Von der Schönheit einer anderen Welt

Wuppertal · Der Tänzer und Choreograph Jean Laurent Sasportes und der Verein "Autismus Wuppertal" zeigen ein Tanztheaterstück zum Thema Autismus.

Probenfoto mit (von li.): Chikako Kaido, Kenji Takagi, Eri Fukahori, Chrystel Guillebeaud, Wolfgang Suchner und Jean-Laurent Sasportes. Im Spiegel zu sehen ist Geiger Naoki Kita.

Foto: Raina Seinsche

Stephanie Roos-Zech, Mitglied im Verein "Autismus Wuppertal", hatte die Idee. Beim Tänzer und Choreographen Jean Laurent Sasportes fand sie sofort Gehör und seit mehr als einem Jahr arbeitet der ehemalige Protagonist des Pina-Bausch-Tanztheaters mit Menschen, die am Autismus-Syndrom leiden und in einer vollstationären Einrichtung des Vereins leben.

"Ich biete ein regelmäßiges Training an, Tanz und Bewegung, ganz ohne Stress, jeder macht, was er kann und will. So hoffe ich, einen Weg zu den Menschen zu finden, die zwar mitten unter uns, aber in einer anderen Welt leben, mehr oder weniger von ihrer Behinderung belastet sind, obwohl auch ihre Welt sicherlich schöne Facetten hat. Es ist ein behutsames Herantasten, eine kreative Begegnung auf Augenhöhe", so der Choreograph, der sich in den vergangenen Monaten sehr intensiv mit Autismus beschäftigt hat, Fachliteratur studierte und viele Gespräche mit erfahrenen Therapeuten suchte.

Jetzt, zum 40. Jubiläum, will sich auch der Verein selbst stärker nach außen öffnen und entschied sich, dies in Form eines Tanztheaterstückes zu tun, das unter der künstlerischen Leitung von Sasportes entwickelt wird. Der kann mit Chrystel Guillebeaud, Kenji Takagi, Chikako Kaido und Eri Fukahori (Tänzer), Ute Völker und Naoki Kita (Musik) sowie Wolfgang Sucher (Schauspiel und Musik) auf ein hochkarätiges Ensemble setzen. Tetsu Saitoh komponierte speziell für diese Choreographie die Musik.

Jean Laurent Sasportes: "Jeder aus dem Ensemble hat bereits Erfahrung in der Arbeit mit Menschen mit Assistenzbedarf, auch Autismus ist kein Fremdwort im Familien- oder Freundeskreis. Tief berührt hat uns das Buch des Autisten Naoki Higashida 'Warum ich Euch nicht in die Augen schauen kann'. Zuletzt stellt er darin die Frage, ob er sofort zustimmen würde, wenn er vom Autismus befreit würde, er beantwortet dies für sich selber mit nein".

In die Choreographie mit dem Titel "Mein Schloss" haben alle Mitwirkenden ihre Erfahrungen und Beobachtungen zum Autismus eingebracht, entwickeln Gesten und Bewegungsabläufe, die Sasportes zu einer Collage verknüpft. Auch die Bewohner der Einrichtung wirken mit, Gesten und Blicke werden als Projektionen eingeblendet.

"Mit unserer Arbeit möchten wir aber auch um Verständnis für Menschen mit Autismus werben, die Zuschauer sensibilisieren, die Tür zum Schloss einen Spalt breit öffnen", erklärt der Choreograph, der hofft, das Stück auch an anderen Orten, die einen Bezug zu Autismus haben, zeigen zu können.