Meinung Über Geld muss man reden — rechtzeitig
Wuppertal · Ein Kommentar zu den steigenden Döppersberg-Kosten.
Sie steht mal wieder im Raum, die große Döppersberg-Frage: Wie viel teurer wird er — über die 140 Millionen Euro hinaus? Sechs Millionen sind aktuell nicht gedeckt: Die darf man schon mal obendrauf rechnen.
Wer als Bürger Infos über diese sechs Millionen wollte, muss(te) sich auskennen: Man muss wissen, dass es eine städtische "Planungs- und Baukommission Döppersberg" gibt, die regelmäßig (öffentlich!) im Rathaus tagt. So zum Beispiel heute um 16 Uhr. Dann muss man wissen, dass es ein städtisches Ratsinformationssystem gibt — im Internet auf www.wuppertal.de. Und dass dort unter "Sitzungskalender" oder "Gremien" die Kommission und ihre Tagesordnung hinterlegt sind. Wer die Tagesordnung anklickt, findet unter Punkt 6 den "Controllingbericht 08/16". Der ist 17 Seiten lang — und erwähnt auf Seite 16 jene nicht gedeckten 6 Millionen Euro.
Geschmeidige Informationspolitik oder leichtfüßiger Zugang zu wichtigem (Hintergrund-)Wissen sehen anders aus. Ja: Die betreffenden Informationen gibt es, sie sind öffentlich zugänglich. Aber wenn jemand die oben geschilderten Wege nicht kennt (und das dürfte für die große Mehrheit der Wuppertaler zutreffen), bleibt das Ganze doch "unterm Deckel". Bis zur Kommissionssitzung, bei der auch die Presse mit dabei ist.
Wir erinnern uns alle noch gut an das Kommunikations-Desaster, als der Döppersberg-Preis "plötzlich" von 105 auf 140 Millionen schoss. Aus diesem Fehler, der das Aushängeschild-Projekt viele Stimmen kostete und die Stadt-Stimmung nachhaltig versaute, haben Stadtspitze und Verwaltung etwas gelernt. Vor allem war es immer wieder Kämmerer Johannes Slawig, der in vorderster Front Fehler einräumte. Slawig wird auch heute wieder Tacheles reden: In der Döppersberg-Kommission (sie findet statt, wenn diese Rundschau-Ausgabe schon gedruckt ist) wird er den neuen Kostenplan bekannt geben. Dem Vernehmen nach soll es diesmal aber wirklich der letzte sein...
Eins darf man nicht vergessen: Ein Posten dessen, was jetzt die ungedeckten 6 Millionen Euro verursacht hat, ist der an einen externen Experten vergebene 800.000.-Euro-Kommunikationsauftrag. Damit sollte die seinerzeit miese Döppersberg-Stimmung wieder aufpoliert werden. Hat das was gebracht? War das überhaupt nötig? Das sehen viele Leute kritisch. Ich beantworte beide Fragen mit Nein. Schönlings-PR ist überflüssig. Was zählt, sind klare, offene, ehrliche (und rechtzeitige!) Informationen. Das überzeugt Menschen. Das läuft heute besser als vor Jahren. Luft nach oben ist aber immer noch.
Über Geld muss man reden. Klare Sache. Und wenn etwas teurer wird als geplant beziehungsweise versprochen, muss das auch offen auf den Tisch. Reines Zeter-und-Mordio-Geschrei bringt aber nichts. Ich erinnere an die Stadthalle: Deren Restaurierung war Mitte der 90er Jahre fertig — und am Ende doppelt (!) so teuer, als die ursprünglichen Planungen vorsahen. Heute laufen wir Wuppertaler angesichts unserer Stadthalle, die zu den schönsten Europas zählt, mit stolzgeschwellter Brust herum.
Eine Stadt, die etwas plant und baut, ist keine Privatperson, die etwas plant und baut. Und ein Döppersberg ist kein Fertigbau-Reihenhaus. Dass ein Mega-Projekt wie ein neuer Bahnhof finanzielle Ausreißer mit sich bringt, muss jedem klar sein.
Was will Wuppertal jetzt wissen? Was der ganze Döppersberg kostet. Deswegen ist nachvollziehbar, wenn die Opposition von links vom ganzen Projekt (mit Wupperpark & Co.) sprechen will — und nicht nur vom "Kern"-Döppersberg.
Denn wenn wir am Ende stolz sein werden auf das neue Elberfelder Eingangstor, dann wegen des ganzen Döppersbergs.