Neue Opern-Spielzeit Surrealistisch, klassisch — und ziemlich experimentell
Wuppertal · Mit seiner ersten Spielzeit hat Opernintendant Berthold Schneider ein Ausrufezeichen gesetzt. Den eingeschlagenen — und erfolgreichen — Weg mit Klassikern und Raritäten geht er auch 2017/18 konsequent weiter.
Insgesamt zehn Opern, davon sieben Premieren und drei Wiederaufnahmen, bietet die Oper Wuppertal in der kommenden Spielzeit. "Gleich zu Anfang der Saison setzen wir uns mit Richard Wagners monumentalem ,Ring' auseinander, dessen letzten Akt wir in Kontrast zu Heiner Goebbels' Orchesterzyklus ,Surrogate Cities' stellen", kündigt Berthold Schneider den Auftakt am 16. September an. Die Inszenierung des US-amerikanischen Regisseurs Jay Scheib spürt den Themen und Motiven der modernen Stadtgesellschaft nach. Der Abend knüpft an das an, was mit "Aschemond" in der vergangenen Spielzeit begonnen wurde. Der Kontrast folgt mit dem Erfolgs-Musical "My Fair Lady" am 22. Oktober. Schneider verspricht eine klassische, aber musikalisch mitreißende Inszenierung, in der auch der neue Schauspielintendant Thomas Braus auf der Bühne stehen wird — als Professor Higgins.
Bei "Hänsel und Gretel" (9. Dezember) tritt Generalmusikdirektorin Julia Jones erstmalig ans Dirigentenpult des Opernhauses. Humperdincks Familienklassiker wird in einer Inszenierung des renommierten italienischen Regisseurs Denis Krief zu erleben sein. Am 9. März kommt ein bislang selten gespieltes Werk des Komponisten Bohuslav Martin zur Aufführung — die surrealistische Oper "Julietta", in der sich ein Mann auf der Suche nach einer jungen Frau in die imaginäre Welt seiner Erinnerungen verliert. Nach "Pulcinella" bringt die Oper mit "Das Labyrinth" von John Dove (Originaltitel: "Monster in the Maze") am 17. März ein weiteres groß angelegtes Education-Projekt auf die Bühne, um Kinder, Jugendliche und Erwachsene an die Oper heranzuführen. Lesen Sie dazu den Artikel oben.
Eine weitere Entdeckung stellt die Barockoper "Liberazione" (20. April) dar. Francesca Caccinis Musiktheater ist die erste Oper einer Komponistin der Musikgeschichte. Der Ausnahmeerscheinung dieser zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Künstlerin soll mit der besonderen Aufführungssituation "on stage" (die Zuschauer sitzen mit auf der Bühne) Rechnung getragen werden. Mit Georges Bizets "Carmen" kommt am 1. Juli ein weiterer Klassiker zur Aufführung, ebenfalls unter der musikalischen Leitung von Julia Jones.
Für die zweite Spielzeit des Projekts "Sound of the City" konnte Regisseur Immo Karaman für eine Rückkehr an die Wuppertaler Bühnen gewonnen werden — er inszenierte im Januar bereits "Aschemond". Wie im ersten Teil "Der Bund der Utopisten" werden die Oper sowie Musiker, Denker und Künstler der Stadt jetzt unter dem Titel "Copyright Heimat" in einen intensiven musikalischen Austausch miteinander treten. Im Fokus stehen verschiedene Formate sowie Fragen nach Fremdheit.
Mit "Rigoletto", der Video-Oper "Three Tales", und "Hoffmanns Erzählungen" werden drei Erfolgsproduktionen der vergangenen Spielzeit wieder aufgenommen. Insgesamt also ein ziemlich experimenteller Spielplan, der auch außerhalb Wuppertals neugierig machen und Zuschauer anlocken soll. In der letzten Spielzeit hat das ja schon bestens geklappt.