Großer Andrang bei Rundschau-Telefonaktion Viele Leserfragen zum Thema Impfung
Das Interesse an wissenschaftlich fundierten Fakten und an einer persönlichen Beratung zur Corona-Schutzimpfung war groß. Hier ein Überblick über die Fragen der Rundschau-Leser und die Antworten, die Experten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bei der Telefonaktion am vergangenen Mittwoch (10. März 2021) gaben.
Warum soll man sich impfen lassen? Das Virus lässt sich doch auch mit sehr strengen Kontaktbeschränkungen aushungern.
Das Virus findet offensichtlich immer wieder Möglichkeiten, sich zu verbreiten, auch bei strengen Kontaktbeschränkungen. Mit der Impfung lässt sich eine flächendeckende Immunisierung der Bevölkerung erreichen. Man geht davon aus, dass die Übertragung des Corona-Virus so sehr verringert wird und die Pandemie vorübergeht, wenn etwa 70 Prozent immun sind. Je mehr Menschen geimpft werden, desto weniger erkranken und umso weniger Chancen hat das Virus, Mutationen zu entwickeln.
Was ist, wenn nach dem Impfen eine neue Mutation auftaucht? War dann die Corona-Impfung nutzlos?
Das war sie ganz bestimmt nicht. Es gab ja bereits einige Mutationen. Nach aktuellem Stand beeinträchtigt die vor allem auftretende britische Variante die Wirksamkeit der Impfstoffe kaum. Bei den seltener auftretenden Varianten aus Südafrika und Brasilien könnte die Wirksamkeit verringert sein. Dies muss noch weiter untersucht werden. Es gibt aber Hinweise, dass schwere COVID-19-Verläufe trotzdem verhindert werden können.
An wie vielen Impfstoffen gegen das Corona-Virus wird aktuell geforscht?
Forschende arbeiten an mehr als 240 möglichen Impfstoff-Kandidaten. Verschiedene Impfstoffe sind bereits in der klinischen Prüfung am Menschen und einige sind auch schon zugelassen.
Was macht der Impfstoff in meinem Körper, damit ich danach immun gegen Corona bin? Ist das bei den einzelnen Impfstoffen verschieden?
Alle Impfstoffe haben ein Grundprinzip: Sie präsentieren dem Immunsystem nur Teile des Coronavirus, also keine ganzen vermehrungsfähigen Viren. Das Immunsystem reagiert auf die Bruchstücke, indem es eine Immunität gegen das Virus aufbaut. Der Unterschied zwischen den Impfstoffen besteht lediglich darin, auf welche Art und Weise die Viren-Bruchstücke in die Zellen gelangen. Die Boten-RNA-Impfstoffe, zum Beispiel von Biontech und Moderna, transportieren einen Bauplan für ein Oberflächenprotein in einige Körperzellen. Diese können mit dieser Vorlage Teilchen des Virus herstellen und dadurch das Immunsystem anregen. Die Vektor-Impfstoffe, zum Beispiel von AstraZeneca, benutzen als Transportmittel für Menschen harmlose Viren, die ebenfalls Baupläne für Coronavirus-Bruchstücke enthalten. Auch bei diesem Impfstoff stellen die Körperzellen dann anhand des Bauplans selbst ein Teilchen des Virus her. Das Immunsystem wird angeregt, Abwehrmechanismen gegen das Virus zu entwickelt.
Kann die Boten-RNA aus den neuen Impfstoffen Schäden im menschlichen Erbgut anrichten?
Menschliches Erbgut befindet sich in Form von DNA im Zellkern. Dorthin kann die Boten-RNA nicht vordringen. In jahrzehntelanger Forschung wurde noch nie beobachtet, dass Boten-RNA in den Zellkern eindringt. Auch Schnupfenviren transportieren regelmäßig Boten-RNA -Teile in die Körperzellen. All dies hat keine Auswirkungen auf das Erbgut.
Sehr seltene Komplikationen nach dem Impfen mit dem Corona-Impfstoff werden vielleicht erst in ein paar Monate zutage treten. Werden sie noch erfasst?
Ja, auch nach der Zulassung werden mögliche Nebenwirkungen ständig kontrolliert. Nebenwirkungen und Impfreaktionen erfasst in Deutschland das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) - zentral und unabhängig vom Hersteller. Nationale und internationale Beobachtungen werden gebündelt. So können auch Risiken von Impfstoffen aufgezeichnet werden, die so selten sind, dass sie erst nach sehr vielen Impfungen sichtbar werden.
Wäre die Impfung für mich schädlich, falls ich bereits Covid-19 hatte, ohne es bemerkt zu haben?
Nein, die Impfung wäre für Sie nicht schädlich. Personen, bei denen in der Vergangenheit eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus nachgewiesen wurde, müssen zunächst jedoch nicht geimpft werden.
Wann bin ich nach der Impfung immun, und kann ich dann wieder ohne Maske einkaufen?
Immunität ist je nach Impfstoff ein bis zwei Wochen nach der zweiten Impfung hergestellt. Auch wenn Sie immun sind, können Sie das Virus möglicherweise noch übertragen. Insofern werden wir alle noch eine ganze Weile Mundschutz tragen und die AHA-Regeln einhalten müssen.
Warum wird AstraZeneca geimpft, wo es doch bessere Impfstoffe gibt?
Was das Risiko betrifft, schwer an COVID-19 zu erkranken, verhindern dies alle in Deutschland zugelassenen Impfstoffe sehr gut. Außerdem ist inzwischen bekannt, dass in der Zeit zwischen beiden Impfdosen von AstraZeneca – das können bis zu 12 Wochen sein - die Schutzwirkung nicht nennenswert absinkt. So kann ein großer Teil der Bevölkerung früher geschützt werden.
Welche Nebenwirkungen hat der Impfstoff von AstraZeneca?
Die Impfreaktionen gleichen im Wesentlichen denen anderer Impfstoffe. Es kann zu Schmerzen an der Einstichstelle kommen, zu Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, erhöhter Temperatur oder Fieber. Laut Hersteller treten die Reaktionen nach der zweiten Dosis weniger häufig auf.
Wenn es mir nach der Impfung nicht gut geht - kann ich mich an meinen Hausarzt wenden, auch wenn er mich nicht geimpft hat?
Ja, Impfreaktionen melden Sie direkt Ihrem Hausarzt oder in der Apotheke. Ärzte und Apotheker sind zur Weitergabe der Information an das Paul-Ehrlich-Institut verpflichtet. Bleiben Sie mit Ihrem Hausarzt im Austausch. Für die Bewertung der Nebenwirkungen, einer möglichen Diagnose und Folgebehandlung ist er weiterhin Ihr Ansprechpartner, auch wenn er Sie nicht geimpft hat. Sie können Nebenwirkungen auch direkt beim Paul-Ehrlich-Institut über die Webseite www.nebenwirkungen.bund.de oder über die die App des Paul-Ehrlich-Instituts SafeVac 2.0 melden.