NRW-Förderprogramm „Aufholen nach Corona“: 876.000 Euro für Wuppertal
Wuppertal · Nachdem bereits 2021 und 2022 das Bund-Länder-Förderprogramm „Aufholen nach Corona – Extra Geld“ zum Abbau pandemiebedingter Lernrückstände aufgelegt worden war, hat das Land NRW für 2023 ein eigenes Förderprogramm auf den Weg gebracht. Daraus erhält Wuppertal 876.272 Euro.
„Die während der Schulschließungen entstandenen Rückstände beim Lesen und Rechnen, beim sozial-emotionalen Lernen und auch der körperlichen Fitness sind enorm“, beschreibt Stadtdirektor und Schuldezernent Dr. Stefan Kühn die Corona-Folgen an den Schulen. Die mit den Fördermitteln finanzierten Maßnahmen sollen dabei helfen, diese Bildungslücken zu schließen.
Die Mittel werden als Schulbudget an die Schulen ausgezahlt, die damit an die jeweiligen schulischen Konzepte angepasste Maßnahmen finanzieren können. Schulen können einen Teil auch in Bildungsgutscheine umwandeln, die dann von Schülerinnen und Schülern für individuelle Nachhilfestunden zum Beispiel in Mathe oder Deutsch eingelöst werden. Zudem wird das Projekt für die Lese- und Sprachförderung für Grundschulkinder der Stadtbibliothek fortgeführt. Alle Projekte müssen bis zum 6. August umgesetzt worden sein, was angesichts der frühen Sommerferien eine Herkulesaufgabe ist.
Kühn zieht auch Bilanz zur letzten noch von Bund und Land finanzierten Förderphase 2021/2022, in der Wuppertal rund 3,2 Millionen Euro für den Abbau pandemiebedingter Lernrückstände zur Verfügung standen. Davon konnten demnach 1.930 Nachhilfe-Gutscheine finanziert werden. Rund 1,8 Millionen Euro haben die Schulen zum Beispiel für Fördermaterialien wie Bücher oder Lern-Software, den Besuch außerschulischer Lernorte oder Anti-Gewalt-Trainings ausgegeben. Die Stadtbibliothek hat ein Projekt für die Lese- und Sprachförderung für Grundschulkinder umgesetzt, die Junior Uni konnte zusätzliche Schulkurse unter anderem für den Bereich der naturwissenschaftlich-technischen Fächer anbieten.
„Leider war der Förderzeitraum zu kurz, um den Finanztopf voll ausschöpfen zu können. Knapp 30 Prozent der Mittel mussten an die Bezirksregierung zurückerstattet werden. Der Städtetag hatte im letzten Jahr eine Verlängerung des Förderzeitraums gefordert. Schade, dass die Bundesregierung dem nicht gefolgt ist“, berichtet Kühn.
Auch das neue Förderprogramm hat nach Einschätzung des Schuldezernenten Schwachstellen. Das größte Problem sei die Laufzeit. „Alle Maßnahmen müssen bis zum 6. August umgesetzt sein. Uns hat der Förderbescheid aber erst Mitte Februar erreicht. Deshalb ist die Zeit für die Umsetzung von Maßnahmen erneut viel zu kurz. Der Stadtbetrieb Schulen hat sich bereits an den Städtetag gewandt und darum gebeten, sich gegenüber dem Land für eine Verlängerung des Programms bis Ende 2023 einzusetzen“, so Dr. Stefan Kühn.
So willkommen die Fördermittel sind, blickt Kühn doch mit Sorge auf den ergebnislosen Bildungsgipfel in der vergangenen Woche zurück. Er wünscht sich statt kurzfristiger Förderprogramme endlich eine strukturell abgesicherte Bildungsfinanzierung, in der Bund, Länder und Kommunen gemeinsam Verantwortung übernehmen.