Heimische Unternehmen auf der Hannover Messe Wuppertal und die innovativen Produkte

Wuppertal / Hannover · Zwölf Unternehmen hatte die sechsköpfige Wuppertaler Delegation auf dem Besuchsprogramm für die "Hannover Messe", der internationalen Leitmesse der Industrie.

OB Andreas Mucke (vorne, 2.v.li.) mit EMKA-Geschäftsführer Friedhelm Runge (vorne, li.).

Foto: Wirtschaftsförderung

In Empfang genommen wurden Oberbürgermeister Andreas Mucke sowie die Vertreter von Wirtschaftsförderung, Wuppertal Marketing und Politik am Landesstand "Produktion.NRW" durch Stefan A. Vogelskamp, Geschäftsführer der Bergischen Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft, die erstmals auf der Messe vertreten war. Sie präsentierte hier die bergischen Netzwerke Automotiv, Maschinenbau und Oberflächentechnik.

Die Möglichkeit sich an diesem NRW-Stand zu präsentieren, nahm auch die Berger Gruppe wahr. Gemeinsam mit der Deutschen Messe hatte die Wirtschaftsförderung auf diese Chance hingewiesen. "Dieses Angebot haben wir gerne genutzt und sind gespannt, ob die Messeteilnahme tatsächlich den gewünschten Erfolg bringen wird", so Marco Chiesura. Den Schwerpunkt der Präsentation setzten die Wirtschaftspreisgewinner 2015 auf das Schleifen und Polieren mit Robotertechnologie.

Weiter ging es zum nächsten Preisträger des Wuppertaler Wirtschaftspreises: Gebr. Becker. Hier begrüßte Produktmanager Stefan Beierlein die Delegation und zeigte, wie das Unternehmen auf die neuen Herausforderungen in der additiven Fertigung - sprich 3D-Druck - reagiert. Dieser wird sogar im Metallbereich angewendet und hier kommt das Know-how des Unternehmens zum Einsatz bei Zirkulationsgebläsen für den geschlossenen Gaskreislauf. 120.000 Pumpen und Systeme verkauft Gebr. Becker in einem Jahr, selbstverständlich auch in den bisherigen Kernbranchen wie Verpackung oder Druckindustrie.

An Wuppertaler Unternehmen hat die späte Fertigstellung des Hamburger Großprojektes Elbphilharmonie jedenfalls nicht gelegen. Fraglos ist vieles daran einmalig, so auch die Bogenrolltreppe, die das Publikum in 37 Meter Höhe befördert. Andere Unternehmen haben vor der Aufgabe von über 80 Meter Länge, der Förderhöhe und der Bogenform kapituliert, nicht so Köbo. "Wir waren pünktlich fertig und lagen im vorgegebenen Kostenrahmen", wie Vertriebsleiter Lucien Greve nicht ohne Stolz berichtet. Die längste Fahrtreppenkette der Welt wurde hierfür entwickelt. Allerdings musste man ständig einen Probelauf der Kette vornehmen, da ja der Rest der Elbphilharmonie noch nicht fertig war und die Treppe somit still stand.

6.000 Artikel, davon über 1.000 verschiedene Schlaucharten für den Industriebereich hat das Handelsunternehmen Flexotecs im Programm. "Die Messe ist für uns ein Highlight", so Geschäftsführer Leonardo Morrone begeistert. An den ersten Messetagen habe man nahezu im Minutentakt Kunden empfangen können. Gemeinsam mit dem polnischen Unternehmen BEMAX entwickelt man zudem Komponenten wie Armaturen für den Industriebereich.

Ein Abstecher galt auch dem 3D-Netzwerk unter Federführung der Wirtschaftsförderung Solingen, das sich am Stand des Landes NRW präsentierte. 320 Firmen und Hochschulen gehören bereits zum Netzwerk und profitieren von den Veranstaltungen, auf denen Innovationen im Bereich 3DDruck vorgestellt werden, so berichtete Roboter Pepper von der Wuppertaler Firma Entrance - ebenfalls Netzwerkmitglied - bereitwillig.

Auch die Wuppertaler Textilkompetenz war in Hannover vertreten: Amohr als Spezialist für leitfähige Bänder zeigte als besondere Neuheit eine Leuchtschnur, die beispielsweise Anwendung als Ambiente-Beleuchtung im Automobilbereich findet, aber auch bei Warnwesten eingesetzt werden könnte. Das Unternehmen Robert Schröder mit Sitz in Ronsdorf nutzt die Hannover Messe als einzige Messepräsenz und ist bereits zum achten Mal dabei. Besonders stark ist man im Segment der Teile für elektrische Antriebsachsen in der Automobilindustrie. Geschäftsführer André Casel: "Die Elektrik im Automobilbereich wird immer umfangreicher - Sitzverstellung, Türen, Heckklappen und vieles mehr."

