Geschichten, die wir gerne geschrieben hätten (8) E-Roller sind die neue Schwebebahn
Wuppertal · In der Rundschau-Ausgabe vom 28. Dezember 2024 haben wir Artikel veröffentlicht, die wir 2024 sehr gerne verfasst hätten, wenn nicht alles ganz anders gekommen wäre. Begeben Sie sich mit uns auf eine Gute-Laune-Reise durch die jüngste Wuppertaler Stadtgeschichte, die so leider gar nicht stattgefunden hat, zum Jahresabschluss aber hoffentlich trotzdem für ein bisschen heitere Silvester-Stimmung sorgt. Und wer weiß: Vielleicht wird die eine oder andere erfundene Story 2025 ja doch noch Wirklichkeit. Hier die achte.
Die Stadt verbietet in eng bebauten Vierteln Autos und setzt auf eine Mobilitätsinnovation – wie schon vor mehr als 120 Jahren. Die Stadt ist im Bereich Verkehr ihrer Zeit voraus. Schon 1901 trauten sich die Städte entlang der Talachse etwas vollständig Neues – und ließen die Schwebebahn ihre Runden drehen
Vergleichsweise lang hat es gedauert, bis die E-Roller es nach Wuppertal schafften. Während sie in Mailand, Düsseldorf und Berlin seit Jahren nicht mehr wegzudenken sind, rollten sie hier erst im vergangenen Jahr, im Oktober 2023, ein.
Um wieder den Ruf einer zukunftsfähigen Großstadt zu erhalten, wagt die Stadt 123 Jahre nach der Schwebebahn-Eröffnung wieder etwas ganz Neues: Wie das Presseamt mitteilte, sollen weite Teile der Innenstädte von Barmen und Elberfeld mit einem großzügigen Radius drumherum sowie weitere eng bebaute Stadtteile autofrei werden. Der Antrag ging von entnervten Bürgerinnen und Bürgern aus und wurde in den Bezirksvertretungen sowie im Rat positiv beschieden, sodass die Stadt schon mit Beginn des Jahres 2025 mit der Umsetzung anfängt. „Die Entscheidung mag für manche nach einer Hauruck-Aktion aussehen. Tatsächlich haben wir aber schon lange im Hintergrund Konzepte erarbeitet, die die Gremien schließlich schnell überzeugten.“
Das Presseamt ergänzte, dass durch die Ausarbeitung dieses abteilungsübergreifenden Themas andere Projekte ins Stocken geraten waren, und entschuldigte sich für die Verzögerungen. Beispielhaft genannt wurden die Baustelle an der Loher Brücke sowie das Verteilen von Knöllchen in bekannten Halteverbots-Zonen. „Wir wussten von Anfang an, dass wir dieses Problem nicht symptomatisch behandeln, sondern die Ursachen bekämpfen wollten“, schaltete sich auch Oberbürgermeister Uwe Schneidewind in die Diskussion ein. „Und die Ursache sind ganz klar zu viele Autos auf zu wenig Platz.“
Auslöser für die schnelle Entscheidungsfindung seien außerdem die dringlichen Bitten der Feuerwehr und Rettungskräfte gewesen, die in den vergangenen Jahren immer wieder verspätet am Einsatzort eintrafen, weil ihnen falsch abgestellte Autos den Weg versperrten. „Wir haben sofort gemerkt, dass die E-Roller eine Lösung für viele Verkehrsprobleme sind – in Ergänzung zum Fuß- und Radverkehr in der ,Stadt der kurzen Wege’“, fügte der Oberbürgermeister hinzu. „Zu merken, dass die Autos nicht mehr die Zukunft sind, hat hingegen lange gedauert. Nun gehen wir mutig voran und wagen, wie bereits mit der Schwebebahn, einen Neuanfang im Bereich Mobilität.“
Städtischer Einkaufsservice und Parkplätze mit Shuttle-Service
Konkret vorgestellt werden sollen die Pläne zu den Autoverbotszonen mit dem neuen Jahr: Am 6. Januar findet der traditionelle Neujahrsempfang durch den Oberbürgermeister statt, der in diesem Jahr auch ein neues Kapitel der Stadtgeschichte aufschlagen möchte. Angedeutet wurde aber bereits, dass der Ölberg, das Luisenviertel, die Südstadt, die gesamte Elberfelder City, die Kaiserstraße in Vohwinkel, der Rott sowie viele Straßen in Wichlinghausen und die Barmer Innenstadt autofrei bleiben sollen.
An ihrer Stelle sollen Bäume und Beete das Stadtbild aufwerten, es wird ein städtischer Einkaufsservice eingeführt, vor Ort sollen jeweils kleine Versorgungszentren entstehen und viele weitere WSW-Cabs die Straßen erobern – für all jene, die auf ein Auto angewiesen sind. Zusätzlich werden große Parkplätze mit einem Shuttle-Service in die Quartiere eingerichtet.
Und die beste Nachricht, wie der Oberbürgermeister findet: „Der öffentliche Personennahverkehr wird in der gesamten Stadt für die Bürgerinnen und Bürger kostenlos sein. So, wie es jetzt ist, kann es nicht weitergehen. Wir wagen etwas, einen absoluten Gamechanger, der durchaus Synergieeffekte mit sich bringt und von Wuppertal aus in die Welt strahlt“, findet Schneidewind – und wird philosophisch: „Zurück zu den Wurzeln bedeutet in diesem Fall einen großen Schritt vorwärts in Richtung Innovation.“
Der ehemalige Kämmerer und CDU-Chef Johannes Slawig kommentierte die Nachricht knapp: „Sich noch über die E-Roller aufzuregen, ist sowas von 2023.“