Rundschau-EM-Kolumne des Wuppertaler ZDF-Reporters Martin Schneider (7) Woody Allen, Paris und das große Halbfinale
Wuppertal · Ich komme gerade am Stammlokal von Woody Allen in Paris vorbei. Ein Foto draußen am Fenster und drinnen ganz viele Geschichten der Kellner über den amerikanischen Regisseur, der anlässlich seines Films "Midnight in Paris" in der Cremerie Polydor sein kulinarisches Zuhause fand.
Der Versuch zu reservieren scheitert: keine Reservierung, keine Kartenzahlung.
Paris wie in den 60er Jahren, aber wir werden heute Abend trotzdem mit Oliver Welke, Béla Réthy, Jochen Breyer und mir als ZDF-Viererkette hier auflaufen.
Oui, ich bin wieder in Paris, nachdem die Euro für mich eigentlich im heimischen Wohnzimmer zu Ende gehen sollte. Das Drama gegen Italien habe ich schon in Wuppertal erlebt, aber die plötzliche Erkrankung einiger Kollegen machte meine Nachnominierung erforderlich.
Knie- und Muskelblessuren bei Gomez, Khedira und Schweini, Bronchitis und Erkältungen bei einigen meiner ZDF-Kollegen. Vielleicht liegt es ja daran, dass sich die Fenster in unserem Redaktionshotel nicht öffnen lassen und die Tageslichtration im internationalen Fernsehzentrum, dort, wo unser Studio ist, auch überschaubar ist.
Noch eine Sendung haben wir vor uns: Donnerstag, Deutschland gegen Frankreich, Weltmeister gegen Gastgeber. Meine Funktion wird die Planung dieses Sendetages sein, gemeinsam mit einer Kollegin. Außerdem werde ich wohl auch ein oder zwei Stücke im Vorlauf produzieren.
Als Rundschau-Leser kommen Sie jetzt schon in den Genuss des so genannten "Ablaufs". Um 19.25 Uhr werden Olli & Olli den Abend eröffnen. Als weitere Gäste in unserem virtuellen Studio erwarten wir Sebastian Kehl, Holger Stanislawski an der Taktiktafel, Urs Meier, der uns den Schiedsrichter Rizzoli vorstellen wird, und Christian Karembeu. Der französische Welt- und Europameister hat uns fest zugesagt — und soll die Stimmung im Team und im Lande abdecken.
Von Euphorie ist hier auch in der letzten Woche dieser EM wenig zu spüren. Autokorsos wie nach dem Sieg über die Squadra Azzurra scheinen eine deutsche Erfindung zu bleiben, die nicht über die Grenze schwappt.
Wenn Sie noch ein persönliches Gefühl über den Ausgang des zweiten Halbfinales haben wollen, gerne: Mein üblicher Optimismus ist diesmal ein wenig getrübt. Ich denke, dass die Verletzungen, vor allem aber die Sperre von Hummels, unsere Mannschaft schwächen werden. Ich rechne mit Mustafi in der Viererkette, mit Weigl hinter Kroos und mit Draxler, Özil, Götze hinter der vordersten Spitze Thomas Müller, der von dort endlich trifft.
Aus meinem "Daskannnichtschiefgehen"-Mantra vom Viertelfinale wird ein "Dasisteinfiftyfiftyding" - mit völlig offenem Ausgang! Viel Spaß im ZDF dabei — und bis zum Wochenende …
Martin Schneider