Feier für Alleinstehende Wenn Weihnachten Helfen ist
Wuppertal · In der Historischen Stadthalle findet traditionell am 24. Dezember eine Feier für Alleinstehende statt. Dort feiern jedes Jahr 600 Menschen Heiligabend, gestemmt von Diakonie, der Caritas, dem CVJM und ehrenamtlichen Helfern wie den Königs.
Was ist eigentlich Weihnachten? Irgendwann wusste es Ursula König nicht mehr. Es war um ihre Pläne für die Feiertage, irgendwo zwischen Kirche und Küche, ein Vakuum entstanden, und in diesem Gefühl von Leere wuchs ein Wunsch. "In diesem Jahr möchte ich Heiligabend etwas Sinnvolles machen", sagte sie damals zu ihrem Mann. "Warum nicht", entgegnete er.
24. Dezember 2010. In der Stadthalle ist es laut, Wolfgang König, pensionierter Malermeister, steht an der Tür und weist den fremden Gästen ihren Platz zu. Es kommen Menschen, die schon eine Fahne haben. Menschen, die schrecklich arm aussehen, und Menschen, die sympathisch lächeln. "Herzlich willkommen", sagt er zu jedem Einzelnen und lässt sich die Karte zeigen. Der Eintritt kostet symbolische 3 Euro. Manche kommen auch ohne Karte. Aber auch für die finden er und die anderen Ehrenamtlichen einen freien Stuhl.
Seine Frau sitzt schon an einem der Tische, sie ist ein bisschen aufgeregt. Ihre Rolle ist eine Mischung aus Aufpasserin und netter Gesellschaft. Zwischendurch geht ein Mann immer mal wieder vor die Tür und wenn er wieder kommt, lallt er ein bisschen mehr. Am Nebentisch sitzen Kunden aus dem Café Cosa. Die Männer sind sehr nett. Sie kommen jedes Jahr, erzählen sie.
Sieben Stunden später, gegen Mitternacht, ist das Ehepaar wieder daheim angekommen. Bevor sie ins Bett gehen, setzen sie sich zu zweit hin und trinken ein Glas Sekt. "Es war ein schöner Abend", stellen beide fest. Das machen sie jetzt in diesem Jahr zum achten Mal so. Erst helfen und dann zu zweit ein Glas Sekt.
Ursula König sitzt nicht mehr an den Tischen, auch ihr Mann steht nicht mehr an der Tür. Beide helfen mittlerweile in der Küche. Irgendwo zwischen Gulaschsuppe und Nudelsalat haben sie für sich den Sinn gefunden. "Die Ärmel hochkrempeln und anfassen", beschreibt die 68-Jährige ihre Erfüllung. Wenn auf der Bühne Künstler auftreten, rotieren die Königs hinten im Offenbach Saal, der an diesem Abend als provisorische Küche genutzt wird. Putenschnitzel und Nudelsalat auf Teller verteilen, Brot schneiden, Kaffee nachfüllen. Sie bekommen von dem Programm nicht viel mit. "Aber dass diese Feier mit viel Liebe organisiert wird, ist überall spürbar." Auf den Tischen stehen Christsterne, Weihnachtsteller mit Obst und Nüssen, alles ist hübsch gemacht. Wenn das Vaterunser gesprochen wird, bleiben sogar die Königs kurz stehen. "Das ist eindrucksvoll. Eine Riesenmenge Menschen, die einfach innehält."
Einmal, als Ursula König gerade Kaffeekannen verteilt hat, drückte ihr ein Mann 50 handgemachte Kerzen aus Bienenwachs in die Hand. "Für Sie und die anderen Helfer. Weil ich Ihnen so dankbar bin", hat er dann gesagt. Und auch, wenn Ursula König im Gewusel aufgeht, war es dieser stille Moment, in dem sie sich richtig weihnachtlich gefühlt hat.