Bedenken second!
Betr.: "Unsere Betriebe ersticken in Vorschriften", FDP-Wahlartikel, Rundschau vom 6. September
Die von den Freidemokraten propagierte "entfesselte Wirtschaft" erzeuge Misstrauen, berichtet Manfred Todtenhausen. Wenn es nur darum ginge, "viele unnötige Vorschriften" auf den Prüfstand zu bringen, könnte das eigentlich nicht sein. Wenn es aber darum geht, die Protokollpflicht für den Mindestlohn auszusetzen, einen besonders für Handwerker "gigantischen Aufwand", wird man doch stutzig, denn diese Protokollpflicht besteht nur aus einer Zeile mit vier Einträgen pro Tag — nicht einmal eine Unterschrift ist nötig. Könnte der Wunsch nach ihrer Abschaffung einen anderen Grund haben? Diese Protokollierung soll die gearbeiteten Stunden für die Zahlung des Mindestlohns belegen.
Todtenhausen will das Missverhältnis der zu geringen Handwerkerzahl im Bundestag aufbessern. Gut so. Aber sollte man nicht auch zumindest einen Handwerker in das 2016 gegründete Wirtschaftsforum der FDP einschleusen? Es soll diese Partei des Mittelstandes beraten, besteht bisher aber nur aus "Spitzenvertretern" der deutschen Wirtschaft. Auch einen guten Rat hat Todtenhausen zu bieten: Für die Altersversorgung brauche es "zusätzlich private Vorsorge, etwa durch Wohneigentum". Nichts leichter als das. Neben dem geplanten Bildungssparen und den steigenden Mietpreisen müsste doch sogar die wachsende Anzahl der "working poor" ein bisschen dafür zurücklegen können — und sei es für so ein kleines "Haus" wie das von Familie Caspary auf der Hardt, auf das Todtenhausen sich so vertrauensvoll stützt. Bedenken second!
Bernd Brackmann, Hinsbergstraße