Fußball-Regionalliga WSV-Vorstand Stücker: "Deshalb jetzt die Zäsur"

Wuppertal · Mit einer ausführlichen Pressemitteilung und einer konkreten Zahl ist der angeschlagene Fußball-Regionalligist Wuppertaler SV am Dienstagabend (8. Januar 2019) in die Offensive gegangen. Ist es der erhoffte Befreiungsschlag im Kampf gegen die Finanznot?

Lothar Stücker auf der Jahreshauptversammlung im März 2018.

Foto: Dirk Freund

Eine Analyse.

Keine Frage, die Lage ist ernst. Und das hat der Verein nun erstmals auch ganz offiziell bestätigt. 260.000 Euro muss der WSV erwirtschaften. Ob innerhalb einer Woche oder bis Ende des Monats, das zeigen die kommenden Tagen. "Den genauen Zeitpunkt kennen wir selber noch nicht", so Vorstandssprecher Lother Stücker am Abend im Gespräch mit der Wuppertaler Rundschau. "Ich denke bis Ende Januar."

Entscheidend sind das Insolvenzrecht und der Tag, an dem die Zahlungsunfähigkeit angezeigt werden muss. Sehr wahrscheinlich, dass sich der WSV entsprechend beraten lässt. Denn sonst könnte ein Verfahren wegen Insolvenzverschleppung drohen. Die Vorstandsmitglieder Stücker, Manuel Bölstler und Maria Nietzsche haften persönlich.

Um die Summe zusammenzubekommen, sollen einerseits Spieler den Verein verlassen, andererseits Sponsoren helfen und Aktionen (unter anderem eine lebenslange Mitgliedschaft) gestartet werden. Letztere hatte der Club in den vergangenen Wochen, Monaten und Monaten immer wieder angestoßen. Die Resonanz war aber höchst überschaubar. Dass Vorstand und Verwaltungsrat nun die erhebliche Schieflage offen einräumen, zeigt, dass nicht mehr viel Zeit ist.

Mindestens 100.000 Euro sollen beim Regionalliga-Kader eingespart werden, indem teurere und damit wohl eher Stammspieler das Stadion am Zoo verlassen. Realistisch ist eine Zahl von mindestens fünf, um eine erhebliche Entlastung zu schaffen. Klar ist aber auch: Gezwungen werden kann keiner, der einen gültigen Vertrag hat. Allerdings folgt in solchen Fällen meist der dezente Hinweis, dass der Betreffende sportlich keine Chance mehr hat, eingesetzt zu werden. Wie die Rundschau aus Mannschaftskreisen erfuhr, haben einige der am Montag informierten Spieler über ihre Berater inzwischen Kontakt zu anderem Vereinen aufgenommen.

Die weiteren 160.000 Euro sollen auf anderen Wegen zusammenkommen, die Jugendabteilung bleibt aber verschont. "Das ist unser Herzstück", legt sich Stücker fest. Vorstand und Verwaltungsrat hoffen vielmehr darauf, dass die Stadt (Unternehmen, Politik und Bürger) Wuppertal nicht in der fußballerischen Bedeutungslosigkeit versinken lässt. "Wir sind guter Hoffnung, dass wir es schaffen. Niemand verlässt die Eisscholle, alle geben Kniegas", so Stücker. "Der Kassensturz Ende des Jahres hat uns die Augen geöffnet. Nun können wir noch dagegensteuern. Wer gute Ideen hat, ist herzlich willkommen. Wir sind keine geschlossene Gesellschaft. Seit 2013 — und auch davor — hat sich jeder auf seine eigene Weise für den WSV eingesetzt." Es gebe positive Signale.

Sollte der WSV tatsächlich im Januar einen Insolvenzantrag stellen und das Verfahren eröffnet werden, droht ein Abzug von neun Punkten. Die frühere Regelung des Zwangsabstiegs hat der DFB offenbar gekippt. Noch allerdings hegen die Verantwortlichen die große Hoffnung, die nicht einfache Aufgabe zu bewältigen und den ersten Schritt zurück in die Normalität zu machen. Stücker: "Vielleicht alles etwas kleiner, weil die wirtschaftliche Entwicklung nicht mit der sportlichen standhält. Das gilt sowohl für die Zuschauerzahlen und das Merchandising als auch für den Sponsorenbereich. Deshalb jetzt die Zäsur."

Erst danach wird Zeit sein, eingehend zu analysieren, ob der von den Gremien abgesegnete Etat zu optimistisch aufgestellt worden ist. Und wie die weitere Zukunft aussehen kann.