Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Der Dusch-Entzug
Wuppertal · Die Dusche ist eine zivilisatorische Errungenschaft, die man speziell dann zu schätzen weiß, wenn man keine mehr hat. Das muss ich soeben feststellen, weil gerade unser Badezimmer renoviert wird und die einzig verbleibende Warmwasserstelle des gesamten Haushalts das Spülbecken in der Küche ist.
Das ist schon insofern fatal, weil mir unter der Dusche immer die besten Ideen für diese Kolumne kommen. Heute morgen habe ich ausprobiert, ob das auch funktioniert, wenn man statt zu duschen Teile des Körpers unter beachtlichen Verrenkungen zu Reinigungszwecken in ein Edelstahlbecken tunkt, das auf einer zu hohen Arbeitsplatte montiert ist. Leider fiel mir nichts Lustiges ein, sondern nur die Schüssel mit dem Rest Gemüseauflauf von vorgestern runter ...
Versonnen schabte ich mir danach weiche Auberginenscheiben vom Balg und versuchte dann, mit dem Kopf im ergonomisch für diesen Zweck ebenfalls suboptimalen Spülbecken die Haare zu waschen. Erst der befremdliche Blasenwurf bei der Schaumentwicklung ließ mich erkennen, dass ich offensichtlich statt des Shampoos die farblich täuschend ähnliche Flasche „Pril 5 Plus Original Limette“ gegriffen hatte. Halb so schlimm, das Geschirrspülmittel hat immerhin „selbstaktive Fettlösekraft“. Und es war ja klar, dass man ohne Bad gewisse Kompromisse machen muss ...
Eigentlich hatte der strategische Plan ganz anders ausgesehen. Während des langfristig geplanten Bad-Makeovers wollte ich morgens in die Schwimmoper gehen, etwas für die Fitness tun und schön ausgiebig duschen. Das ist aber tendenziell schwierig, wenn die Schwimmoper wegen Corona gar nicht öffnet. Ähnlich wie kurz nach dem Krieg haben wir jetzt einmal in der Woche einen Badetag eingeführt, bei dem uns Freunde zum Duschen einladen und wir gröbste Verkrustungen wichtiger Körperteile beseitigen können.
Ein anderes Problem ist damit aber nicht zu lösen: die Müdigkeit. Denn unsere Handwerker leisten hervorragende Arbeit und liegen bei dem nicht unkomplexen Badezimmer-Projekt voll im Zeitplan, was maßgeblich daran liegt, dass sie morgens so früh anfangen. Das ist für mich ebenfalls fatal, weil normale Zeitungsredakteure traditionell eher am späteren Vormittag arbeitstechnisch langsam erste Gehversuche unternehmen und vor 9 Uhr kaum zu koordinierten Handlungen fähig sind. Dafür drehen Sie ab Nachmittag groß auf. Beim Handwerker ist der Rhythmus eher umgekehrt. Der erstmals im Einsatz befindliche Anstreicher klingelte deshalb heute Morgen sogar schon um 6.49 Uhr und dürfte überrascht gewesen sein, dass sein Auftraggeber ein Zombie ist ...
Ehe ich beim Tippen einschlafe, höre ich jetzt also lieber auf, zumal mir ja gar nichts eingefallen ist.
Bis die Tage!