Die Rundschau-Chronik 2017 O wie ohne Orientierung

Wuppertal · Insgesamt acht Wochen war Wuppertal vom Zugverkehr abgeschnitten. Die ersten zwei Wochen verliefen katastrophal. Dann wurde nachgebessert.

Stolz und erleichtert: Peter Alsbach, Werner Lübberink, OB Andreas Mucke und Martin Husmann (v.l.) bei der symbolischen Inbetriebnahme des elektronischen Stellwerks in Vohwinkel.

Foto: Rundschau / Simone Bahrmann

"Wuppertal bekommt ein neues Stellwerk. Dafür wird die Stadt im Bergischen Land in den nächsten zwei Wochen komplett vom Zugverkehr abgeschnitten, ein einzigartiger Versuch in einer Großstadt", verkündeten überregionale Medien. Die Insel Wuppertal bringt in diesem Jahr die Menschen zum Staunen.

Ein Versuch, quasi ein Experiment. Neugierig schaut ganz NRW in den Osterferien auf die Stadt, in der die Versuchskaninchen, die Wuppertaler Einwohner, verzweifelt versuchen, zur Arbeit zu kommen.

Der Versuch scheitert. Ein viel zu knapp bemessener Schienenersatzverkehr mit ortsunkundigen Fahrern lässt jeden, der sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln bewegen muss, auflaufen. Die Menschen warten, fluchen, verlaufen sich, nehmen Taxen.

Im Sommer dann ein zweiter Versuch, sechs Wochen lang. Die Versuchsleiter haben nachgebessert. Stündlich gibt es bis zu 20 Abfahrten mit mehr als 50 Bussen vom Wuppertaler Hauptbahnhof. Zwischen Oberbarmen und Vohwinkel verkehren Busse im 10-Minuten-Takt, zwischen Wuppertal und Düsseldorf gibt es tagsüber pro Stunde und Richtung acht Schnellbusfahrten.

Und tatsächlich, die zweite Bahn-Sperrung verläuft besser als der Testversuch in den Osterferien. Das gelungene zweite Mal feiern die Bahn und die Stadt Anfang September in Vohwinkel neben dem Stellwerk mit Häppchen und Lobeshymnen, während die Versuchskaninchen einfach dankbar sind, wieder erreichbarer Teil von NRW zu sein.