„Runder Tisch Einzelhandel“ der CDU Kein Mut, keine Macher, keine Toiletten

Wuppertal · Bei einem sehr gut besuchten „Runden Tisch Einzelhandel“ für die Elberfelder City sammelte die CDU jetzt Kritikpunkte, Stimmungsbilder und Zukunftsideen der vor Ort Betroffenen.

Selbsthilfe am Kirchplatz: Die dortigen Pflanzkübel werden für Abfälle aller Art missbraucht.

Foto: Wuppertaler Rundschau/rt

„Herzlich willkommen im Leerstand“: Schon mit seiner Begrüßung führte Hans-Jörg Herhausen, Vorsitzender der CDU-Ratsfraktion, mitten ins Thema. In den Räumen des geschlossenen Fachgeschäftes Bilder Brinkmann an der Schwanenstraße saßen beziehungsweise standen Herhausen, sein Fraktionsvorstandskollege Michael Wessel sowie Wuppertals CDU-Parteichef Johannes Slawig vorn – und versprachen ihren Gästen, „zuzuhören, wenn das schon die Verwaltungsspitze nicht tut, und nicht nur etwas ‚mitzunehmen’, sondern die Themen dieses Abends ernsthaft weiter zu verfolgen“.

Destilliert werden sollten aus der Veranstaltung „Forderungen an uns Gremienvertreter, denn die Probleme sind groß, es gibt viele, teils arg abgehobene Konzepte, aber es passiert nichts oder zu wenig“ – so Herhausen und Slawig.

Ein ebenso altes wie ungelöstes Problem benannte Stadtmarketing-Chef Martin Bang: Am Döppersberg, konkret im dortigen Wupperpark, müsse unverzüglich ein öffentliches WC installiert werden. Weil es ein solches nicht gibt, könnten, so Bang, die Mitarbeiterinnen von „Wuppertal Touristik“ wegen des Gestanks mittlerweile ihre Fenster nicht mehr öffnen. Eine Geschäftsinhaberin vom Kirchplatz setzte noch einen drauf: Drei Pflanzkübel, die vor ihrem Modeladen stehen, seien zu „Toiletten für jedwede Art von Ausscheidungen verkommen“. Sie hat dort jetzt Hinweisschilder montiert.

Apropos Ausscheidungen: Von denen berichteten weitere Gäste, denen für Publikumsverkehr zugängliche Immobilien im Umfeld der Fußgängerzone gehören. Auf Etagen und in Fahrstühlen werde sich „auf jedwede Art und Weise erleichtert“. Fazit aus dem Publikum: „Wuppertal hat ein Toilettenproblem.“

Doch nicht nur das: Der Zustand der Poststraße sei „eine Katastrophe“. Etliche Geschäfte, namentlich genannt wurden Tchibo und die Parfümerie Pieper, könne man nicht mehr erreichen, ohne große Hindernisse in Kauf nehmen zu müssen. „Bagger verstellen Eingänge – und es gibt keine Entschuldigung dafür“, so gleich mehrere Wortbeiträge.

Präsentierten sich als Gastgeber des „Runden Tisches Einzelhandel“ der Wuppertaler CDU (von links): Hans-Jörg Herhausen, Michael Wessel und Johannes Slawig.

Foto: CDU

Auch die Forderung, der Wochenmarkt müsse wieder zum Neumarkt zurückkehren, wurde laut. Zitat: „Wo gibt es denn das, dass der Markt nicht vor dem Rathaus stattfindet? Die spinnen doch!“ Hier jedoch gab es auch Widerspruch: Das aktuelle Marktangebot sei weder großstadtwürdig noch konkurrenzfähig.

Apropos Widerspruch: Die harsche Kritik am Zustand seines früheren Poststraßen-Hauses konterte Juwelier Henrick Abeler. Für keinen seiner Umbaupläne des Traditionsgebäudes habe er von der Verwaltung positive Reaktionen bekommen – und das Haus an der Poststraße dann verkauft. Abeler: „Die aus zwei Teilen bestehende Immobilie ist in der Tat sehr problematisch. Aber die neuen Eigentümer sind dran.“

Die Finger in gleich mehrere Wunden legte Matthias Zenker vom Vorstand des Einzelhändlerzusammenschlusses „IG1“ und zugleich Geschäftsführer von Brillen Arlt: Infoschilder für die City-Baustelle, wie sie jetzt die Verwaltung plane, habe die „IG1“ schon vor zwei Jahren angeregt. Wie überhaupt sehr viele Pläne und Ideen aus der Geschäftswelt schon längst im Rathaus vorlägen, dort aber nicht oder nur sehr langsam bearbeitet würden. Ähnlich wie in Sachen des Lenkungskreises der, so Zenker, doch schon sehr erfolgreichen Qualitätsoffensive Innenstadt. Dieser Lenkungskreis sei nicht mehr zusammengekommen – wegen Personalmangels in der Verwaltung.

Und schließlich: „Wenn Brillen Arlt nicht im Turmhofviertel, sondern in der Poststraße läge, müssten wir drei Marken-Depots abgeben, weil das Umfeld nicht mehr funktioniert.“ Aus der Verwaltung heiße es dazu, das sei ja unternehmerisches Risiko. Kommentar von CDU-Mann (und Pflegedienst-Inhaber) Michael Wessel: „Die Verwaltung scheint entrückt. Es gibt das Gefühl, wir kommen dort an vielen Stellen nicht weiter.“

Frage: Was muss es – nach Auffassung der Gäste des CDU-Einzelhandelsforums – unbedingt geben? Her eine Auswahl der Antworten: ein mutiges Gesamtkonzept, das Initiativen, Ideen und Maßnahmen bündelt. Einen City-Manager, der all das unter einen Hut bringt und in der Hand hat. Sprich: einen (oder mehrere) „Macher“ – Zitat: „Kümmerer gibt es genug“. Das Zuende-Denken bereits vorhandener Ideen. Logik und Strategie für deutlich längere Zeit als nur eine Legislaturperiode. Und – wichtig: Bürger, die als Käufer das Einzelhandelsangebot auch nutzen, anstatt sich nur im Internet zu bedienen.

Ebenfalls zu Wort meldete sich Nachtbürgermeister Thomas Plath, der – im Luisenviertel – Schnittstelle zwischen Einzelhandel, Gastronomie, Bürgern und Stadt sein soll: Plath forderte mit Blick auf die Verwaltung deutlich mehr Pragmatismus, stärkere Unterstützung von Eigeninitiativen etwa durch Sondergenehmigungen sowie „schnelle, kurze Dienstwege“.

Das Schlusswort des Abends behielt sich Parteichef und Ex-Kämmerer Johannes Slawig vor: Nicht noch weitere, neue Konzepte zu machen gelte es jetzt, sondern Vorhandenes endlich umzusetzen. Slawig: „Soziales und Ökologisches hin oder her, oft fehlt in der Verwaltung das Verständnis für wirtschaftliche Belange.“