Erfahrener Hannover Aussteller ist auch die Firma Willi Hahn, die sich diesmal in deutlich attraktivere Lage und mit größerem Stand präsentierte. Nicht nur hier hat man sich vergrößert, sondern auch mit einer Investition in siebenstelliger Höhe für eine Erweiterung am Standort Wuppertal. "Mit der neuen Halle haben wir den Materialfluss optimieren können", berichtet Stephan Theissen, Assistent der Geschäftsführung. Die Auftragslage des Händlers für Drehteile und Hersteller für Kaltfließpressteile ist nach wie vor gut, auch wenn der Wettbewerb aus Asien wächst.

Beeindruckend nicht nur von der Größe ist auch der Messestand der Firma EMKA mit seinem Wuppertaler Tochterunternehmen ILS Speth. Aber schließlich bedient man ja mit unterschiedlichen Beschlägen auch eine ganze Reihe von Branchen. Um nur eine Neuheit zu nennen: Griffe für Schalt- und Steuerschränke, Tresore und ähnlichem. Diese sind kompatibel und nachrüstbar für nahezu alle Fabrikate. Damit kann jeder sicherheitsrelevante Schrank in die elektrische Überwachung integriert werden. Ob mit RFID- Karten, Smartphone oder Fingerabdruck, die Zugriffsberechtigung wird vom Rechner aus gesteuert, hinterlegt und dokumentiert. "Wir haben beispielsweise ein Kreditinstitut als Kunden, dass von Frankfurt über Monitor aus überwachen kann, welcher Schrank in den Standorten in den USA von wem gerade geöffnet wird. Das System ist in dieser Art einzigartig", erzählen Geschäftsführer Friedhelm Runge und Geschäftsbereichsleiter Martin Grunert.

Herberts Industrieglas ist einer von weltweit zwei Anbietern, die mit der Verschmelzung von Metall und Glas ein einzigartiges Nischenprodukt schaffen. Diese "Luken", die keine Dichtungen mehr benötigen, werden vielfach in der Pharma- und Chemieindustrie eingesetzt, weitere Einsatzgebiete sind in der Entwicklung.

Gerade zu euphorisch war die Stimmung am Stand von STOCKO Contact: "Wir wachsen, blühen und gedeihen", so Vertriebsleiter Frank Berndt begeistert. STOCKO entwickelt Lösungen und Komponenten, durch die Kunden enorme Einsparungen in der Produktion haben, so zum Beispiel ein Kabel inklusive einer Schraubkomponente. Dieses führt zu wertvoller Zeitersparnis und Effizienz in der Serienproduktion. Über diese selbst initiierten Lösungsansätze hinaus verkaufe man dann auch übliche Komponenten gleich mit. Berndt spricht von zweistelligen Wachstumsraten.

Zufriedenheit herrschte auch bei Messeprofi Werner Hahm: "Unsere Schläuche finden nach wie vor Abnehmer in den unterschiedlichsten Anwendungsgebieten. Ob als Geflecht, für die Isolierung oder Hochfrequenzabschirmung, unsere Produkte sind unverzichtbar. Zudem freut sich Geschäftsführer Kai Stefan Hahm auf sein nächstes Laufduell mit dem Oberbürgermeister.

Zufriedene Gesichter auch am Stand von Knipex. Produktmanager Jürgen Steinhauer berichtete von den Innovationsprozessen aus dem Hause, die immer wieder zu Produkten führen, die die Kunden begeistern. Am Stand von KNIPEX kann man u.a. die Zangen in den unterschiedlichsten Ausprägungen auch ausprobieren, was gerne wahrgenommen und bei den einzigartigen Ergebnissen immer wieder zu erstaunten Gesichtern führt.

Nicht nur die Wuppertaler Unternehmen zeigten sich von der Resonanz der diesjährigen Hannover Messe angetan. Rainer Dorau, Repräsentant der Deutschen Messe AG für NRW, berichtete aktuell von einem Besucherplus von sieben Prozent. Rund 6.500 Aussteller präsentierten sich in diesem Jahr, mit wachsendem Anteil internationaler Firmen. So entstammt jedes fünfte Unternehmen aus China, immerhin jeder zehnte Aussteller kommt aus Nordrhein-Westfalen. Dorau ist sich sicher, dass die Messe vom Thema 4.0 enorm profitiert. Die Hannover Messe ist die Weltleitmesse für Industrie und vereinigt acht Fachmessen unter ihrem Dach. Wuppertaler Innovationskraft war hier einmal mehr bestens vertreten.