Wenig Geld, große Hilfe

Betr.: Flüchtlinge

Es begab sich zu der Zeit 2015 nach Christus, dass ein Junge losgeschickt wurde, um in einem Supermarkt Brot zu kaufen. Das Problem war, dass der Junge die Preise nicht lesen konnte, und dass die Eltern ihm zu wenig Geld mitgegeben hatten. Es fehlten 74 Cent.

Die Kassiererin keifte den Jungen an: "Zu wenig Geld, bring' das Brot wieder weg!" Der Junge reagierte nicht. Die Kassiererin: "Red' ich spanisch?" Ich räumte an der Nebenkasse meine Waren in den Rucksack und dachte: "Wenn Sie arabisch sprechen würden, dann würde der Junge Sie verstehen..." Mir platzte der Kragen: "Was krakeelen Sie denn hier den Jungen an wegen 24 Cent?" Beide Kassiererinnen synchron: "74 Cent!" Ich nahm ein Zwei-Euro-Stück aus meiner Geldbörse, gab es der Kassiererin und fragte: "Problem gelöst?". Die Kassiererin: "Problem gelöst." Ich weiß, dass Beschäftigte im Einzelhandel einen schweren Job haben. Aber das rechtfertigt nicht, ihren "Frust" an einem kleinen Jungen auszulassen.

Ich war immer noch damit beschäftigt, meinen Großeinkauf zu verstauen. Da zupft mich jemand am Ärmel. Ich drehe mich um. Der Junge: "Danke!" Wer in der Lage und willens ist, kann mit ein paar Cent oder mit Infos — ob beim Bäcker, im Supermarkt, Waschsalon oder wo auch immer — seinen Beitrag leisten, den Menschen, die noch nicht mit den "deutschen Gepflogenheiten" vertraut sind, Hilfe zu leisten.

Markus Stein, Bartholomäusstraße

(Rundschau Verlagsgesellschaft)