Interview zur Pissarro-Ausstellung im Von der Heydt-Museum "Magische Zahl 100.000"
Am Freitag (14. November 2014) konnte Museumsdirektor Gerhard Finckh den 20.000. Besucher der Pissarro-Ausstellung im Von der Heydt-Museum begrüßen. Rundschau-Redakteurin Sabina Bartholomä sprach mit ihm über den Erfolg der Präsentation und weitere Pläne.
Wie kommt die Ausstellung bei den Besuchern an?
Sehr gut, 20.000 Besucher innerhalb von knapp vier Wochen sind gewaltig. Gewöhnlich laufen Ausstellungen ruhig an. Es dauert immer eine Weile, bis es sich rumgesprochen und man sich mit Freunden zu einem gemeinsamen Besuch verabredet hat. An manchen Tagen haben wir 35 Führungen, und für heute sind alle Online-Tickets ausgebucht.
Wie ist die Resonanz in der Presse?
Ebenfalls sehr gut, außer FAZ, Zeit und der Neuen Züricher Zeitung haben alle überregionalen deutschsprachigen Zeitungen berichtet. Aber auch FAZ, Zeit und NZZ haben Artikel vorgesehen. Da stehen momentan Achenbach und der Verkauf der Warhol-Bilder im Vordergrund. Aber auch in Hörfunk und TV sind wir gut weggekommen. Außerdem konnten wir schon Journalisten aus Belgien und Frankreich hier begrüßen.
Wie erklären Sie sich den Erfolg?
Es ist mittlerweile bekannt, wie hoch die Qualität unserer Ausstellungen ist. Die Besucher haben registriert, wie konsequent wir gerade die Impressionisten präsentieren. Und nicht umsonst haben wir Pissarro als den Vater der Impressionisten betitelt. Heute will der Besucher nicht nur schöne Bilder sehen, sondern auch etwas lernen. Das bieten wir, zeigen ein Stückchen Kulturgeschichte, die Vernetzung der Künstler, präsentieren Pissarro zusammen mit seinen Freunden und Weggefährten, zeigen filmisch, wo er gelebt und gemalt hat. Unsere Ausstellungen sprechen sowohl Fachleute als auch Laien an.
Kommen viele Besucher von außerhalb?
Ja, aus Hamburg, Stuttgart, München oder Kassel, wir haben ja auch überregional Reklame gemacht. Außerdem gibt es die Möglichkeit, Zugticket und Eintrittskarte zusammen zu kaufen, auf beides eine Ermäßigung zu erhalten, das wird gut angenommen.
70 Gemälde und 70 Zeichnungen Pissarros hängen in Wuppertal. War es schwierig, die Werke auszuleihen?
In einigen Fällen ja, die Verhandlungen mit Los Angeles waren relativ kompliziert, aber dann wollten sie von uns ein Werk der Neuen Sachlichkeit der 20er Jahre ausleihen. Zuletzt erhielten wir im Gegenzug drei Werke aus L.A. Das sind die Deals, die man so macht.
Wie nehmen die Gäste die B7-Sperrung auf?
Noch finden die Besucher den Weg zu uns, aber ein Kritikpunkt ist es schon. Oft fangen Führungen mit Verspätung an, da Busse von außerhalb im Stau stehen oder "Ehrenrunden" drehen. Außerdem ist das Museum für Autofahrer nicht ausgeschildert. Von der Stadt bekomme ich immer zu hören, dass das nicht möglich sei, da das Haus in der Fußgängerzone liegt. Ich fürchte nur, wer jetzt als Besucher von außerhalb das Chaos erlebt, wird zur nächsten Ausstellung nicht mehr kommen.
Auf wie viele Besucher hoffen Sie?
100.000 ist hier die magische Zahl, damit wäre ich sehr zufrieden, auch in finanzieller Hinsicht, denn eine Ausstellung in dieser Größenordnung kostet immens. Aber ich glaube schon, dass wir diese Zahl erreichen.
Was ist als nächstes geplant?
Ab dem 27. September 2015 widmen wir uns der Sammlung Eduard von der Heydts, zeigen auch seine Afrika-Sammlung, die im Museum Rietberg in Zürich beheimatet ist. Damit wird klar, dass zwischen 1900 und 1950 Wuppertal das Zentrum der Kunst in Deutschland war. Aber es wird nicht nur der Sammler beleuchtet, auch seine Rolle während der Nazi-Diktatur spielt eine Rolle. Und 2016 widmen wir uns in einer großen Ausstellung Degas und Rodin. Die Vorbereitungen dazu laufen schon.