Rita Süssmuth besucht das Sozialunternehmen „SprInt“ „Das wollen wir doch mal sehen!“

Wuppertal · Sie war Präsidentin des Deutschen Bundestages und ist in Wuppertal geboren. Als Gründungsmitglied des Sozialunternehmens "SprInt" verbrachte sie einen Nachmittag in Barmen: Prof. Dr. Rita Süssmuth.

Rita Süssmuth bei ihrem Besuch in Wuppertal.

Foto: Rundschau

Die kleine, ältere Dame ist nicht gekommen, um einer Veranstaltung mit ihrem berühmten Namen Glanz zu verleihen. Das ist nicht Rita Süssmuths Ding. Sie streckt auch nicht nur die Hand aus, um Höflichkeiten auszutauschen. "Sagen Sie noch einmal Ihren Namen und bitte Ihre Zeitung", hakt sie nach. Sie will's wissen. Echter Dialog statt Routine. Und mit diesem Charme, ihrer jugendlichen Neugier und ihrer besonderen Perspektive wird der Freitagnachmittag mit der 81-Jährigen bei "SprInt" für alle Besucher ein Erlebnis, mit echtem Austausch und rührender Begegnung.

Die gemeinnützige Genossenschaft "SprInt", gegründet im Dezember 2015, bildet Menschen mit Migrationshintergrund zu Dolmetschern aus, bringt sie in Arbeit und konnte mit ihrem Konzept der Integrationsvermittlung die ehemalige Präsidentin des Deutschen Bundestages als Gründerin und Förderin gewinnen. "Ich gebe zu, es lag an Ihrer Idee — und an Wuppertal", sagt die gebürtige Wichlinghauserin mit einem feinen Schmunzeln.
An diesem Freitagnachmittag besucht die CDU-Politikerin das Start-Up in der Elberfelder Straße, dessen 50 sozialversicherte Angestellte im Jobcenter, Gesundheitsamt, in der Frauenberatung oder auch in LVR-Kliniken übersetzen. Sieben von ihnen stellen sich Rita Süssmuth vor, jeder mit seiner persönlichen Geschichte und Perspektive, einer differenzierten Sprache und einem wunderbaren eigenen Klang, der die Muttersprache als Melodie im Hintergrund mitschwingen lässt. Aus dem Iran, aus Marokko, Bulgarien und Usbekistan kommen die Menschen, die Süssmuth und den anderen geladenen Gästen, wie Manfred Rekowski, Präses der Rheinischen Landeskirche, Dr. Martin Hamburger, Leiter der Diakonie Wuppertal, sowie Dr. Jochen Denker aus dem Aufsichtsrat der "SprInt" Einblick in ihren Job gewähren.

Die SprInt-Mitarbeiter erzählen, Süssmuth fragt nach. Der Rest lauscht und versteht, dass Integration hier, in diesem Raum, gerade gelebte Realität ist und dass sie draußen als ständiger Prozess mit Mut vorangetrieben werden muss. "Ich habe viele Enttäuschungen erlebt", sagt Süssmuth mit Blick auf ihre politische Karriere. "Aber die interessieren mich nicht. Womit wir durchgekommen sind, ist doch entscheidend." Und dann verrät sie ihr Rezept. "Wenn etwas schwierig wird, darf man nicht in Klage verfallen. Dann muss man denken: Das wollen wir doch mal sehen. Und dann einfach loslegen."