Kommentar: Tempo 30 auf dem historischen Teil der B7 So weit ist Wuppertal (noch) nicht
Wuppertal · Vor längerer Zeit – von der Düsseldorfer Umweltspur sprach noch kein Mensch – sagte mir ein altgedienter Kommunalpolitiker einmal in einem Nebensatz: „Wer auf der B7 eine Umweltspur oder Temporeduzierung fordert, ist politisch tot.“ Stimmt. Es stimmt aber auch, dass fast allen klar ist: In Wuppertal kann es verkehrstechnisch nicht so weitergehen, wie man es in den vergangenen Jahrzehnten gemacht hat, wenn eine Verkehrswende in halbwegs absehbarer Zeit klappen soll.
Was also tun? Norbert Bernhardt, der Rundschau-Redaktion als fleißiger und dezidiert politik- und verwaltungskritischer Leserbriefschreiber bestens bekannt, hat schon im Dezember 2019 einen Bürgerantrag gestellt. Darin fordert er, die jeweils rechte Spur des historischen Teiles der B7 in Unterbarmen versuchsweise für ein halbes bis ganzes Jahr zum Radweg zu erklären – und aus Lärmschutzgründen auf dieser Strecke für Autos Tempo 30 anzuordnen.
Der Antrag wird am 30. Januar im Verkehrsausschuss auf der Tagesordnung stehen. Dort wird er abgelehnt – das lassen die teilweise schon öffentlich gemachten Positionen der Parteien vermuten. Nur die Linke hat bereits verkündet, dass sie dem Antrag zustimmen werde.
Das Ganze zeigt wie unter einem Brennglas das Problem, das Wuppertal in Sachen Verkehr hat: In der Vergangenheit ist vieles, das an Veränderungserfordernissen längst am Horizont sichtbar war, in die Zukunft verschoben worden. Das Dumme dabei: Die Zukunft ist entweder tatsächlich schon jetzt, oder sie fängt in Kürze an.
Um auf der Unterbarmer B7 Auto- und Radverkehr gleichberechtigt, sicher und flüssig zu realisieren, müssten Bürgersteige verkleinert sowie Bäume und Parkflächen geopfert werden. Das ist nicht vorstellbar, denn das Gesicht des Stadtteiles würde sich komplett verändern. Ebenfalls schwer vorstellbar: Dass der bisher vierspurig fließende (Motor-)Verkehr auf zwei Spuren eingedampft würde. Die B7 als Hauptschlagader des Talsohlen-Stadtverkehrs ist ein hochempfindliches System. Muss man sie aber deswegen unverändert so lassen, wie sie jetzt ist?
Das noch in Arbeit befindliche Radverkehrskonzept wird einen Teil dieser Unterbarmer Nuss knacken müssen: Ob das mit Radstrecken auf Wittenstein- und Hünefeldstraße klappt, oder vielleicht auch gar nicht, werden wir irgendwann live erleben.
Der gesamte Themenkomplex macht eines deutlich sichtbar: Wuppertal braucht an vielen Stellen Veränderungen nach vorn. Der „heutige“ Begriff dafür lautet Transformation. Wie diese Transformationen funktionieren, mit wem und wann – das ist ein wesentlicher Mosaikstein der Kommunal- und OB-Wahl im Herbst. Ganz wichtig dabei: Wer auch immer danach Oberbürgermeister ist, braucht politische Mehrheiten. Ohne die tritt die Stadt weiter auf der Stelle. Deswegen darf über das sehr attraktive Debattenthema „Wird’s der Schneidewind, oder macht’s der Mucke nochmal?“ nicht vergessen werden, welche Parteien-Konstellation das Rennen macht.
Apropos Bürgerantrag: Dem Platz hinter Primark, zu dem es bereits interessante Verwaltungspläne gab, steht eine Zukunft als zusätzliche Taxen-Fläche bevor. Entsprechende Mehrheiten in der Döppersberg-Kommission haben sich schon formiert. Einzelhändler Thomas Pusinelli hat einen Bürgerantrag (siehe unsere Seite 2) gestellt, der eine ganze Reihe von zukunftsorientierten Ideen für diesen Platz auflistet. Es darf als sicher gelten, dass auch dieser Bürgerantrag abgelehnt wird. Wie gesagt: Wuppertal bräuchte jede Menge Transformation.