Kulturgut "Uhr": Gefährden Smartwatches das traditionelle Uhrmacherhandwerk?

Es ist fast symptomatisch für eine schnelllebige Zeit mit immer schneller wechselnden Moden, dass kürzlich das Wuppertaler Uhrenmuseum der Familie Abeler schließen musste — eine Institution, die sich zeitlosen Zeitmessern widmete.

Das Kulturgut "mechanische Uhr" scheint damit mehr denn je in Gefahr zu sein: Smartwatches drängen auf den Markt — mit teils durchschlagendem Erfolg. Die Leidtragenden scheinen — nach der sogenannten "Quarzkrise" in den 1980er-Jahren — mal wieder die Hersteller mechanischer Uhren und ihre Liebhaber zu sein. Doch können Smartwatches klassischen Zeitmessern tatsächlich den Rang ablaufen?

Apple ist längst bekannt dafür, mit seinen Produkten Märkte aufzumischen und regelrecht auf den Kopf zu stellen: Nachdem der Handymarkt seit dem iPhone von Smartphones geprägt wird, sind jetzt auch Armbanduhren zunehmend vernetzt. Zusatzfunktionen wie die Messung von Vitalfunktionen und das Abrufen von Nachrichten rücken in den Vordergrund. Das inzwischen mit beachtlichem Erfolg: In Sachen Verkaufszahlen hat das US-amerikanische Unternehmen längst alle traditionellen Uhrenmarken hinter sich gelassen. Lediglich Rolex markiert noch das sinnbildliche gallische Dorf — bloß in der Schweiz — und verkauft noch mehr Uhren als Apple. Als Reaktion auf den zunehmenden Erfolg von Smartwatches stellten Luxusuhrenhersteller bereits auf der Baselworld Anfang 2016 eine Reihe von vernetzten Uhren vor: Es gab smarte Modelle von Mondaine, Tissot oder Breitling zu sehen. Die aktuellen Marktveränderungen erinnern an die "Quarzkrise", als günstige batteriebetriebene Uhren zum ersten Mal erschwingliche Zeitmesser auf dem Markt etablierten und die Hersteller mechanischer Modelle bedrängten. Das damals prophezeite Ende mechanischer Uhren blieb aus, stattdessen konnten beide Varianten in jeweils anderen Preissegmenten nebeneinander bestehen.

Glaubt man den Prognosen einiger Branchenexperten, dürfte sich das strukturell wiederholen: Smartwatches etablieren sich vorwiegend in einem niedrigeren Preissegment und treten somit ironischerweise eher in Konkurrenz zu Quarzuhren. Mechanische Uhren sind hingegen naturgemäß teurer und im Gegensatz zu den schnell veralteten Smartwatches eher als langfristige Investition zu betrachten. Dafür spricht auch, dass Apple seine Luxusausgabe der Apple-Watch jetzt aufgibt. Damit wird es künftig keine weiteren diamantenbesetzen und vergoldeten Modelle geben. Apple scheint erkannt zu haben, was die großen Luxusuhrenhersteller traditionellerweise auszeichnet und in gewisser Weise unangreifbar macht: Werte wie Dauerhaftigkeit und Zeitlosigkeit — was digitale Geräte aufgrund ihrer beschleunigten Alterung nicht leisten können. Dass diese Werte trotz Smartwatches nicht in Vergessenheit geraten sind, zeigt der aktuelle Vintage-Boom: Online-Marktplätze für hochwertige Uhren wie chrono24.de florieren und erfreuen sich bei Händlern wie bei Käufern zunehmender Beliebtheit. Hier werden sowohl klassische Uhren als auch Sammlerstücke und neuwertige Modelle vertrieben. Den Trend für Vintage-Uhren bestätigt auch Stefan Muser, Leiter eines spezialisierten Auktionshauses im Interview mit dem "manager magazin": "Wir haben mit Vintage-Uhren zu tun, da ist der Markt noch recht stabil." Abschließend scheinen sich Smartwatches und mechanische Uhren in unterschiedlichen Märkten zu behaupten und gänzlich unterschiedliche Nachfragen zu bedienen. Das Interesse an mechanischen Uhren — ob vintage oder neuwertig — ist jedenfalls noch vorhanden. Wie sich die Märkte aber entwickeln werden, bleibt abzuwarten. Bildrechte: Flickr Telling time Ash Chuan CC BY-SA 2.0 Bestimmte Rechte vorbehalten