„Das Stück mit dem Schiff“ von Pina Bausch Leise, langsam, liebestraurig
Wuppertal · Vor etwas mehr als einem Jahr lief „Das Stück mit dem Schiff“ von Pina Bausch 29 Jahre nach seiner Uraufführung wieder im Opernhaus. Jetzt habe ich „Das Schiff“ dort erneut gesehen. Und es war in vielen Facetten ganz anders als damals.
Der Sand, der Strand, das auf Felsen gestrandete Schiff. Karge Barock-, Mittelalter- und Drehleierklänge, einsame Frauen und Männer. Wasser ist nur dann zu sehen, wenn ein Industriereiniger zum Einsatz kommt, es einmal regnet – und wenn Alexander López Guerra immer wieder den Kopf in einem gefüllten Eimer versenkt.
Großartig waren und sind immer noch die beiden Groß-Choreographien zu magisch summenden Ethno-Sounds im ersten Teil – sowie das herzzerreißende Duo von Taylor Drury und Milan Nowoitnick-Kampfer. Das unterbricht Michael Strecker mit dummen Witzen: So erlöst er das Publikum von der zwischenmenschlichen Spannung der beiden, die erst ein Liebespaar und dann plötzlich keines mehr sind.
Apropos Michael Strecker: Dass er Ditta Miranda Jasjifi schleppt wie einen Koffer oder zieht wie einen Hund sowie sie, die hochspringt zu ihm, dann birgt wie ein hilfloses Wesen – das kann man auch als Sinnbild für Abwertung und Ausnutzung sehen. So jedenfalls die tief empfundene Interpretation meiner beiden Begleiterinnen. Das gibt mir – zugegeben – zu denken.
Still ist dieses Stück, leise und langsam. Eine verrätselte Botschaft aus der Vergangenheit. Eine Bühne für zahlreiche berührende Soli, ein komplett anderes Universum als etwa „Sweet Mambo“ oder gar „Água“. Und seltsam: Diesmal haben mich die beiden in den Schluss-Applaus hineingeschalteten Mini-Soli von Oleg Stepanov und Tsai-Chin Yu gar nicht gestört. Ganz im Gegenteil.
Das ist sicher eine der Besonderheiten am Werk von Pina Bausch: Man kennt ein Stück, geht irgendwann wieder hin – und sieht viel Neues sowie vieles ganz anders.
Drum bin ich wirklich sehr gespannt auf „Palermo, Palermo“ jetzt im Mai. Das habe ich zuletzt irgendwann um 1990 herum erlebt.