Thorsten Pech spricht über Brahms „Das hat mich ungemein gepackt“

Wuppertal · Der „Konzertchor Wuppertal“ gibt am Mittwoch (26. Oktober 2022) sein erstes selbst veranstaltetes Konzert in der Stadthalle: Brahms‘ „Deutsches Requiem“ ist gleich eines der Meisterwerke der Chormusik überhaupt. Und für den musikalischen Leiter Thorsten Pech zugleich ein Herzensanliegen.

Thorsten Pech ist der musikalische Leiter des „Konzertchores Wuppertal“.

Foto: Bettina Osswald

Rundschau: Herr Pech, um mit einem alten Filmtitel zu beginnen: „Lieben Sie Brahms“?

Pech: „Oh ja, sogar seit frühester Jugend. Als 13-Jähriger bin ich auf eine Schallplattenaufnahme seiner 1. Sinfonie in einer Einspielung von Herbert von Karajan gestoßen. Das hat mich ungemein gepackt und zugleich das Interesse an klassischer Musik gefestigt.“

Rundschau: Und welche Beziehung haben Sie zu seinem Requiem?

Pech: „A-cappella-Werke habe ich selbst im Wuppertaler Kammerchor unter P. P. Förster mitgesungen und das Requiem 1995 mit dem Düsseldorfer Bachverein aufgeführt. Nun ist die erneute Aufführung im 70. Jubiläumsjahr des „Konzertchores Wuppertal“ 2020 leider Corona zum Opfer gefallen, aber dafür jährt sich nunmehr Brahms‘ Todestag zum 125. Mal. Insofern bleibt es ein Jubiläumskonzert.“

Rundschau: Auch Sie feiern in diesem Jahr ein Jubiläum – mit ihrem 45. Konzertjahr. Das heißt, Sie haben früh angefangen ...

Pech: „Tatsächlich habe ich 1977 meine erste Kirchenmusikerstelle an der Johanneskirche am Friedenshain übernommen. Dort leitete ich als 16-Jähriger bereits den Kirchenchor. Mit vielen Damen, die meine Großmütter hätten sein können.“

Rundschau: Also war Ihre berufliche Entwicklung früh vorgezeichnet.

Pech: „Ich wollte tatsächlich schon mit vier Jahren Organist werden, nachdem ich in der Christuskirche beim Quempaskonzert der Kurrende – neben dem Orgelspieltisch sitzend – fasziniert sah, wie Manfred Köhn, mein späterer Lehrer, dort agierte. Mit acht Jahren habe ich dann zum ersten Mal einen Gottesdienst an der Orgel begleitet und als 16-Jähriger mit einer Aufnahmeprüfung für besonders Begabte das Vollstudium für Kirchenmusik in Düsseldorf begonnen.“

Rundschau: Seither haben Sie weltweit Hunderte von Orgeln bespielt. Welche hat Sie besonders beeindruckt?

Pech: „Im Prinzip hat fast jede Orgel ihre Qualitäten in ihrem Raum. Wenn überhaupt, würde ich die Orgeln von Wilhelm Sauer besonders hervorheben wollen, zum Beispiel im Berliner Dom oder an der Leipziger Thomaskirche. Aber auch die ,eigene’ in der Friedhofskirche ist klanglich ein tolles Instrument.“

Rundschau: Und „nebenbei“ komponieren Sie auch noch. Wann genau?

Pech: „Das ergibt sich je nach Gelegenheit. Alleine für meine zahlreichen Konzerte mit dem Trompeter Uwe Komischke habe ich inzwischen 35 Stücke geschrieben, nachzuhören auf fast ebenso vielen CDs. Oder auch zahlreiche Chorsätze, zuletzt beispielsweise über Werke des ehemaligen Oberkantors der Elberfelder Synagoge, Hermann Zivi. Am erfolgreichsten war aber wohl die „Dresden-Fanfare“ zur Wiedereröffnung der dortigen Frauenkirche. Sie wird übrigens 2023 zum 125-jährigen Orgeljubiläum in der Friedhofskirche auch hier in Wuppertal zu hören sein.“

Rundschau: Kommen wir nochmals auf das Brahms-Requiem zu sprechen. Was macht das Stück so besonders?

Pech: „Es ist das erste Requiem, das nicht in der liturgischen ,lateinischen’ Sprache, sondern in Deutsch geschrieben wurde. Mit Texten, die Brahms selbst aus der Bibel ausgesucht und zusammengestellt hat. Insofern bezieht sich der Titel ,Deutsches Requiem’ lediglich auf die Sprache. Brahms selbst hätte es am liebsten einfach ,für die Menschen’ tituliert, denn es handelt nicht von den Toten, vielmehr richtet es sich an die Lebenden, an die Hinterbleibenden, um ihnen Trost zu spenden.“