Die Illustratorin Christiane Pieper Spaß hab und sauwohl fühl

Wuppertal · 1.000 Bilder und acht Jahre: In ihre Graphic Novel "Landei" investierte Christiane Pieper ebenso viel Zeit wie Herzblut. Reich wird sie davon nicht. Warum die Zeichnerin des ebv-Comic dennoch glücklich mit ihrer Arbeit ist.

Vom Landei zum Stadtkind: Christiane Pieper ist in Radevormwald aufgewachsen und lebt jetzt in Wuppertal. Für die ebv zeichnet die Illustratorin regelmäßig, was dem Igel Théo im Mietshaus alles passiert.

Foto: M. Voigt und C. Pieper (Collage)

Aufmerksame Rundschau-Leser werden ihn kennen. Den kleinen Igel Théo, Held des ebv-Comic, der jeden ersten Samstag im Monat unter dem Motto "Glück ist, was du draus machst" aus dem Leben als Mieter bei der ebv und dem Miteinander in einer Hausgemeinschaft erzählt. Ob Frühlingsgefühle, Schneefreuden, Karneval oder Balkonerlebnisse — Théo stolpert so durchs Leben, erfreut sich an den kleinen Dingen und macht eben immer das Beste draus.

Hinter den Figuren steckt — neben der Agentur Bemberg — vor allem die Illustratorin Christiane Pieper aus Wuppertal. Die 54-Jährige hat bereits mehr als 40 Bücher illustriert, darunter einige Bilder-, Kinder- und Schulbücher sowie Graphic Novels, war für den Jugendliteraturpreis nominiert und hat 1994 den Troisdorfer Bilderbuchpreis erhalten. In der 2015 erschienenen Graphic Novel "Landei" spürt die aus Radevormwald stammende Frau ihrer eigenen Kindheit auf dem Land nach — und erfüllte sich damit einen Traum.

"Viel Arbeit, schlecht bezahlt", seufzt Christiane Pieper, wenn sie daran denkt. Und doch macht es sie glücklich. Rund 1.000 Bilder hat sie für das Buch gezeichnet — etwa zehn Jahre hat das gedauert. "Ich kann an solchen Herzensprojekten leider fast nur statt Urlaub und am Wochenende arbeiten", erzählt die Frau mit den forschenden Augen. "Die reine Arbeitszeit war also weniger — vielleicht anderthalb Jahre."

Comics zeichnen, das sei in Deutschland keine Leidenschaft, mit der sich viel Geld verdienen lasse. "Es ist schwer einen Verlag zu finden und noch schwerer Comics zu verkaufen", sagt Christiane Pieper. Comics besetzten in Deutschland immer noch eine Nische. Sie hat einen Verlag gefunden. Durch Zufall und dank einer befreundeten Autorin, die den Verleger kennt: die Edition Moderne in der Schweiz. Hier erschien auch die Graphic Novel "Persepolis" der Französin Marjane Satrapi, der in Deutschland dank seiner Verfilmung ziemlich erfolgreich war.

Ein Erfolg, der sie freut. "Das Buch zeigt, wie vielfältig die Kunstform wirklich ist. Viele verbinden mit Comics Heldensagas wie 'Superman'. Das hat das Image lange sehr geprägt. Heute sind es vor allem Mangas und die eher neue Erzählform Graphic Novel, die im Fokus des Interesses stehen."

Sie selbst verfiel früh dem Charme der gezeichneten Geschichten. "Angefangen hat es mit Lurchi", lacht die Tochter eines Landwirtes und einer Kirchenorganistin. Der Feuersalamander ist Held des Schuhherstellers Salamander — und genoss Kultstatus bei zahlreichen Generationen von Kindern. Auch Wilhelm Busch begeisterte das kreative Mädchen. "Die Bücher habe ich mir vorwärts und rückwärts angesehen." Später schaffte es Donald Duck auf die persönliche Hitliste, während sein Freund Micky Mouse sie schlicht kalt ließ. Im Gegensatz zum Enterich gelang der berühmten Maus immer alles. Zu langweilig, so ein Charakter, findet sie.

Pieper schätzt am Genre, dass der Comic, ähnlich dem Film, die Perspektive — die räumliche wie die zeitliche — variieren kann. Ihren Stil passt sie dem jeweiligen Text an. Bei "Théo" sieht man immer witzige Wortkreationen wie "Vogelfutter streu", "Spaß hab", "Laut sei" oder "sauwohl fühl". Im Fachjargon heißt das "Erikativ", benannt nach Dr. Erika Fuchs, der berühmten Comic-Übersetzerin, die diese grammatische Form im Deutschen populär machte. "Das macht schon Spaß, mir das auszudenken", sagt Christiane Pieper amüsiert.