Das Ende der Ära Johannes Slawig „Ein Riesentalent für diesen Job“

Wuppertal · Am 31. Oktober 200 geht Stadtkämmerer Johannes Slawig in den Ruhestand – das Ende einer Wuppertaler Verwaltungs-Ära, die 1998 begann. Ein Rückblick des ehemaligen Rundschau-Redaktionsleiters Hendrik Walder, der Slawigs gesamte Amtszeit journalistisch begleitet hat.

Gratulationsparcours für Stadtkämmerer und Stadtdirektor Johannes Slawig am Montag bei seiner letzten Ratssitzung nach 24 Dienstjahren in der Wuppertaler Verwaltungsspitze.

Foto: Stadt Wuppertal/Assunta Jaeger

Auf dem englischen Thron jemand anderer als die Queen – das konnten sich bis vor wenigen Wochen wirklich nur ganz Hochbetagte vorstellen. Ähnlich mag es jetzt vielen Wuppertalern gehen, die als Stadtkämmerer nur Johannes Slawig kannten. Die Oberbürgermeister wechselten zumindest gelegentlich – aber eigentlich war es egal, wer unter dem mächtigen Herren der Finanzen als Stadtspitze gewählt war.

So sahen es zumindest nicht wenige, denn wer regieren und/oder gestalten will, der braucht Geld. Davon aber hatte Wuppertal in den letzten Jahrzehnten nicht viel, weswegen ein Nein des Kämmerers viele schöne Pläne zunichte machte.

Dabei war Slawig kein Pfennigfuchser oder Erbsenzähler, sondern in meinen Augen ein permanenter Krisenmanager. Einer, der in der Verwaltung des (Finanz-)Mangels klare Entscheidungen bevorzugte. Solch ein Verhalten schafft nicht nur Freunde, weder in der Verwaltung noch in der Politik. Aber letztlich waren seine Priorisierungen immer vernunftgesteuert und nachvollziehbar – das machte es seinen Kritikern nicht leicht.

In der Rückschau lässt sich sagen: Der Mann hat einfach ein Riesentalent für diesen Job. Seine philologische Ausbildung hätte normalerweise eine ganz andere Karriere nach sich ziehen müssen. Doch über die politische Schiene gelangte er auf den Kämmererstuhl in Paderborn, wo er wirtschaftliche Begabung erkennen ließ. Die spöttelnden Kommentare zu Beginn seines Wechsels nach Wuppertal über seinen wissenschaftlichen Werdegang verstummten jedenfalls schnell.

Vielleicht auch wegen des Themas seiner Doktorarbeit „Der Kampf gegen das Duellwesen im 19. und 20. Jahrhundert in Deutschland unter besonderer Berücksichtigung Preussens“. Sie ließ schon eine gewissen Konfliktfreude durchscheinen, auch wenn er die folgenden Auseinandersetzungen stets im argumentatorischen Wettstreit ausfocht.

Johannes Slawig ist eben ein homo politicus, in nicht wenigen Phasen war er das einzige politische Schwergewicht in der Wuppertaler CDU, dessen Ruf auch über die Stadt selbst hinaus strahlte. Wobei er seine politischen Vorstellungen auch erfolgreich mit Politikern anderer Parteien aushandelte – ein sachpolitisch geprägter Typus eben, den die Querelen in seiner eigenen Partei durchgängig nervten.

Vor einigen Jahren habe ich ihn eine Woche lang auf einer Investorentour durch China begleitet, 24/7 sozusagen. Und einen aufgeräumten, fröhlichen Menschen kennengelernt. Strukturiert und konzentriert, wenn nötig, jovial und witzig, wenn möglich. Sichtlich und hörbar zufrieden, wenn es so läuft, wie es soll. Und klar in der Ansage, falls das nicht der Fall ist. So agiert jemand, der seinen Beruf mit Freude ausübt, beziehungsweise ausgeübt hat.

Da wundert es nicht, dass er gerne noch ein wenig weitergemacht hätte. So wie sein Vorgänger Elmar Schulze, der kam auf 28 Jahre. Stadtkämmerer – ein Traumberuf: Wer hätte das gedacht ...