Leserbrief Wieso immer nur Brachflächen?

Betr.: BUGA-Abstimmung

Leserbrief an die Wuppertaler Rundschau: redaktion@wuppertaler-rundschau.de

Foto: Rundschau

Ich frage mich, woher die, auch von manchen Lokalpolitikern geäußerte, Behauptung kommt, für eine BUGA sei die Entwicklung von Brachflächen zwingende Voraussetzung.

Ich habe die letzten beiden BUGAs besucht.

In Heilbronn wurde in der Tat eine zentral an der Bahn und unmittelbar am Neckar gelegene Brachfläche entwickelt. Auf der Brachfläche wurden Wohnungen, Cafés und eine Parkanlage, unter anderem mit einem künstlichen See, errichtet. Cafés und Restaurants in der Stadt längs des Flusses waren fußläufig von der BUGA erreichbar. Für mich ein Beispiel gelungener Stadtentwicklung.

In Erfurt war das BUGA-Konzept ein völlig anderes. Es gab zwei Standorte. Der Hauptstandort war das Gelände der ehemaligen IGA. Die Internationale Gartenaustellung (IGA) wurde in den 60er Jahren von der DDR als Gegenstück zur BUGA ins Leben gerufen. Dieser Hauptstandort war eine große, historische Parkanlage, die in zehn Minuten von der Innenstadt per Straßenbahn zu erreichen war und definitiv keine Brachfläche. Der zweite Standort war die Festung Petersberg – fußläufig in unmittelbarer Nähe zur Innenstadt gelegen. Auch dies keine Brachfläche.

Daneben wurden auch Infrastrukturprojekte im Rahmen der BUGA realisiert. Hier wäre wohl an erster Stelle die Umgestaltung der Gera-Auen zu nennen. Längs der Gera wurden dazu im Wesentlichen alte Parkanlagen aufgewertet und erweitert sowie Radwege angelegt. Diese waren aber nicht als besondere BUGA-Standorte ausgewiesen. Dazu kamen im Rahmen der BUGA in Erfurt über 30 Außenstandorte in ganz Thüringen, die unter anderem die Schlossparks zahlreicher historischer Schlösser umfassten. Auch hier keine Entwicklung von Brachflächen, sehr wohl aber eine Entwicklung des öffentlichen Raums.

Der Fokus der Erfurter BUGA lag nach meinen Beobachtungen ganz klar auf der Aufwertung des öffentlichen Raums, aber nicht primär auf der Entwicklung von Brachflächen.

Gerade mit Blick auf die Erfurter BUGA leuchtet mir nicht ein, wieso eine Einbeziehung der Wuppertaler Parkanlagen (Barmer Anlagen, Hardt, Nordpark) angeblich aufgrund der Vergaberichtlinien der BUGA-Gesellschaft nicht möglich sein soll.

Auch wie bei einem mit 70 Millionen Euro veranschlagten Projekt bis zum Bewerbungsschluss in zwei Monaten eine halbwegs seriöse Prüfung und Kostenschätzung der zahlreichen Änderungsvorschläge aus der Bürgerschaft durch die chronisch unterbesetzte Verwaltung möglich sein soll, erschließt sich mir nicht.

Man darf hier eher vermuten, dass von interessierter Seite Argumente vorgeschoben werden, um die BUGA letztlich mit ein paar kosmetischen Änderungen gemäß der ursprünglichen Planung durchzuziehen. Koste es, was es wolle.

Dr. Michael Grobel