Neustart für das „Café Cosa“ Wieder zu Hause am Döppersberg

Wuppertal · Das „Café Cosa“ gehörte seit seinem Bestehen zur Platte. Dann musste die Einrichtung im Rahmen der Döppersberg-Neugestaltung ausweichen. Erst sorgte es ein Jahr lang in leeren Räumen am Kirchplatz für Schlagzeilen. Dann zog es kaum beachtet für drei weitere Jahre an die Friedrich-Engels-Allee. Nun kehrt die Jobcenter-Maßnahme zurück.

Sie freuen sich, endlich im neuen „Café Cosa“ angekommen zu sein: Klaudia Herring-Prestin, Ingo Skopurra, Thomas Telesch, Manuela Hellsberg, Stefan Beckmann und Agnes Rudzki (von li.).

Foto: Simone Bahrmann

Rund 200 Meter Luftlinie, mehr nicht, trennen den Beginn der Erfolgsgeschichte im Jahr 2007 im ehemaligen Köbo-Haus und sein Happy End. Dazwischen liegen vier Jahre Bewährungsprobe.

Das „Café Cosa“ ist zurück am Döppersberg, in neuem Gewand, also neuen Räumen, die sagen: Dieses Warten und die Schwierigkeiten der letzten vier Jahre haben sich gelohnt. Die Jobcenter-Maßnahme für die suchtkranke Szene zieht an das neue Eingangstor Elberfelds — auf die östliche Seite des Wupperparks. In einen Neubau, nach dem sich vermutlich auch die Systemgastronomie die Finger lecken würde.

Wuppertals Wahrzeichen schwebt an den bodentiefen Fenstern vorbei. Die B7, erklärt Sozialpädagogin Agnes Rudzki, würden die noch kleinen Bambuspflanzen vor der Tür in ein paar Jahren ganz verdecken, habe man ihr versichert. Städtetrip-Feeling statt Platten-Dreck.

Von den rund 200 Quadratmetern Gesamtfläche des „Café Cosa“ sind rund 80 Quadratmeter Café-Bereich, die sich mit stylischen Möbeln und geschreinerter roter Theke kaum von einem Café an der Herzogstraße unterscheiden.

Den wahren Unterschied machen die Menschen. Es sind Maßnahmen-Teilnehmer des Jobcenters, die an der Alten Freiheit heute so herzlich und stolz begrüßen und die hier ihren vor allem alkoholkranken Kunden einen Platz bieten. Im Café, in dem man nichts bestellen muss und aus mitgebrachten Flaschen konsumieren darf.

„Dass wir Menschen bei ihrem legalen Suchtverhalten begleiten und ganz niedrigschwellig in Kontakt treten, das war ein völlig neuer Ansatz in der ganzen Region“, erinnert sich Klaudia Herring-Prestin an den Beginn des „Cosa“ vor 14 Jahren. Ein Experiment, das gewagt war – und sich gelohnt hat.

Aussteiger aus der Szene arbeiten im Café und bieten denen, die es (noch) nicht schaffen, einen Ort, wo sie gehört werden und man ihnen eine Perspektive aufzeigt. Immer mit dabei: die Sozialarbeiter um Klaudia Herring-Prestin, die für Kunden und Mitarbeiter Gehör und Rat geben.

Die Stadt Wuppertal ist das Experiment eingegangen und hat ihnen mit den neuen Räumen eine Anerkennung gegeben, die wieder beispiellos ist. „Wir sind unheimlich dankbar. Dass wir in diesem Neubau sind, wissen wir wirklich zu schätzen“, sagt Agnes Rudzki. Nun fehlt zu dem Sozialarbeiter-Team und den Maßnahmen-Teilnehmern noch die dritte Gruppe Menschen, die das Café ausmachen – die Kunden. 

Kommt die Szene zurück? Klaudia Herring-Presting weiß: Das ist jetzt die elementare Aufgabe, um dem neuen alten Café seinen Sinn zurückzugeben. Sie hofft als Bindeglied zwischen Szene und Café auf die weitere Finanzierung einer Streetworker-Stelle, die mit dem neuen Haushalt vom Rat noch beschlossen und verabschiedet werden muss. Bis dahin bleibt noch viel im Café zu tun.

Die finalen Arbeiten müssen noch abgeschlossen, die letzten Stühle montiert werden – bis das echte Leben nach dem Happy End beginnt. „Es ist irgendwie wie vorher, nur schöner“, sagt Maßnahmen-Teilnehmer Thomas Telesch. Was am schönsten ist? „Alles ist hier schön“, sagt sein Kollege Ingo Skoruppa. Und sieht dabei so aus, als könne er dieses vorläufige Ende der Geschichte noch nicht ganz fassen.