Top Magazin Gezwitscher wie im Regenwald
Wuppertal · Bei Stefan Krüger in der Elberfelder Südstadt fühlen sich Graupapageien richtig pudelwohl.
"Hallo", krächzt Papagei Rudi, sobald Stefan Krüger vor die Außenvoliere auf dem Dach seines Wohnhauses in der Wuppertaler Südstadt tritt. Und noch einmal: "Hallo, Sunnyboy." Rudi ist einer von zehn Papageien, die zurzeit bei Stefan Krüger in Wuppertal leben. "Und der Sprachbegabteste von allen", sagt der Papageien-Pfleger, der hauptberuflich Polizist ist.
Seine Freizeit widmet der Wuppertaler allerdings ganz und gar seinen Pflege-Tieren: den Papageien. Als "Papageienhilfe NRW" nimmt Krüger Papageien aus ganz Deutschland in Pflege und vermittelt sie in eine neue Familie. Seine Frau Alexandra Krüger unterstützt ihn dabei. In der Außenvoliere auf dem Dach in der Südstadt finden die Papageien genug Platz, um zu fliegen und in der Sonne zu baden. "Ich lasse sie jeden Tag von 15 Uhr bis 19 Uhr nach draußen, am Wochenende auch vormittags. Aus Rücksicht auf meine Nachbarn halte ich die Mittagsruhe ein", sagt Stefan Krüger.
Die Geräuschkulisse erinnert an einen Regenwald — wesentlich unangenehmer ist da eher das Rumpeln der Züge im nahe gelegenen Bahnhof. Neben vielen Graupapageien lebt auch ein bunter Ara bei den Krügers. "Mucki ist schon 43 Jahre alt, seine eigentliche Lebenserwartung liegt bei 40 Jahren. Eine alte Dame hat ihn zu uns gebracht", erzählt der Papageienpfleger. Da Mucki auf beiden Augen schon fast blind ist, entschieden die Krügers kurzerhand, ihn zu behalten.
Sobald ein Papagei bei Stefan Krüger abgegeben wird, kommt er in Quarantäne — sprich in einen Käfig weit weg von den anderen Papageien. "Dann nehme ich Proben von Kot, Federn und Blut und teste auf Krankheiten. Erst wenn ich weiß, dass der Papagei gesund ist, setze ich ihn zu den anderen." Mit der Vermittlung der Papageien lässt sich der Papageien-Liebhaber ebenfalls einige Wochen Zeit, um den Papageien besser kennen zu lernen und ihn dann in eine passende Familie zu vermitteln. "Schließlich knüpfen Papageien sehr enge Bindungen an die Menschen."
Papageien sind eine Lebensaufgabe, das weiß der Papageienpfleger nur allzu gut, schließlich können Graupapageien bis zu 80 Jahre alt werden. Insgesamt 104 Papageien hat Stefan Krüger im letzten Jahr vermittelt, 54 von ihnen fanden kurzzeitig ein Zuhause in der Elberfelder Südstadt. Einige von Krügers Papageien haben es mittlerweile sogar bis nach Berlin und München geschafft.
"Ich bin in mehreren Facebook-Gruppen aktiv und das Interesse an Papageien ist ziemlich groß", sagt er. Aber: "Wenn es nach mir ginge, hätte kein Mensch in Deutschland einen Papageien. Wir können ihnen nicht geben, was sie brauchen." Leider gibt es trotzdem viel zu viele Papageien in Deutschland — und wenn die niemand haben will, dann springt Stefan Krüger ein.
Paul, Bobby, Coco, Larry — ohne Probleme kann Krüger seine Schützlinge auseinander halten. "Schließlich hat jeder seinen eigenen Charakter." In zehn Jahren geht Krüger in Rente, und schmiedet für die Zeit schon jetzt große Pläne. "Ich würde gerne das erste reine Papageien-Tierheim eröffnen, in dem die Tiere genug Platz haben, zu fliegen und artgerecht zu leben", sagt er.
Bis es so weit ist, wird er aber vermutlich erst mal die Außenvoliere auf seinem Dach erweitern, und auch im Innenraum stehen einige Umbauarbeiten an. "Dann kann ich irgendwann sogar 15 Papageien