Top Magazin: Erstes Mädchen am Gymnasium Bayreuther Straße Die "Strandfrau vom Kiez"

Wuppertal / Hamburg · Eins hat er mit dem legendären Vergnügungsviertel Sankt Pauli gemein: Auch "StrandPauli" hat Sommer wie Winter geöffnet. Und deswegen hat auch Claudia Hauswedell-Glaser, die (Mit-)Besitzerin des Beachclubs "StrandPauli" an der Hafenstraße, rund ums Jahr mächtig zu tun.

Die „Muddi“ mit Wuppertaler Geschichte im Sommer und Winter geöffneten Beachclub „StrandPauli“ im Hafen von Hamburg: Claudia Hauswedell-Glaser.

Foto: Thomas Metelmann

Aber die 56-Jährige, die in Wuppertal ihr Abitur machte, ist nun mal eine Power-Frau. Eine Geschichte aus dem Frühjahr-Top Magazin.

Die "Welt" formulierte 2015 in ihrer Story über die "Strandfrau vom Kiez": "Ihr Leben ist mit abenteuerlich noch harmlos beschrieben..." Dabei hatte diese "Abenteurerin" zunächst den eher trockenen Beruf der Anwaltsgehilfin in der Praxis ihres Vaters in Hamburg erlernt und Betriebswirtschaft studiert. Doch dann gab es da schon die gefährliche Lovestory mit ihrem Ehemann Uli Glaser aus Ost-Berlin, den sie konspirativ besuchte und den sie überraschend 1986 heiraten durfte.

Der Beachclub "StrandPauli".

Foto: Thomas Metelmann

Heute unterstützt sie ihn in seinem Hamburger Schmuckatelier und seit 2016 auch noch in seiner über 100 Jahre alte Goldschmiede in Erfurt. Obendrein ist Claudia Hauswedell- Glaser Mutter mittlerweile 16-jähriger Zwillinge und einer 21 Jahre alten Tochter.

Die waren alles zusammen erst neun, als sie sich spontan entschied, dem Elbufer Beach-Atmosphäre einzuhauchen. "Fragen Sie mich nicht, wieso ich dazu kam. Es sollte nur ein kleines Hobby-Projekt sein, das wir neben unseren Berufen betreiben wollten. Wenn ich nur einmal im Hinterkopf gehabt hätte, was dieses Projekt mit sich bringt, dann hätte ich gesagt, das kann jeder andere machen, aber nicht ich. Ich wollte nur eine Gastgeberin sein." Als Ursache für ihre Spontanität hat Claudia Glaser ihre Mutter ausgemacht: "Sie ist auf liebenswürdige Weise verrückt."

Dieser ungewöhnlichen Mama und deren dritter Ehe hat sie auch die Jugendjahre in Wuppertal zu verdanken: "Meine Mutter war mit ihrem damaligen Ehemann nach Wuppertal gezogen und ich musste mit. Ich hatte keine Wahl." Weil die Familie nun in der Nähe der Bayreuther Straße wohnte, besuchte die Tochter auch das dortige Gymnasium. Sie erinnert sich: "Bis zu meiner Klasse war es eine reine Jungenschule. Ich war im Jahre 1974 das erste Mädchen dort. Das war schon eine spannende Phase…"

Zwar kehrte sie nach dem Abitur 1982 wieder nach Hamburg zurück. Die Verbindung nach Wuppertal riss aber nie ab. Das letzte Klassentreffen gab es 2017 im Boulder-Café an der Wiesenstraße und einmal im Jahr wird mit einem kleineren Kreis eine Spaßtour unternommen. Nicht nur wegen dieser Vergnügungsfahrten denkt die Powerfrau positiv über den Lebensabschnitt in Wuppertal "Heute bin ich dankbar für diese Zeit. Sie hat mich entscheidend geprägt. In vielerlei Hinsicht…"

Beim Beachclub "StrandPauli" gegenüber von Dock 10 in unmittelbarer Nähe der Landungsbrücken ist sie heute die Chefin von rund 140 Mitarbeitern. Ihr Rollenspiel ist klar: "Ich bin die Muddi…" Das war sie auch bei einer Feier mit den Mitarbeitern aus insgesamt 27 Nationen — jedes Land mit eigener Fahne.

Ansonsten feiern hier Unternehmen und Privatleute jeder Couleur mitten in Sankt Pauli. Nena und Heino haben in dieser zwanglosen Atmosphäre ihre Geburtstage gefeiert und sogar beim turbulenten G20-Gipfel im Sommer 2017 hatte "StrandPauli" geöffnet: "Ich bin auch hingefahren, obwohl es ein sehr gruseliges Gefühl war, als ich von einem etwas entfernt liegenden Parkplatz auf unser Gelände kam."

Es passt zu der Frau, die über ihr Berufs-und Privatleben gesagt hat: "Ich glaube, nichts von dem, was ich in meinem Leben gemacht habe, hätte ich angefangen, wenn ich darüber nachgedacht hätte."

Aber sie wird auch nichts bereuen …