„Trifft Arme und Alte“ Ärger über Online-Buchung von Bäder-Tickets
Wuppertal · Wer nicht online buchen kann, hat kaum keine Chance, in einem der städtischen Bäder schwimmen zu gehen. Das stößt bei langjährigen Nutzerinnen und Nutzern ohne Internet-Zugriff auf Kritik.
Gunhild Knecht geht regelmäßig schwimmen. Gern in der Schwimmoper und im Langerfelder Gartenhallenbad. War das in Zeiten vor Corona unproblematisch, änderte sich mit der Pandemie der Zugang: Anstatt jeweils vor Ort war die Wichlinghauserin jetzt gefragt, Eintrittskarten an einer der Vorverkaufsstellen von Wuppertal-Live.de zu kaufen. Bis zum zweiten Lockdown klappte das und anschließend waren ja ohnehin alle Bäder dicht.
Entsprechend groß war bei der Seniorin die Vorfreude, als die Bäder jetzt wieder öffneten. Allerdings nur kurz: An ihrer gewohnten Anlaufstelle, dem Musikgeschäft Landsiedel-Becker in Barmen, wurde ihr mitgeteilt, dass keine Karten verfügbar, sondern diese nur noch online bei der Stadt buchbar sind. Nicht vertraut mit dem Internet, wandte sich Gunhild Knecht hilfesuchend an das Sport- und Bäderamt. Ein frustrierendes Telefonat, denn ihr wird lediglich geraten, sich jemanden zu suchen, der mit dem World-Wide-Web vertraut ist. Die 69-Jährige im Gespräch mit der Rundschau: „Ich kann und will doch keinem zur Last fallen. Und ich denke, so wie mir geht es sicher noch mehr älteren Menschen in der Stadt. Darauf muss die Verwaltung doch Rücksicht nehmen und Möglichkeiten schaffen, dass wir auch ohne Internet schwimmen gehen können. Sonst trifft das doch, wie so oft, wieder einmal die Armen und die Alten.“
Auf Nachfrage der Rundschau bestätigt Michael Kieckbusch, zuständiger Mitarbeiter beim Sport- und Bäderamt, dass bis zu einer künftigen Öffnung der Bäderkassen das Verfahren so bleibe müsse: „Solange im Zuge der Corona-Infektionen eine Nachverfolgung der Badegäste gewährleistet werden muss, geht das nicht anders.“ Immerhin bietet er eine Notlösung an: „Wenn es gar nicht anders machbar ist, bei uns anrufen, dann buchen wir.“Der Haken dabei: Wer das tut, muss auch seine Kontodaten preisgeben. Gunhild Knecht möchte das nicht. „Es wird doch immer gesagt, man solle solche Daten nicht nennen. Daran halte ich mich.“
Auch wenn sie somit auf ihr geliebtes Badevergnügen verzichten muss, ein Lichtblick kommt jetzt vom Freibad Eckbusch: „Für Gäste, die nicht online buchen können, halten wir ein Kartenkontingent an der Kasse bereit“, so Birgit Ansorg, Vorsitzende des Fördervereines, der das Bad in Eigenregie betreibt.
Gunhild Knecht freut sich jetzt sehr darauf, dort schwimmen zu können – sie fragt sich allerdings auch: „Wenn ein Förderverein eine solche Möglichkeit schaffen kann, warum nicht auch die Stadt?“