Leserbrief Aus der Zeit gefallene Leistungsschau

Betr.: BUGA-Diskussion

Leserbrief an die Wuppertaler Rundschau: redaktion@wuppertaler-rundschau.de

Foto: Rundschau

Uns Wuppertaler Bürgern weismachen zu wollen, Stadtentwicklung ist nur möglich, indem man sich in die Obhut der Bundesgartenbaugesellschaft begibt, ist ein wenig zu kurz gegriffen.

In den Zeiten des Wiederaufbaus nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges hatte das Konzept einer Bundesgartenschau durchaus Charme, ging es doch um die Gestaltung von Brachflächen, Wiederaufbau und Instandsetzung der Parks in den zerstörten Städten.

Schon seit den 80er Jahren gibt es massive Kritik an den Bundesgartenschauen, dergestalt, dass die Zeiten vorbei seien, da es kaum noch stadtnahe Freiflächen gäbe, die in Parks verwandelt werden könnten.

Ein Beispiel: In Vorbereitung auf die Gartenschau 2013 in Hamburg wurden 2.500 Bäume gefällt, mehr als 4.000 laufende Meter Heckenbewuchs entfernt, eine große Feuchtwiese trockengelegt und weitere naturbelassen Flächen für die Anlage von 2.500 Parkplätzen zerstört. Die Ausgleichsmaßnahmen im Osten der Elbinsel zerstörten nochmals intakte Biotope, indem Feuchtgebiete und Wiesen für Baumbepflanzungen umgestaltet wurden,.

Aus heutiger Sicht sind Bundesgartenschauen mit Steuermitteln kofinanzierte aus der Zeit gefallene Leistungsschauen der Gartenbauindustrie und ihrer Verbände. Die Bundesgartenbau Gesellschaft mBH ist eine reine gewinnorientierte Gesellschaft, die Städten Konzepte überstülpt, die mit möglichst vielen spektakulären Attraktionen Millionen von Menschen in die Städte locken sollen – um jeden Preis!

Und wie hoch ist der Preis für Wuppertal dabei?

Die BUGA bringt uns:

- eine unwiederbringliche Zerstörung des Landschaftsschutzgebiets auf der Königshöhe mit Errichtung einer Seilbahn und eine Stahlhängebrücke über das Tal zur Kaiserhöhe

- eine Versiegelung von Flächen auf beiden Seiten des engen Tales mit allen Konsequenzen

- eine strukturelle Verkehrsmisere bei der Bewältigung des Transportes von erwarteten bis zu 40.000 Besuchern täglich von Vohwinkel durch das Tal bis zum Zoo

Die vehementen Befürworter des BUGA-Konzepts versuchen mit Behauptungen, wie eine echte Stadtentwicklung sei nur im Fahrwasser der BUGA möglich, die Initiativen, unter aderem Greenpeace und „Miteinander Füreinander Heckinghausen“, die wahrlich gute Plane für unsere Stadt haben, abzulenken und auf ihre Seite zu ziehen.

Dabei geben sie immerhin zu, dass das „BUGA plus“-Konzept nicht Bestandteil der Machbarkeitsstudie ist und somit auch dafür neue Fördergelder beantragt oder private Investoren dafür gefunden werden müssen.

Aber im Ernst, warum nehmen wir nicht die 71 Millionen Euro, die unsere Stadt mindestens an neuen Schulden für die BUGA aufnehmen muss und machen damit eine echte unabhängige Stadtentwicklung? Ideen und innovative Menschen gibt es doch genug im Tal.

Warum sollen wir uns die wenig nachhaltige, in Teilen naturzerstörende BUGA, mit wenig Nutzen für uns Wuppertaler nach der Zeit als Großprojekt ans Bein binden?

Ein aktuelles Beispiel, wie es nicht laufen sollte, bietet Rostock, das durch exorbitante Kostensteigerungen im schlimmsten Fall vor der Absage der BUGA steht – und damit Gefahr läuft, etliche Millionen Euro an Planungs- und Vorbereitungskosten in den Sand zu setzten. Gleichzeitig wird die Stadt nun erheblich durch die Bundesgartenbaugesellschaft unter Druck gesetzt, die selbstverständlich Umsätze über die Durchführung der BUGA generieren möchte oder muss.

Eine weitere Anmerkung sei noch gestattet: Kritisch hinterfragen sollen sich ob ihrer Einstellung zur BUGA diejenigen Befürworter und vielleicht auch Mitglieder des Fördervereins, die die profitablen Posten zum Beispiel in einer zu gründenden Durchführungsgesellschaft für sich schon eingeplant haben oder ihr Unternehmen für die Durchführung der BUGA in Position bringen.

Dass ohne die BUGA in Wuppertal das Licht ausgehen soll, ist Unsinn. Wir leben schon jetzt in einer schönen und liebenswerten Stadt.

Also „Ja“ für das Aus der BUGA in Wuppertal und ein weiteres klares „Ja“ für eine unabhängige, nachhaltige Stadtentwicklung unter Beteiligung vieler Wuppertaler Bürger und Initiativen, von der wir alle profitieren.

Dr. Sabine Mucha