Thamm platzte der Kragen
Die Pressekonferenz hörte sich Achim Weber noch an, doch mit dem letzten Satz von Thomas Richter, dem Trainer des Fußball-Oberligisten WSV, stapfte er dann auch schon davon. "Es gibt an einem Ostermontag schönere Dinge, die ich machen kann", sagte Weber.
Sichtlich wütend verließ der Sportvorstand der Rot-Blauen nach dem 2:1 gegen den VfR Krefeld-Fischeln das Stadion am Zoo in Wuppertal.
"Ja, ich bin unzufrieden mit der Leistung der Mannschaft. Bei 80 Prozent Ballbesitz sind fünf Tore ein Muss. Aber einige bei uns waren heute nicht in der Lage, einfache Pässe über sechs Meter zu spielen und andere wollten es mit Hacke, Spitze, Beckenbauer machen. Gut, dass uns der Gegner zu Standardsituationen eingeladen hat. Denn nur über die sind wir gefährlich geworden", sagte Weber.
Eine davon nutzte Davide Leikauf zum 1:1 (32.), als sich im Anschluss an eine Ecke die Gäste-Abwehr ein Beispiel am Hamburger SV genommen hatte und mit viel Gestümper vor dem eigenen Tor den Ball nicht geklärt bekam. In der 66. Minute dann köpfte Alexander Thamm eine Freistoßflanke von Tim Manstein mit freundlicher Unterstützung von Torhüter Özcelik zum siegbringenden 2:1 ein. "Natürlich wollen wir in erster Linie Fußball spielen. Aber wenn es der Platz nicht zulässt, dann müssen eben die Standards besonders konzentriert ausgeführt werden", sagte Thamm.
Dass der Auftritt - wie von Weber kritisiert und von den 1.714 Zuschauern mit Unmutsäußerungen begleitet - einmal mehr wenig überzeugend gelang, ließ bei Thamm dann allerdings den Kragen platzen. Der Innenverteidiger holte zu einer regelrechten Brandrede aus. "Wir sind nun einmal Oberliga-Spieler, aber da wir das Trikot des WSV tragen, werden wir anders beäugt. Hier herrscht Druck, weil Platz zwei als Misserfolg gilt. Diese Mentalität muss das Publikum ändern, zumal es gar nicht beurteilen kann, wie schwer es auf diesem Platz gewesen ist. Wir haben mit dem Sieg jetzt die 50-Punkte-Marke geknackt und werden dafür beschimpft. Dass wir oft mit einem Tor Vorsprung gewinnen, ist auch eine Qualität. Ich entschuldige mich jedenfalls nicht für ein 2:1 gegen Fischeln", sagte Thamm.
Der 31-Jährige räumte zwar ein, dass Punkte liegen gelassen wurden, verlangte von den Zuschauern allerdings auch die Anerkennung einer starken Saison der SSVg Velbert. Die Niederbergischen stehen nach ihrem 3:1 beim TuS Bösinghoven mit einem Spiel mehr weiter sieben Punkte vor dem WSV. "Diese Situation ist ganz klar unbefriedigend. Wir haben es nicht mehr in der eigenen Hand, weil wir schlecht in die Rückrunde gestartet sind und dafür sind wir natürlich selbst verantwortlich", sagte Thamm.
Die Zwischenstände des Velbert-Spiels wurden übrigens von der Stadion-Regie konsequent nicht übermittelt. Vermutungen, dass dies auf Anordnung des Mangers geschah, wies Achim Weber zurück. "Ich habe keine Ahnung, warum das so war. Vielleicht haben sie da oben das ,V' nicht gefunden", sagte Weber und ergänzte: "Warum sollte ich so etwas auch veranlassen? Wir können doch eh nur unsere eigenen Spiele beeinflussen. Und um mit denen nochmal an Velbert heranzurücken, war mir das, was ich heute gesehen habe, zu wenig." Mit Alexander Thamm funkte Weber also mitnichten auf einer Wellenlänge.
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