Verkehrswacht Wuppertal Motorradsicherheit: Richtig zu reagieren lässt sich trainieren

Wuppertal · Ein Motorrad in jeder Situation adäquat beherrschen – wie das funktionieren kann, zeigt ein Sicherheitstraining bei der Wuppertaler Verkehrswacht.

Wie ein Lenkimpuls in Vollendung aussieht, demonstriert Trainer Hans-Jörg Holz eindrucksvoll. Nach diesem Vorbild wurden auch die Trainingsteilnehmer von Runde zu Runde mutiger.

Foto: Manfred Bube

Samstagmorgen gegen 10 Uhr auf einer großen Frei- fläche am Deutschen Ring: Zwölf Bikerinnen und Biker, von Anfang 30 bis über 60, plaudern in lockerer Runde, warten darauf, dass das Sicherheitstraining beginnt. Und es startet langsam: Aufwärmen mit kleinen akrobatischen Einlagen ist angesagt. „Auf der Sitzbank knien, auf der Fußraste stehen, freihändig fahren, solche Übungen erfordern etwas Überwindung, vermitteln aber im Gegenzug ein intensiveres Gefühl für die Maschine“, sagt Trainer Hans-Jörg Holz.

Von zaghaft bis forsch absolvieren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Herausforderungen. Dasselbe Bild offenbart sich beim Durchfahren des Slalom-Parcours sowie bei Bremsmanövern und verdeutlicht, dass hier mit ganz unterschiedlicher Erfahrung am Gasgriff dreht wird. Doch das ist nebensächlich, im Vordergrund steht bei allen der Wunsch, für jede Situation gewappnet zu sein. Fahranfängerin Ute (55): „Mir ist es wichtig, das Brems- und Kurvenverhalten meiner Yamaha Virago besser kennenzulernen.“ Das gilt auch für Rainer (64), der nach 30 Jahren Abstinenz mit einer Harley Davidson wieder in die Szene einsteigt: „Mir mangelt es noch etwas an Vertrauen in mich und die Maschine, da kann so ein Training nur von Vorteil sein.“

Mit einer kleinen Pause endet die Langsamfahrphase. Zügiger geht es weiter mit der Lenkimpulstechnik: Ein kurzer Stoß am Lenker und schon neigt sich die Maschine, ändert in Sekundenbruchteilen die Fahrt- richtung. Eine Technik, die blitzschnelles Ausweichen ermöglicht. Der Trainer, beruflich Polizeihauptkommissar bei der Direktion Verkehr des Wuppertaler Polizeipräsidiums, zeigt mit seiner 1200er BMW, wie das in Vollendung aussehen kann: Mit einem Zylinder kratzt der Boxer so am Asphalt, dass die Funken fliegen. Eindrucksvoll, doch noch nicht wirklich zur Nachahmung empfohlen. Denn um dieses Können zu erreichen, ist sehr viel Üben Voraussetzung.

Entsprechend vorsichtig agieren zunächst die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer, werden jedoch von Runde zu Runde etwas mutiger. Und genau darum geht es: sich langsam an die Grenzen der immer individuellen Einheit von Mensch und Maschine herantasten, Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten aufbauen und die Sicherheit zu gewinnen, die eine verantwortungsvolle Teilnahme am Straßenverkehr ermöglicht – ohne den Spaß am Motorradfahren zu schmälern.

„Richtig zu reagieren lässt sich trainieren. Das ist wichtig, wenn in gefährlichen Augenblicken keine andere Chance bleibt, als impulsiv zu handeln, und hilft, so vorausschauend zu fahren, dass brenzlige Situationen möglichst vermieden werden“ – so bringt es Hans-Jörg Holz nach vier Stunden Üben und Erfahrungsammeln auf den Nenner.