Kalktrichterofen am Eskesberg Denkmal droht der Verfall
Wuppertal · Der historische Kalktrichterofen am Eskesberg ist Zeugnis der hiesigen Industriegeschichte. Jetzt scheint er der Verwahrlosung preisgegeben, obwohl er in der Denkmalliste des Landes NRW registriert ist.
Bis 1942 brannte im Westen Wuppertals am Dorper Bruch das Feuer im mächtigen Kalktrichterofen. "Dann wurde der Betrieb stillgelegt, da der weithin sichtbare Feuerschein während des Krieges feindlichen Piloten zur Orientierung diente. Der Ofen wurde verfüllt und zum Luftschutzbunker umfunktioniert", sagt Herbert Wagner. Er kennt sich in der Geschichte des Denkmals neben dem Otto-Hausmann-Ring bestens aus, schließlich war er selbst 36 Jahre in der Kalkindustrie tätig und organisiert heute regelmäßige Führungen durch den Kalktrichterofen. Jetzt aber macht er sich Sorgen um die Zukunft des Industriedenkmals.
Im Rahmen einer AB-Maßnahme kam das geschichts-trächtige Gemäuer 1987 zu neuem Glanz und wurde fortan in der Öffentlichkeit wahrgenommen. "Das ist in erster Linie Paul Reising und Erika Heilmann zu verdanken, die für den Erhalt des Ofens kämpften, den Verein Kalkofenfreunde ins Leben riefen und große Ziele hatten. Unter anderem gab es die Vision vom Kalkpark an der Trasse", erinnert sich Wagner. Nur etwas weiter, oberhalb der Trasse im Bereich des ehemaligen Haltepunkts Dorp, liegt ein weiterer Ringofen vergraben. "Er ist sehr gut erhalten, rund 45 Meter lang und 16 Meter breit", erzählt Wagner.
Mit dem Tod von Erika Heilmann und Paul Reising fehlten die treibenden Kräfte. Der Verein wurde aufgelöst. Lediglich an jedem ersten Sonntag im Monat erwacht der Kalk-trichterofen für knappe zwei Stunden zum Leben, wenn Herbert Wagner oder seine Mitstreiterin Ute Sänger zur kostenlosen Führung bitten.
Doch auch das ist nur noch eingeschränkt möglich: "Zu Beginn des Jahres untersagte die Stadt uns, die Brücke, die den direkten Einblick in den Trichter ermöglicht, zu betreten, die Statik müsse überprüft werden. Damit ist der wichtigste Teil bei der Führung hinfällig", ist Wagner von der Stadt enttäuscht, die ihn bei Anfragen immer wieder vertröstet. Stattdessen wurde unterhalb der Brücke ein Gerüst aufgebaut, dass vor herabfallenden Steinen schützen soll. Es dient aber eher Kindern als waghalsige Klettermöglichkeit. Außerdem wurde der obere Zugang zur Brücke verschlossen - kein Hindernis für Jugendliche, dort ihre Partys zu feiern.
"Bei meiner Führung am 2. Juli bemerkte ich, dass das Tor aufgebrochen war, rund um den Trichter fanden sind die Überreste einer Feier. Am 4. Juli meldete ich das beim Historischen Zentrum, doch passiert ist bisher nichts. Auch wenn der Trichter nach rund 50 Zentimeter durch einen Lattenrost nach unten gesichert ist, ist die Unfallgefahr groß", so Wagner.
Überhaupt scheint das städtische Interesse am Industriedenkmal nicht sonderlich groß zu sein. Die Treppe zum oberen Zugang ist kaum mehr begehbar, Brombeersträucher wuchern wild, im Mauerwerk haben sich ebenfalls Pflanzen angesiedelt. "Wenn die Stadt nicht mehr dahinter steht, geht das Industriedenkmal verloren. Doch so lange es geht, mache ich die Führungen weiter", hofft Herbert Wagner auf den Start der Sanierung.
Bürgermeisterin Ursula Schulz, der das Problem bekannt ist, stellte als kulturpolitische Sprecherin der SPD eine Anfrage in der letzten Kulturausschuss-Sitzung vor der Sommerpause. "Eine Entscheidung, wie es nun weitergeht, soll nach der Sommerpause fallen. Auf jeden Fall werde ich am Ball bleiben."