Karfreitag ab 9 Uhr Countdown für ARD-Gottesdienst aus der Citykirche

Wuppertal · Krisen, Brüche und das Gefühl, von Gott verlassen zu sein: Unter dem Motto „Mein Karfreitag“ bereitet Pfarrerin Simone Pries mit einem Team einen sehr persönlichen Gottesdienst für diesen Karfreitag vor. Die ARD überträgt ihn am 29. März 2024 ab 10 Uhr live aus der CityKirche Elberfeld.

Pfarrerin Simone Pries.

Foto: Sabine Damaschke

Stimmt die Akustik, sind Streichquartett und Tänzerin gut zu sehen und wo soll wer stehen bei Liturgie, Lesung und Fürbitten? Pfarrerin Simone Pries beobachtet eine Probe für den Karfreitags-Gottesdienst auf der Empore in der CityKirche. Bis zum 29. März werden noch weitere Proben folgen. Wenn die ARD den Gottesdienst live um 10 Uhr überträgt, muss alles auf die Minute genau passen.

„Unsere Kirche ist klein und modern. Deshalb eignet sie sich gut für einen Gottesdienst, in dem Menschen auf sehr individuelle Weise von ihrem persönlichen Karfreitag erzählen“, sagt Simone Pries, die liturgisch durch den Gottesdienst führt. Gleichzeitig sei das aber auch eine besondere Herausforderung für die Live-Übertragung, erklärt Rundfunkpastorin Sabine Steinwender-Schnitzius. Denn in ihm wird auf kleinem Raum gelesen, gesungen und getanzt. Rund 200 Menschen können in der Kirche dabei sein.

Drei persönliche Kreuzwege

„Mein Karfreitag“ lautet der Titel des Gottesdienstes. Es geht um eine individuelle Auseinandersetzung mit den letzten Worten Jesu am Kreuz „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“. „Viele Menschen kennen in den Krisen ihres Lebens das Gefühl, von Gott verlassen zu sein“, sagt Simone Pries. Drei Frauen erzählen daher exemplarisch ihre Geschichten – nicht nur in Worten, sondern auch mit Tanz und Gesang.

Foto: Thorsten Levin

Die Tänzerin Tetiana Znamerovska ist vor zwei Jahren auf Einladung des Tanztheaters Pina-Bausch aus der Ukraine nach Wuppertal gekommen. Ihre Fluchtgeschichte und die Geschichte der Ukrainer, die schon seit Beginn des letzten Jahrhunderts Unterdrückung und Vertreibung, Hunger und Verfolgung erleben mussten, zeigt sie in einer Choreografie. Begleitet wird die 28-jährige Tänzerin dabei von einem Streichquartett des Wuppertaler Sinfonieorchesters.

„Von einer Generation zur nächsten haben wir unsere Traumata übertragen“, sagt sie nach der Probe. „Ich möchte, dass die Menschen hier unsere Geschichte besser verstehen, dass sie unser Leid mitfühlen und sich dazu bewegen lassen, uns zu unterstützen.“ Tetiana Znamerovska bittet daher im Gottesdienst um Spenden für die Organisation Pirogov First Volunteer Mobile Hospital, die an der Frontlinie des Krieges in der Ukraine medizinische Versorgung leistet.

Das Leid aushalten und mittragen

Die Sängerin Chioma Igwe, Mitglied des internationalen Frauenchors „Women of Wuppertal“ (WOW) wird ihren persönlichen Karfreitag in einem A-Capella-Song verarbeiten. Darin berichtet sie musikalisch in ihrer von Klicklauten bestimmten Muttersprache Iggo über ihre Flucht aus Nigeria. Die Wuppertalerin Dorothee Düver erzählt schließlich in eigenen Worten vom Karfreitag ihrer Schwester, einer jungen Professorin. Diese musste nach einem Aneurysma alles neu lernen, vom Reden bis zum Laufen. Dorothee Düver hat sie bei ihrem Weg zurück ins Leben begleitet.

Rundfunkpastorin Sabine Steinwender-Schnitzius (li.) und Pfarrerin Simone Pries planen den Gottesdienst schon seit einem halben Jahr.

Foto: Sabine Damaschke

Ums Mittragen und Aushalten des Karfreitags der anderen, aber auch um das Aushalten der Unsicherheit im Glauben und des Gefühls einer Gottesferne geht es in der Predigt von Oberkirchenrat Martin Engels, wie Rundfunkpastorin Sabine Steinwender-Schnitzius verrät. Der gebürtige Wuppertaler ist neuer Leiter des Evangelischen Büros NRW und hat die Dauer- und Wanderausstellung zur Barmer Theologischen Erklärung in der Gemarker Kirche kuratiert.

„Ob die persönlichen Geschichten der Frauen, die Predigt, Fürbitten oder Lieder, die Kirchenmusikdirektor Jens-Peter Enk an der Orgel begleitet – es geht dabei immer auch um Hoffnung und um die Kraft, mit Gottes Hilfe weiterzugehen“, betont Pfarrerin Simone Pries. „In der Not sind wir nicht von Gott verlassen, auch wenn es sich so anfühlen kann. Neues Leben ist möglich.“