Kommentar: Das Ende der B7-Sperrung Die guten Ideen müssen bleiben!
Wuppertal · Sind die drei Jahre denn schon rum? Ich werd' verrückt... Das ging doch irgendwie schneller, als alle gedacht hatten. Und überlebt haben wir das Ganze auch.
Dabei sah es am Anfang gar nicht so aus. Schon lange bevor die Talachse in Elberfeld am 21. Juli 2014 dichtgemacht wurde, liefen heiße Diskussionen. Wobei man den Ausdruck "schon lange bevor..." etwas vorsichtig genießen muss. Dass der Vollsperrungsplan nämlich nicht nur schon längst hinter den Döppersberg-Kulissen diskutiert, sondern eigentlich auch schon beschlossene Sache war, damit kam die Verwaltung seinerzeit relativ plötzlich (und für die Öffentlichkeit unerwartet) aus der Höhle.
Leserbrief- und andere Diskussionen im Vorfeld sind aber gar nichts gegen das, was losbrandete, als die Sperrung zur vollendeten Tatsache geworden war. Dass es nämlich an fast allen Knackpunkten, die von den Verkehrsexperten vorausgesagt worden waren, relativ gut lief, die wahre Katastrophe sich aber zwischen Neumarktstraße, Luisen- und Laurentiusviertel sowie dem Robert-Daum-Platz abspielte — bis das im Rathaus wirklich realisiert wurde, war es fast schon zu spät. Monatelang haben Händler und andere Menschen, die im Luisenviertel arbeiten und/oder leben, Brandbriefe geschrieben, Hilferufe veröffentlicht, ist sogar die IHK auf die Barrikaden gegangen. Genützt hat es lange, lange Zeit nichts. Riesenrückstaus entlang des Laurentiusplatzes und rund um den Robert-Daum-Platz machten das Viertel in der öffentlichen Wahrnehmung top-unattraktiv: Eine brandgefährliche Situation auf dem Areal eines Wuppertaler Aushängeschildes!
Dass die vor der B7-Sperrung propagierte Devise "Die Innenstadt wird jederzeit erreichbar bleiben" das Problem gar nicht traf, sondern sich vielmehr die entscheidende Frage herauskristallisierte, wie man wieder HERAUSKOMMEN soll aus der Innenstadt — das (so scheint es) war im Rathaus monatelang nicht angekommen. Auch, dass der damalige Chef der Elberfelder Interessengemeinschaft "IG1" (und Kaufhof-Geschäftsführer) Jos Coenen schon Ende Oktober 2013 (!) vor einem "drohenden riesigen Rückstau-Chaos im Bereich Neumarktstraße sowie Luisen- und Laurentiusviertel" gewarnt hatte, war ungehört verhallt. Scheinbar "ewig" reagierte niemand, als das Befürchtete dann doch eintraf...
Ich behaupte, dass die Auswirkungen der B7-Sperrung im atmosphärisch wichtigen Viertel rund um Luisenstraße sowie Laurentius- und Robert-Daum-Platz entscheidend dazu beigetragen haben, dass Peter Jung die Oberbürgermeisterwahl verloren hat. Zu langsam, zu planlos und letztlich viel zu spät reagierte das Rathaus auf die Probleme. Als dann im September 2015, kurz vor der OB-Stichwahl — auch noch die A46 voll gesperrt war und die Stadt parallel eine Spur der Briller Straße dichtmachte, um dort in aller Ruhe Bauarbeiten durchführen zu können, war das Maß voll. Kein Wunder.
Mit der Bergauf-Zweispurigkeit an der Briller Straße sowie einigen Änderungen an der Tannenbergstraße gelang es später relativ schnell, zumindest den Wahnsinn rund um den Robert-Daum-Platz zu entzerren und im Luisenviertel wieder Luft zu schaffen. Umsetzen können hätte man die entsprechenden Maßnahmen lange vorher. Nicht nur, weil es Gutachten dazu gab. Auch weil man (jeden Tag) sehen konnte, dass etwas passieren musste.
Wenn in fünf Tagen am frühen Morgen um 3 Uhr die B7 wieder geöffnet wird, dürfte das alles schnell wieder in Vergessenheit geraten. So ist das. Jetzt gilt: Glückwunsch an alle, dass der Drei-Jahres-Plan eingehalten wurde! Und aufgepasst, dass gute Ideen wie beispielsweise die Zweispurigkeit an der Briller Straße nicht einfach wieder zurückgebaut werden!