Fußball: Interview mit Ex-WSV-Sportvorstand Achim Weber "Kader wird ganz sicher oben dabei sein"

Achim Weber ist seit Mittwoch (24. Juni 2015) nicht mehr Sportvorstand des Fußball-Oberligisten Wuppertaler SV. Im Gespräch mit Rundschau-Redakteur Jörn Koldehoff spricht er über die Beweggründe seines Rückzugs.

Bild von der Mitgliederversammlung 2013.

Foto: Dirk Freund

Rundschau: Warum sind Sie nun zurückgetreten?

Achim Weber: Bis März war es eine seriöse, gute Zusammenarbeit im Vorstand. Dann haben sich einige Dinge anders entwickelt, da muss jeder selber entscheiden, ob er darin seinen Weg sieht. Das hat mehr mit inhaltlichen Themen zu tun und nichts mit finanziellen, die nicht in die Öffentlichkeit gehören. Bei mir wuchs die Erkenntnis, dass das nicht mehr der meine Weg ist, für den ich mich seit Beginn der Initiative WSV 2.0 eingesetzt habe.

Rundschau: Hat der Verwaltungsrat Sie gedrängt, das Amt niederzulegen?

Achim Weber: Ich wollte unserem jungen, im Seniorenbereich noch unerfahrenen Trainer den Rücken freihalten und mein Know-How sowie mein Netzwerk positiv einbringen. Es ist schließlich die Saison-Wechselphase. Da stehen die Kaderplanung und die Vorbereitung an, und das läuft ja etwas anders als im Juniorenbereich. Ich habe in vielen Gesprächen mit Stefan Vollmerhausen, die beidseitig immer vertrauensvoll und respektvoll waren, versucht, das professionell umzusetzen. Das ist auch gelungen. Wir haben uns über viele Spieler ausgetauscht. Man steht nun vor finalen Abschlüssen. Ich war in die einige Prozesse integriert worden. Es war immer ein offener Austausch mit Stefan Vollmerhausen. Der Verwaltungsrat bestellt den Vorstand, er ist eingesetzt durch die Mitgliederversammlung. In dem Gremium bestand die Meinung, dass das kurzfristig beendet werden soll. Ich stehe dem natürlich nicht im Wege. Man ist vermehrt auf mich zugekommen und hat mich gebeten, sofort das Mandat niederzulegen. Dem kommt man auch nach. Es geht nicht um Einzelpersonen, sondern um den Verein. Ich hoffe, einiges bewegt zu haben, und stelle mich deshalb sicher in den Dienst der Sache. Gedrängt hat man mich aber nicht, zumindest ist dies meine Wahrnehmung.

Rundschau: Wie fällt Ihr Fazit aus?
Achim Weber: Ich gucke trotz allem positiv nach hinten. Der Verein musste normalerweise vor zwei Jahren aus dem Vereinsregister gelöscht werden. Wir - Gremien, Mitglieder, Ehrenamtliche, Fans und Sponsoren - haben ihn wiederbelebt, dabei haben sehr viele Personen mitgeholfen. Der zweite Tabellenplatz in der vergangenen Saison war nicht unbefriedigend, aber auch kein Husarenstück. Wir alle wären gerne auch Erster geworden.

Achim Weber auf der Mitgliederversammlung 2015.

Foto: Dirk Freund

Rundschau: Haben Sie es als Affront empfunden, dass Manuel Bölstler auch als Sportdirektor verpflichtet wurde?

Achim Weber: Nach meinen Kenntnisstand ging es immer um Co-Trainer und Spieler Bölstler. Dass er Sportdirektor werden soll, habe ich aus dem Newsletter erfahren. Bei einer Kategorie wie der von Manuel Bölstler habe ich den Finanzvorstand gebeten, das Gespräch zu führen. Ich wollte keine führen, die ich nicht mehr zu verantworten habe. Weiter möchte ich dies nicht kommentieren.

Rundschau: Gab es einen internen Machtkampf? Vorstandssprecher Alexander Eichner hat es dementiert.

Achim Weber: Auch hierzu möchte ich mich nicht äußern.

Rundschau: Was kann der WSV in der kommenden Saison sportlich leisten?

Achim Weber (re.) im Gespräch mit Trainer Thomas Richter.

Foto: Dirk Freund

Achim Weber: Viele Stammspieler wurden gehalten. Mit Joshua Mroß und Noah Salau haben zwei A-Jugendliche bereits einige Oberliga-Einsätze. Manuel Bölstler ist ein Ex-Profi mit großer Erfahrung. Andere haben auch Qualität. Ich kann jeden WSV-Fan beruhigen. Der Kader wird Qualität haben, um sicher ganz oben dabei zu sein, dies ist auch der eigene Anspruch des Teams sowie der verantwortlichen Trainer. Natürlich muss auch etwas Glück dabei sein. Nicht immer gibt es einen Konkurrenten, der 80 Punkte sammelt. Der WSV wird sicher nicht dem Jugendwahn verfallen. Stefan ist ehrgeizig und wird garantiert nicht elf ehemalige U19-Akteure auf den Platz stellen. Im Grunde ist die Ausgangssituation identisch zum Vorjahr. Ziel ist es, dauerhaft ein bis zwei Spieler zu integrieren. Dann ist das Jugendkonzept tragfähig. Hier gab es auch nie unterschiedliche Meinungen im Vorstand. Ein Verein wie der WSV, der einen U19 Bundesligisten hat, muss vermehrt diese Talente im Seniorenbereich einbinden, wenngleich der Sprung vom Jugendspieler zum Senior der größte Schritt in der Laufbahn eines Spielers ist.

Rundschau: Ärgert Sie im Nachhinein die Diskussion über Ihren Beratervertrag noch?

Achim Weber: Es gibt scheinbar im Verein jemanden, der die Begrifflichkeit Transparenz etwas missverstanden hat und mit dem Megaphon durch Wuppertal gelaufen ist. Fangruppen wurde instrumentalisiert. Das habe ich zur Kenntnis genommen, es geht nicht an einem vorbei. Durch die Beendigung der Verträge Weber, Richter, Bayertz hat der Verein auf der Einnahmeseite zunächst neue wirtschaftliche Möglichkeiten erhalten. Daher kam die Beendigung meines Dienstleistungsvertrages ja auch pro aktiv von mir. Aber einige Positionen wurden und werden ja auch neu besetzt …

Rundschau: Der Verein will Ihnen eine Dauerkarte schenken und hofft, dass Sie sie nutzen.

Achim Weber: Die zwei Jahre für WSV, für den ich auch schon in der Jugend gespielt habe, waren eine emotionale Sache für mich, kein Projekt. In bin in Wuppertal auch weiterhin berufstätig und werde den Verein natürlich als Fan beobachten. Die Mannschaft trägt ja auch größtenteils meine Handschrift. Es besteht weiter eine emotionale Verbindung. Das ein oder andere Spiel werde ich schon anschauen. Die Eintrittskarte kann ich mir aber selber holen. Ich gehe auch nicht im Groll, sondern wünsche meinen Ex-Kollegen in den Gremien und insbesondere dem Team mit Stefan Vollmerhausen viel Erfolg. Der WSV, die Stadt, aber insbesondere die Fans und Mitglieder haben es verdient, wenn der WSV bald wieder in der Sportschau zu sehen ist.