Top Magazin Mit dem kleinen Schwarzen in der "Grünen Hölle"
Wuppertal · Das Wuppertaler Aptiv-Team startete mit einem Porsche 944 Turbo in der Cup-Version beim diesjährigen 24-Stunden-Classic-Rennen auf dem Nürburgring.
Es war wohl das, was man eine Punktlandung nennt. Drei Monate haben sie geschraubt und lackiert. Und das nicht etwa an irgendeinem Vehikel, sondern an einem Porsche 944. Wer sich in der Szene auskennt, der weiß: Das ist ein recht seltenes Modell.
Nicht so berühmt wie der 911, aber den fahren ja fast alle. Auch um diese Cup-Version rankt sich schon die eine oder andere Legende. So wie die vom Zigarettenanzünder, über den ein Star der Szene damals unzulässige Leistungssteigerungen einschalten konnte.
Autoexperten sind sie dort bei "Aptiv" ohnehin. Das Wuppertaler Unternehmen hat sich als Automobilzulieferer mit Neuentwicklungen zum "Autonomen Fahren" einen Namen gemacht. Mit dem Porsche allerdings ging's zurück zu den Wurzeln. Und dann gleich noch zur Feuertaufe auf dem Nürburgring. Dort hat Dominic Fritz sein Gefährt vier Tage lang über die anspruchsvolle Piste gequält, um den schnellen Schwarzen auf Herz und Nieren zu prüfen. "Es lief alles perfekt", kommentierte er die Lage vor dem 24-Stunden-Classic-Rennen, das dort jedes Jahr als Einstimmung zum 24-Stunden-Rennen startet.
Fritz begann übrigens als passionierter Autoschrauber, der sein Hobby zum Beruf machte und als Ingenieur für Fahrzeugtechnik den Schraubenschlüssel wohl nur noch zur Hand nimmt, wenn‘s ums Hobby geht. Bei "Aptiv" hat er ein paar Leute um sich versammelt, die mit ihm gemeinsam den Porsche zerlegt und wieder zusammengesetzt haben. Schwarz lackiert, das Team im schwarzen Outfit: Das war schon ein imposanter Auftritt in der "Grünen Hölle". Und der erste für den "wiederbelebten" Porsche, dessen Chassis schon 280.000 Kilometer auf dem Buckel hat.
Fahren wollte Dominic Fritz den dann aber doch nicht selbst. Mal eben einsteigen und Gas geben? Das ist am Nürburgring keine wirklich gute Idee. Zum "Aptiv"-Team gehörten daher auch noch Tom Pilgenröder und André Nösse. Beides Profis in Sachen Motorsport und daher eine gute Wahl, um den 944er durch die Kurven zu lenken. "Die Nordschleife ist einfach faszinierend", schwärmte Andre Nösse nach den ersten Trainingsrunden von "der längsten Rennstrecke der Welt."
Woanders habe man schnell das Gefühl, immer nur im Kreis zu fahren. Auf der Berg- und Talbahn des Nürburgrings müsse man hingegen oft in den Rückspiegel schauen, weil es ziemlich unübersichtlich sei und ein unerwartetes Überholmanöver gefährlich werden könne. Auf die Frage nach der Angst hinterm Steuer sagt er schmunzelnd: "Am Anfang ist da so ein Prickeln, aber das ist nach zwei Runden vorbei."
Es gebe schon immer wieder mal Schreckmomente, nach denen man sich als Fahrer aber schnell wieder sortiert haben müsse. Und das ohne jeden Komfort — ohne Servolenkung gehe das mit den breiten Rennreifen schon ziemlich in die Arme, weil das Auto damit eigentlich am liebsten immer nur geradeaus fahren möchte.
Dass sich beim Trainingslauf gleich schon das Endstück vom Auspuff verabschiedete? Egal, auch das ist allenfalls ein Komfortproblem. Dass beim Rennen wegen eines kapitalen Motorschadens der zweite Platz vom Konkurrenten "geerbt" wurde, war da schon ärgerlicher. Aber gut, wie das so ist mit Generalproben. "Der Motor wird repariert" kündigt Dominic Fritz an. Und beim nächsten Rennen wird's für den kleinen Schwarzen bestimmt besser laufen.