Bahnhofsbuchhandlung in Not Der Bundestag soll helfen
Wuppertal · Thomas Leipoldt lässt nichts unversucht. Nun wird sich der Petitionsausschuss mit der Existenzbedrohung der Barmer Bahnhofsbuchhandlung durch die Bahnsperrung beschäftigen.
Thomas Leipoldt von der Bahnhofsbuchhandlung Jos. Linz & Sohn zieht bei Halbzeit der Einstellung des Bahnverkehrs bis zum 31. August eine bittere Zwischenbilanz für seinen Betrieb im Barmer Bahnhof: "Der Umsatzrückgang liegt durch die fehlende Laufkundschaft bei rund 70 Prozent. Wir haben trotzdem niemanden entlassen und sogar eine Auszubildende eingestellt."
Leipoldt und seine Lebensgefährtin und Geschäftsführerin Carmen Treptow haben mittlerweile eine Petition an den Deutschen Bundestag verfasst und bereits eine Eingangsbestätigung erhalten. Carmen Treptow erläutert: "Es geht doch bei diesem Problem nicht nur um uns, sondern auch um zahlreiche andere Unternehmen, die davon betroffen sind. Es kann nicht sein, dass es in solchen Fällen keinerlei Hilfestellung vom Staat gibt. Wenn ein Künstler durch widrige Umstände in Not gerät, kann er sich an die Deutsche Künstlerhilfe wenden. Der Bund und die Länder zahlen jährlich Zuschüsse in einen Fonds ein." In der Petition (sie liegt im Laden aus) heißt es weiter: "In den letzten Jahren war unser Geschäft immer wieder durch Bahnsperrungen an Wochenende, Kundgebungen und Gegendemonstrationen betroffen und beeinträchtigt. Das sind Probleme, die uns immer wieder bevorstehen und die wir auch in Zukunft bewältigen werden. Was wir aber nicht schaffen können, sind über sechs Wochen ohne Bahn, die unsere Firma unverschuldet in den Ruin treibt. Nach unserer Einschätzung gibt es hier eine Gesetzeslücke, damit Betroffene entweder vor einer solchen Situation geschützt werden oder Hilfe und Unterstützung bekommen, um ihre Existenz zu sichern. Bei allen uns von dritter Seite gemachten Lösungsvorschlägen sind entweder wir in die Verantwortung genommen worden oder unsere Mitarbeiter."
Der ironische Höhepunkt: Aus dem Umfeld der ehemaligen NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) wurde sogar zu einer Insolvenz geraten. Bei allen Sorgen gab es aber auch positive Begebenheiten. "Viele unserer Kunden leiden mit uns. Sie halten uns die Treue. Das ist oft rührend und hilft uns sehr", berichtet Leipoldt.
Kurios entwickelte sich unterdessen eine andere Situation: Während der Total-Abkoppelung wurde die Bahnhofsbuchhandlung in Oberbarmen (von dort kommt man übrigens problemlos in Richtung Norden) umgebaut, ist noch bis zum 17. August geschlossen und so kamen einige Kunden eigens zum Barmer Bahnhof, denn viele Kunst-, Kultur- und Computer-Magazine und Romane wie Perry Rhodan gibt es nur dort zu kaufen.