Neues Buch über Pina Bausch erschienen Selbst Grönemeyer fand den Rhythmus
Wuppertal · "O-Ton Pina Bausch — Interviews und Reden" ist der erste Titel einer Buch-Reihe, die die Bausch-Foundation in den nächsten Jahren herausgeben möchte. Mit Hinblick auf das geplante internationale Tanzzentrum fand die Vorstellung im Foyer des Schauspielhauses statt.
"Als wir mit dem Buchprojekt starteten haben wir nicht gedacht, wie viele Interviews Pina Bausch gegeben hat. Daher haben wir uns für den ersten Band der Bausch-Edition im Wesentlichen auf die in deutscher Sprache gedruckten Aussagen der Choreographin beschränkt, die den Zeitraum von 1973 bis zu ihren berühmten Kyoto-Reden 2007 dokumentieren", so Stefan Koldehoff, Herausgeber des Buches, zu dem die Wuppertaler Kulturjournalistin Anne Linsel das Vorwort verfasst hat.
Doch für die Gäste der Frühstücksmatinee gab es weitere Highlights: Etwa die Aufzeichnung von "Willemsens Woche", der einzigen Talkshow mit Roger Willemsen, an der Pina Bausch je teilgenommen hat. Darin spricht sie 1998 über ihre Arbeit, den Beginn einer neuen Choreographie: "Wenn wir nichts haben außer uns selber. Ich stelle Fragen, die Tänzer antworten mit Bewegungen, alles schreibe ich auf, selektiere, lasse mich darauf ein, setze die einzelnen Teile zusammen". Ernsthaft versucht sie, die Fragen Willemsens zu beantworten, Erklärungen zu finden, die jeder versteht. Dann wieder blitzt ihr Humor durch, etwa wenn sie sich an die Zusammenarbeit mit Herbert Grönemeyer erinnert: "Es war bei meiner 'Macbeth'-Produktion in Bochum, ich arbeitete mit Tänzern und Schauspielern, eben auch mit Herbert Grönemeyer. Alle sollten über die Diagonale durch den Raum laufen, dabei sollten sie mir erzählen, was sie zum Frühstück gegessen hatten, damit sie locker blieben. Herbert hat das großartig gemacht".
Zum Ende der Matinee wurden dann noch Ausschnitte aus einem filmischen Interview gezeigt, dass die Journalistin Christiane Gibiec anlässlich eines Langzeitprojektes zum 25-jährigen Jubiläum des Tanztheaters gemacht hat. Dazwischen gab es Raum für Gespräche mit dem Dramaturgen und Germanisten Michel Bailland und dem amerikanischen Journalisten Stephen Locke, die ihre Begegnungen mit Pina Bausch schilderten.
"Pina nahm die Fragen sehr ernst, antwortete niemals mit Phrasen. Sie wechselte ihre Gedanken sehr schnell, um genau zu sein. Bei meinen Übersetzungen ihrer Interviews habe ich immer versucht, ihre Sprachweise und ihre Pausen beizubehalten", erinnerte sich Michel Bailland, der Pinas Bedeutung als Dichterin des Theaters für die französischen Kulturschaffenden betont.
Stephen Locke war bei seinem ersten Gespräch recht aufgeregt, "schließlich war ich nicht der Tanzkritiker. Aber wir fanden eine gemeinsame Sprache. Rückblickend möchte ich sagen, dass Pina Bausch großen Respekt vor dem Wort hatte".