Kommentar zum Ratsbeschluss, das Seilbahnprojekt weiter zu verfolgen Begeisterung sieht anders aus

Wuppertal · Nur gaaaaanz vorsichtig hat der Rat der Stadt am Montag die Seilbahn an das parlamentarische Drahtseil gehängt.

Rundschau-Redaktionsleiter Hendrik Walder.

Foto: Bettina Osswald

Und bis sie dort in Fahrt kommt, werden weitere Verhandlungen und Untersuchungen erfolgen. Eins war erkennbar: Die Zeiten unbekümmerter Hurra-Beschlüsse sind zumindest in Wuppertal vorbei. Anders als in Berlin oder Hamburg stellt der Finanzierungsvorbehalt die entscheidende Weiche. Denn ein Millionengrab kann sich hier niemand leisten.

Doch wer die Debatte im Rathaus verfolgte, nahm auch eine verdächtig unemotionale Atmosphäre wahr. "Wenn keiner anfangen will, kommen wir zur Abstimmung", scherzte OB Mucke angesichts ausbleibender Wortmeldungen. Die dann doch einsetzenden Beiträge ließen danach nur wenig "Begeisterung" für das Jahrhundertprojekt erkennen, diesen Part übernehmen in dieser Phase eindeutig Stadtwerke und die Universität. Während die Politik offensichtlich bewusst versucht, das Thema mit möglichst wenigen Emotionen zu befrachten.

Entsprechend thematisierten Grüne und Linke die drohenden Einschränkungen im Busverkehr, die auch die Cronenberger CDU schon auf die Barrikaden getrieben haben. Ausgiebig arbeitete man sich danach an der Idee eines Bürgerentscheides ab, mit dem Grüne, Linke und FDP die Legitimationsbasis erweitern wollten — auch wenn die Gemeindeordnung dieses Vorgehen gar nicht erlaubt.

Und schließlich stritt man um die Gegenfinanzierung des laufenden Betriebs in acht oder zehn Jahren, wo doch niemand weiß, wie der dann geltende Nahverkehrsplan aussieht. Ein wichtiges Detail, das zeigt, wie schwierig es ist, Projekte solcher Tragweite bei einem so langen Vorlauf verlässlich zu kalkulieren.

Mit gebremstem Schaum haben SPD, CDU und Grüne jetzt einen Beschluss gefasst, der zu nichts verpflichtet. Einigen sich die WSW mit der Bahn über den Erwerb des Grundstücks für die Talstation, wird es schon konkreter. Denn dann (vor der Bundestagswahl?) müssten die Politiker sagen, ob sie in das Planfeststellungsverfahren einsteigen und erste namhafte Kosten verursachen wollen. Dann würden auch die Proteste der Anwohner, vielleicht auch der Cronenberger, massiver werden, dann müssten auch neuerliche Bürgerbeteiligungselemente zum Zuge kommen und die vermeintlich endgültigen Zahlen auf dem Tisch liegen.

Ja, und dann wird es sich zeigen, wie ausgeprägt das Begeisterungsmoment für die erste deutsche urbane Seilbahn bei den Wuppertaler Bürgern und in der Wuppertaler Politik ist. Denn ohne einen solchen emotionalen Hintergrund hat ein Projekt dieser Größenordnung eigentlich keine Chance.