KS Theater Atze Schröder trifft Traumschiff

Wuppertal · Premiere der Premieren: Das KS Theater zeigt mit "Job Suey" seine erste Vorstellung am neuen Standort. Nach vier Jahren im Theater im Tanzhaus ist nun die Komödie am Karlsplatz die neue Spielstätte. Der Auftakt war vielversprechend.

Chaot Jim (Kristof Stößel, links) und sein puritanischer Chef (Steffen Laube, bekannt aus der RTL-Serie „Alles was zählt) sorgen derzeit in der Komödie am Karlsplatz für reichlich Verwirrung.

Foto: KS Theater

Das Jahr begann für Kristof Stößel und das Ensemble vom KS Theater (ehemals Theater im Tanzhaus) stressig: Innerhalb weniger Tage mussten sie ihre alte Spielstätte im Tanzhaus aus- und die neue in der Komödie am Karlsplatz einräumen. Denn am vergangenen Samstag sollte für ihre Premiere alles fertig sein. Mit der britischen Komödie "Job Suey — Kein Dinner für Sünder" aus der Feder von Edward Taylor präsentierte sich das KS Theater erstmals an der Elberfelder Friedrichstraße. Zahlreiche Verwandte, Freunde und treue Fans der Schauspieler waren zum Einstand gekommen und amüsierten sich hörbar.
Was passieren kann, wenn ein unverheirateter Londoner Börsenmakler Besuch von seinem konservativen, amerikanischen Chef erwartet — der davon ausgeht, dass der Mitarbeiter eine Ehefrau vorweisen kann — zeigt das KS Theater mit "Job Suey".

Kristof Stößel spielt mit einem Charme à la Heinz Erhardt Jim Watt, der weder seine Lebensgefährtin Helen (Teresa Schulz), noch die zahlreich abtelefonierten Ex-Freundinnen dazu überreden kann, die treusorgende Gattin zu mimen. Terry (überzeugend als lispelndes Mauerblümchen: Sabine Reinhardt), die schüchterne Buchhalterin der Firma, würde die Rolle zwar gern übernehmen, ist aber zeitlich verhindert. Also bleibt als letzte Rettung nur noch die prollige Putzfrau Edna. Und so nimmt das vorhersehbare Unheil seinen Lauf, denn Edna — Ilka Schäfer spielt sie als eine Art kölsche Cindy aus Marzahn — kann weder kochen noch Smalltalk. Als Helen und Terry schließlich doch noch als Ehefrauen auftauchen, ist das Chaos perfekt.

Ein Merkmal von Boulevardkomödien ist, dass die Handlung überschaubar bleibt und die Zuschauer meist schon im Vorfeld wissen, wie es weitergeht. So auch bei "Job Suey". Dies veranlasste einige Premierengäste dazu, das Bühnengeschehen laut zu kommentieren oder schon bei sich andeutenden Gags — und es gab viele — in lautes Gelächter auszubrechen. Dabei hatte das Ensemble derlei Schützenhilfe eigentlich nicht nötig. Denn bis auf einige Texthänger bei fast allen Darstellern, die gut gelaunt korrigiert wurden, lief die Premiere rund.

Zum Gelingen trug auch das Bühnenbild bei, das mit viel Liebe zum Detail die Wohnung von Jim und Helen zeigt. Es bietet dem Publikum an Stellen, wo das Stück seine Längen hat, viel zum Anschauen. Vor allem die großformatigen Bilder an den Wänden sind sehenswert.

Kristof Stößel als sympathischer Chaot Jim überzeugte schauspielerisch auf ganzer Linie und erntete schon in der ersten Minute laute Lacher. Teresa Schulz wirkte stellenweise unsicher und hatte neben Stößel kaum eine Chance, ihre Figur durchzusetzen. Ilka Schäfer musste sich erst warm spielen, war dann aber eine ebenbürtige Partnerin. Auch Sabine Reinhardt als verliebte Angestellte füllte ihre Rolle wunderbar aus. Anscheinend als Parodie hat Steffen Laube den puritanischen Chef angelegt, der sich über Unzucht und sexuelle Ausschweifungen ereifert. Diese völlig überzogene Darstellung passt nicht gut ins Gesamtgeschehen.

Mit "No Dinner for Sinner", wie "Job Suey" im Original heißt, hat Kristof Stößel ein passendes Stück für den Einstand ausgesucht. Es schlägt eine Brücke zwischen den häufig frivolen Stücken, die sonst in der "Komödie" zu sehen sind, und leichter Fernsehkost. Dankenswerterweise rutscht der Humor nicht unter die Gürtellinie. Wer "Das Traumschiff" oder "Ohnsorg-Theater" schaut und über Atze Schröder lachen kann, wird "Job Suey" in der Inszenierung von Michèle Connah lieben.