Mehr Unterstützung gefordert Beratungsstelle der Diakonie „am Limit“

Wuppertal · Lange Wartelisten, immer komplexere Fälle und ein überlastetes Hilfesystem: Die evangelischen Erziehungs- sowie Familien-, Paar- und Lebensberatungsstelle in Wuppertal kommt, wie die meisten Beratungsstellen auf dem Gebiet des Diakonischen Werkes Rheinland-Westfalen-Lippe (Diakonie RWL), nach eigenen Angaben angesichts der steigenden Nachfrage an ihre Grenzen. Es drohe ein Versorgungsengpass.

Symbolbild.

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In den Beratungsstellen sollen die Menschen schnelle Hilfe finden, bevor ihre Probleme noch komplexer und sie lange krank werden bzw. auf Psychotherapie oder einen stationären Klinikaufenthalt angewiesen sind – auch mit wirtschaftlichen Folgen. „Heute an Beratung zu sparen, kostet morgen viel mehr und macht Menschen das Leben schwer“, sagt die Wuppertaler Diakoniedirektorin Dr. Sabine Federmann.

Die Diakonie bietet in Wuppertal zahlreiche Beratungsmöglichkeiten. „Wir wollen frühzeitig helfen, so dass Probleme erst gar nicht zu groß werden“, betont Bärbel Hoffmann (Geschäftsführerin der Kinder Jugend und Familien gGmbH der Diakonie. „Aber mittlerweile werden Wartelisten immer länger Und es wird immer schwieriger, zeitnah Menschen in Notsituationen zu begleiten.“

Hoffmann: „Wir bieten in Wuppertal ein sehr breites Beratungsangebot für Familien in den unterschiedlichsten Lebenslagen an. Schon in der Schwangerschaft begleiten wir Frauen in Krisen, ganz junge Familien, die sich in der neuen Lebenssituation schwertun, bekommen frühe Hilfen, möglichst noch bevor Probleme eskalieren. Auch bei der Erziehung größerer Kinder, bei Familien- und Paarkonflikten oder in Trennungssituationen sind wir ansprechbar.“

„Die Rückmeldungen der Menschen, die bei uns Unterstützung bekommen haben, sind extrem gut“ ergänzt Sabine Federmann. „Sie empfehlen uns weiter und das ist toll. Gleichzeitig aber sind unsere Kapazitäten mehr als ausgelastet. Immer mehr Hilfesuchende treffen auf ein unterfinanziertes System. Häufig haben wir einfach keine Möglichkeiten zu helfen, obwohl Unterstützung dringend nötig wäre.“

Die aus Sicht der Diakonie aktuell vier wichtigsten Punkte:

Mehr Ratsuchende: „Immer mehr Menschen suchen mit immer komplexeren Themen Rat, wodurch längere und häufigere Beratungen notwendig sind. Sie belasten beispielsweise der Krieg in der Ukraine, die Nachwirkungen der Pandemie, weltpolitische Krisen und der Klimawandel.“

Überlastetes System: „Neben der steigenden Nachfrage sehen sich die Beratungsstellen auch mit Engpässen in anderen Hilfesystemen konfrontiert. Viele Kinder und Jugendliche warten bis zu zwei Jahre auf einen Therapieplatz. Beratungsstellen versuchen, diese Wartezeit zu überbrücken, haben aber bei weitem nicht genug Kapazitäten.“

Knappe Finanzen: „Die finanziellen Ressourcen sind ebenfalls knapp. Seit 1993 werden keine neuen Beratungsstellen mehr in die allgemeine Förderung des Landes Nordrhein-Westfalen aufgenommen, die zudem seit Jahren nicht angepasst wurde. Die Landesförderung deckt im Durchschnitt ein Viertel der Personalkosten und 20 Prozent der Betriebskosten der evangelischen Beratungsstellen. Trotz eines Kommunalen Zuschusses reicht die Förderung nicht aus, zudem sind die Förderungen nicht an die gestiegenen Personalkosten angepasst. Die Lücke zwischen öffentlichem Geld und den tatsächlichen Kosten der Evangelischen Beratungsstelle wird immer größer.“

Gesellschaft stärken: „Die Diakonie fordert daher dringend eine bessere finanzielle und personelle Ausstattung der Beratungsstellen durch die Kommunen und das Land NRW, um Familien, junge Menschen und andere Hilfesuchende in der notwenigen Weise zu unterstützen.“