Eintrittspreis-Erhöhung Geht die WSV-Rechnung auf?
Wuppertal · Der Fußball-Regionalligist Wuppertaler SV erhöht zur kommenden Saison die Eintrittspreise - zum dritten Mal nach Sommer 2016 und zur Rückrunde 2016/17. Besonders der angekündigte "Aufschlag Tageskasse" in Höhe von zwei Euro sorgt im Internet für erhöhten Gesprächsbedarf.
Nach dem Aufstieg in die Regionalliga vor gut einem Jahr waren die Ticketpreise zunächst der höheren Spielklasse entsprechend angepasst worden. Das wurde damals als logischer Schritt angesehen und war im Rahmen der Aufstiegseuphorie recht einfach zu verkaufen. Nun allerdings rumort es in den Reihen der Anhänger. Ein Erwachsener, der sich spontan dazu entscheidet, ins Stadion am Zoo zu gehen (in Wuppertal mitunter gerne eine Frage des Wetters), zahlt künftig 19 Euro für seinen Sitzplatz. Vor einem Jahr wären noch vier Euro weniger fällig gewesen. Das entspricht einer Preissteigerung von mehr als 25 Prozent binnen zwölf Monaten. Für Stehplätze sieht es nicht anders aus.
Finanzvorstand Lothar Stücker begründet den Schritt so: "Wir versuchen uns in allen Bereichen weiterzuentwickeln, dazu gehört auch eine entsprechende Preisstruktur. Wollen wir nicht in eine finanzielle Schieflage geraten, wie es bei anderen Vereinen der Fall ist, müssen wir diesen Weg gehen."
Er erklärt: "Wir haben intensiv über die Preise beraten. Die Spieltagskosten sind im Stadion am Zoo nun einmal sehr hoch, es gibt einen hohen Ordnerbedarf. Nimmt man das Flutlichtspiel gegen Aachen als Beispiel, muss man feststellen, dass wir da mit den Einnahmen gerade so die Kosten abdecken konnten. Wir haben uns bei Anpassung durchaus auch an der Konkurrenz orientiert und ein Verein wie Aachen ist auch aufgrund der Spieltagskosten so angeschlagen." Die Alemannia hatte sich vor allem mit dem Stadionneubau verhoben.
Der WSV hat angekündigt, den Etat von rund 1,35 auf 1,6 Millionen Euro zu erhöhen. Das Problem: Die wichtigen Großsponsoren stehen weiterhin, trotz einiger Marketingaktionen, nicht Schlange. Dennoch soll die Mannschaft verstärkt werden mit Blick auf das Konzept "WSV 2020", das den Sprung in die 3. Liga in drei Jahren anpeilt. Um jetzt den nächsten Schritt zu machen, geht es deshalb (auch) an die Eintrittspreise.
Die große Frage: Setzen die Verantwortlichen dabei auf das richtige Pferd? Der Verein rechtfertigt die Erhöhung unter anderem mit der "Natur der Sache", denn alles werde teurer. Inflation ist etwas völlig Normales. In der Regel jedoch im Bereich von ein bis zwei Prozentpunkten - nicht zweistellig. Zweifelsohne sind die Finanzen eines Fußballvereins nur bedingt mit der wirtschaftlichen Dynamik eines Staates vergleichbar. So natürlich wie behauptet erscheinen die enormen Anstiege trotzdem nicht.
Solange der WSV gewinnt, kommen die Fans ins Stadion. Spielt die Mannschaft wie in der Rückrunde, wird sich selbst der "harte Kern" zweimal überlegen, ob es ihm das Geld wert ist. Familien fahren dann womöglich lieber nach Mönchengladbach, Dortmund oder Gelsenkirchen und schauen dort den Profis beim Kicken zu. Sinkende Zuschauerzahlen wiederum spülen nicht nur auf direktem Wege weniger Einnahmen in die Kasse, sondern wirken auch auf Geldgeber nicht sonderlich attraktiv.
Keine Frage: Letztlich birgt die wiederholte Preiserhöhung Risiken - die Rechnung wird nur bei sportlichem Erfolg aufgehen.
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