steuerungsplattform und einen modularen Mast. Was noch alles in Zukunft möglich ist, führt eben dieser besondere Mast am Kirchenfelder Weg Ecke Schopstreck vor. Der dort integrierte LED-Bildschirm zeigt Temperatur, Luftfeuchtigkeit und sogar den Füllstand der Glascontainer an.

„Interessant für die AWG, die so nur bei Bedarf zur Leerung rausfahren muss“, sagt Högel. Straßenleuchten als Think Tank der Infrastruktur – was alles noch möglich ist, möchte Sören Högel mit seinem Team herausfinden. Könnte der Mast auch E-Autos betanken? „Wir probieren es aus“, sagt Högel. Zunächst werden noch Bewegungsmelder integriert. So soll der Weg zur Grundschule Radenberg, dem ein Bürgersteig fehlt, noch sicherer werden.

Dass über den Köpfen der Bürger Daten erfasst und ausgetauscht werden, bleibt im Alltag des Stadtteils fast unbemerkt. „Aber die Aufklärungsarbeit war uns wichtig“, sagt Högel. „Wir haben mit den Leuten gesprochen, haben Fragen beantwortet, sind auf Bedenken eingegangen.“ Aber bereits kurz nach Projektstart haben sich die Menschen am Kirchenfelder Weg an ihre mitdenkenden Leuchten und das sanfte LEDLicht gewöhnt. 100 umgerüstete Lampen, 100 Controller, eine kleine Abendrunde zu Fuß.

Und dann, um kurz vor 19:30 Uhr, gehen die Leuchten nach und nach an und jede bescheint auf ihre Weise und in ihrer Stärke angenehm den wenigen Fußgängern den Weg nach Hause. „Unsere Aufgabe ist es, dass sich die Menschen wohlfühlen – ohne dass etwas auffällt“, sagt Sören Högel und blickt zufrieden nach oben. Dazu gehört für ihn ein nachhaltiges Leben unweigerlich dazu. Högel: „Energiesparen ist ein Bedürfnis geworden. Und dem werden wir gerecht. Aber eben smart, ohne dass Lebensqualität eingespart werden muss.“