Leserbrief „Nicht alles und überall über freien Markt regeln“

Wuppertal · Betr.: Das Taxigewerbe und die Uber-Konkurrenz

Taxis am Wuppertaler Hauptbahnhof.

Taxis am Wuppertaler Hauptbahnhof.

Foto: Achim Otto

Konkurrenz belebt das Geschäft. Ja, das ist richtig. Der Wettbewerb kurbelt die Leistung an. Das ist eine uralte Weisheit der Kaufleute und in der Wirtschaft. Nicht aber, wenn so total mit ungleichem Maß gemessen wird. Wir haben in unserem Rechtsstaat die soziale Marktwirtschaft und in kiloschweren, gebundenen Büchern, BGB, HGB, StGB kann jeder nachlesen, was es mit dem unlauteren Wettbewerb auf sich hat.

Der Wirtschaftsriese Uber, mit anscheinend unbegrenzten finanziellen Möglichkeiten, hat seit Jahren auch in der Bundesrepublik Deutschland in der Personenbeförderung den Taxen den Kampf erklärt, und zwar mit Fahrpreisen, die so niedrig sind, dass man nicht mehr von Dumpingpreisen, sondern von Kundengeschenken sprechen muss. Nicht als Werbekampagne, sondern dauerhaft. Seit einiger Zeit sind sie auch in Wuppertal zahlreich vertreten.

Während von Anfang an dem Taxigewerbe von allen Behörden nur jede erdenkliche Reglementierung, kostenpflichtige Auflagen, Pflichten, die allesamt auch ständig auf ihre Einhaltung überprüft werden, auferlegt wird, kann Uber machen, was sie wollen. Uber benötigt lediglich eine Mietwagenkonzession und die Fahrer einen Personenbeförderungsschein, den heutzutage jeder bekommen kann, der einen Führerschein besitzt. Ansonsten ist Uber an nicht gebunden. Nicht einmal an Mindestpreise. Taxen haben einen von der Stadt festgesetzten Fahrpreistarif, der innerhalb unserer Stadt unbedingt eingehalten werden muss und wir haben Taxameter, also Fahrpreisanzeiger, die jährlich, kostenpflichtig geeicht werden müssen.

Die Vorstände der Taxizentralen und -verbände rennen den Behörden die Türen ein, aber … nichts passiert. Zoll, Ordnungsamt, Finanzamt lassen diese Betriebe, die für Uber arbeiten und hinter denen sich nur Scheinselbständigkeit verbergen kann, gewähren.

Welches Ziel verfolgt Uber? Welche Strategie steckt hinter diesen Billigstpreisen? Man kann nur vermuten, dass Uber das altbewährte Taxigewerbe zu Fall bringen will, damit sie alleine den Markt beherrschen. Sollte das gelingen, werden dann wohl, da es für Uber keinerlei Preisbindung gibt, die Fahrpreise in schwindelerregende Höhen steigen. Uber kann dann wieder nehmen, was sie wollen.

Wie dieses Beispiel belegen soll: Samstag, 29. Juni 2024, ein Kollege von uns war im Dortmunder Stadion, hat etwas weiter vom Stadion geparkt, nahm sich für den Weg ein Taxi. Preis: knapp 15 Euro. Nach dem Spiel war kein Taxi zu bekommen, wohl aber ein Uber. Die Fahrt zurück zu seinem Auto sollte dann, Achtung: 65 Euro kosten. Angebot und Nachfrage. Eigentlich lässt sich in Deutschland nicht alles und überall über den freien Markt regeln. Schon gar nicht der ÖPNV.

Wenn uns die Behörden schon nicht helfen, diese skandalöse Lage in den Griff zu bekommen, vielleicht wird dann der eine oder andere Leser und Bürger in seinem Kundenverhalten durch diesen Leserbrief inspiriert.

Also dann hoffen wir mal das Beste, liebe Leser!

Dorothee Pawelzik
Taxiunternehmung

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