Deutsch-Ukrainisches Familiencafé Ein Fluchtpunkt aus dem Alltag

Wuppertal · Das Deutsch-Ukrainische Familiencafé in Langerfeld bietet die Gelegenheit, sich in einem geschützten Rahmen zu treffen, bei Kaffee und Kuchen Deutsch zu lernen oder gemeinsam Anträge auszufüllen. Es werden auch Sachspenden für die Ukraine gesammelt.

Gemeinsam basteln die Frauen aus der Ukraine für den Weihnachtsgottesdienst.

Foto: Waltraut Rass

Das Deutsch-Ukrainische Familiencafé an der Heinrich-Böll-Straße 188 in Langerfeld ist mittlerweile zu einer festen Institution geworden. Das Café im Gebäude der Wuppertaler Stadtmission, das zu Beginn des Angriffskrieges in der Ukraine im März 2022 von der Freien evangelischen Gemeinde „Kirche im Tal“ gestartet wurde, ist jeden Mittwoch von 15 bis 18:30 Uhr eine wichtige Anlaufstelle für geflüchtete ukrainische Familien.

Grundsätzlich sind aber Menschen jeder Nationalität herzlich willkommen. Hier können Kinder allen Alters entspannt in einer „Spielplatzatmosphäre“ den Alltag vergessen. Jugendliche werden gleich praktisch mit eingebunden, in dem sie zum Kuchenverkauf und Kaffeeausschank abgestellt werden“, verrät die Pastorin der Gemeinde, Anna Volkova, augenzwinkernd.

Maria hat sehr schnell Deutsch gelernt und vermittelt ihre Sprachkenntnisse gerne weiter.

Foto: Chayenne Freitag

An einem Kommunikationstisch darf nur Deutsch gesprochen werden, an ihm können sich die Ukrainer in der fremden Sprache unterhalten, ohne gleich schief angeguckt zu werden. „Hier ist ein geschütztes Umfeld, in dem sie sich trauen können, zu sprechen“, erklärt Volkova. Gleichzeitig werden im Café Transporte von Hilfsgütern in die Ukraine organisiert. „Alle zwei bis drei Wochen sammeln wir“, sagt Pastorin Anna Volkova, die selbst aus der Ukraine stammt, aber bereits seit über 20 Jahren in Wuppertal lebt.

Es handelt sich um Spenden, die unter anderem von Krankenhäusern oder Apotheken kommen. Darunter seien wichtige medizinische Geräte und Medikamente, die im Kriegsgebiet dringend benötigt würden. „Die Polizei hat uns Schlafsäcke gespendet“, freut sich Volkova über Ausrüstung, die Soldaten im frostigen Winter vor der Kälte schützt.

Anna Volkova (2.v.re.) engagiert sich für ihre Landsleute.

Foto: Chayenne Freitag

Die Spendenaufrufe erfolgen regelmäßig über die Facebook-Gruppe. Doch die große Spendenbereitschaft in der deutschen Bevölkerung sowie die Energie, aktiv zu helfen, die am Anfang noch vorhanden waren, haben nachgelassen, bedauert die Kirchenfrau. „Die Leute werden müde.“

Den Gedanken, wieder schnell in die Ukraine zurückzukehren, haben viele ihrer Schützlinge derweil verworfen. „Die meisten sehen ihre Zukunft hier, vor allem die Kinder“, betont sie. In erste Linie heiße es jetzt: Deutsch lernen! „Sie benötigen das Sprachniveau Deutsch B2, um eine Ausbildung machen zu können oder um eine Arbeit anzunehmen.“ Viele sind fleißig und sprachbegabt. So wie Maria. „Maria kam im April letztes Jahr hierher und sie hilft jetzt schon den anderen bei der Bearbeitung von Anträgen“, kann Daniela Tilch vom Team der Kirche im Tal erzählen.

Das Familiencafé plant sich zu vergrößern, um die zahlreichen Sozialprojekte in einem angemessenen Rahmen durchführen zu können. „Wir sind auf der Suche nach größeren Räumlichkeiten“, sagt die Pastorin und hofft auf die Unterstützung der Wuppertaler bei der Suche.