Haus und Grund Wuppertal Fernwärme-Kosten: WSW zur Transparenz aufgefordert
Wuppertal · In einem offenen Brief fordert der Eigentümerverein „Haus und Grund Wuppertal und Umgebung“ die Wuppertaler Stadtwerke (WSW) auf, die Preisgestaltung für Fernwärme transparenter zu gestalten. Zudem müsse das Unternehmen nach den erheblichen Preissteigerungen Betroffenen Ratenzahlungen anbieten. Der Wortlaut.
„Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrter Herr Hilkenbach,in diesem Jahr sind mehrere Mitglieder an uns herangetreten, die aufgrund des Bezugs von Fernwärme erstmals sehr hohe Rechnungen erhalten haben. Die Kosten für Fernwärme beliefen sich bereits 2023 im Vergleich zum Vorjahr 2022 oft auf das Drei- oder Vierfache trotz ähnlicher Verbräuche. Zuletzt erhielten Mitglieder Rechnungen sogar über hohe fünfstellige Nachzahlungsbeträge.
Die Kostensteigerungen beruhen auf vorgenommenen Preiserhöhungen. Auf Nachfragen erhielten wir die Auskunft, dass die fraglichen Mitglieder unzureichend und unverständlich über vorzunehmende oder vorgenommene Preiserhöhungen informiert worden sind. Auch wurden die seitens der Eigentümer zu leistenden Vorauszahlungen seitens der WSW nicht angepasst, so das nunmehr immense Nachzahlungen aufgelaufen sind.Mangels verständlicher Information über Preiserhöhungen konnten die Betroffenen keine Rücklagen für eventuelle Nachforderungen bilden. Auch konnten die Mieter nicht aufgefordert werden, die monatlich zu leistenden Heizkostenvorauszahlungen anzupassen. Insofern stehen die Eigentümer nunmehr vor einem großen Finanzierungsproblem. In einigen Wochen, wenn die Heizkosten abgerechnet werden, stehen die Mieter vor demselben Problem. Es besteht die große Gefahr, dass viele Mieter diese Kosten nicht tragen können und am Ende der Eigentümer die Kosten allein tragen muss.
Auch auf die Stadt Wuppertal werden immense Kosten zukommen. Zum einen werden die Kosten der Mieter steigen, die ohnehin bereits öffentliche Leistungen beziehen und zum anderen werden viele Bürger einmalig einen Antrag auf Unterstützung durch Bürgergeld stellen, weil sie die laufenden Kosten in dem Monat, in dem sie die Heizkostenabrechnung erhalten, nicht decken können.
Es ist schlichtweg nicht nachvollziehbar, aus welchem Grund, die Nutzer von Fernwärme über die vorgenommenen Preiserhöhungen nicht transparent informiert und die Vorauszahlungen angepasst worden sind. Im Bereich der Gas- und Strompreise muss vor einer Preiserhöhung hierüber transparent aufgeklärt werden. Auch werden die zu leistenden Abschläge umgehend seitens der WSW angepasst.
Hinzu kommt, dass bereits vor dem Landgericht Wuppertal Prozesse über die Wirksamkeit bzw. Unwirksamkeit der verwendeten Preisanpassungsklauseln geführt werden, anhand derer die Preiserhöhungen der letzten drei Jahre vorgenommen wurden.
Vor diesem Hintergrund erwarten wir Seitens der WSW die Bereitschaft, den betroffenen Eigentümern Ratenzahlungsvereinbarungen anzubieten, die deren Zwangslage der Vor- und Nachfinanzierung der Fernwärmekosten ausreichend berücksichtigt. Auch erwarten wir eine kritische Überprüfung der Preisgestaltung im Bereich der Fernwärme.
Fernwärme in Wuppertal wird weit überwiegend aus der Verbrennung von Müll gewonnen. Daher dürften sich die Kosten der Fernwärme ausschließlich an den Kosten für ihre Gewinnung und Bereitstellung und nicht am allgemeinen Marktgeschehen oder gar an der Entwicklung der Gas- und Ölpreise orientieren. Als Fernwärmelieferant hat die WSW ein Monopol und somit eine besondere Verantwortung. Ein Wettbewerb, wie bei Strom und Gas, ist technisch bedingt nicht möglich.
Dies darf jedoch nicht dazu führen, dass die Fernwärmekunden den Preis für die mangelnde Wettbewerbsmöglichkeit zahlen müssen. Derzeit fühlen sich viele Fernwärmenutzer ausgenutzt und beabsichtigen gegen die Rechnungen und die Preiserhöhungen zu klagen. Daher sollte die Aufklärung über Preiserhöhungen und die Preiszusammensetzung sowie die kundenfreundliche Abwicklung der aufgelaufenen Fälle auch im eigenen Interesse der WSW liegen.
Hermann Josef Richter (1. Vorsitzender)“