Lichtscheid „Smart Tec Campus“ statt „Bergische Sonne“
Wuppertal · Der Wuppertaler Stadtrat hat in seiner Sitzung am Montag (8. Juli 2019) mit großer Mehrheit beschlossen, das ehemalige Freizeitbad „Bergische Sonne“ schnellstmöglich abzureißen und an dieser Stelle mit der Entwicklung des „Smart Tec Campus Wuppertal“ zu beginnen. Das knapp 20.000 Quadratmeter große Areal auf Lichtscheid soll dabei Modellprojekt für ein klimagerechtes Gewerbegebiet werden.
Allerdings: Der Abbruch der 2012 für immer geschlossenen „Bergischen Sonne“ wird deutlich teurer als zunächst geschätzt. Die Ruine des Spaßbades zu beseitigen kostet 1,8 Millionen Euro, die der Rat jetzt als außerplanmäßige Ausgabe bewilligte. Als die Stadt die Immobilie 2018 ankaufte, ging man noch von 500.000 Euro oder weniger aus.
Das veranlasste Ralf Wegener von der neuen Fraktion der Freien Wähler zu kritischen Nachfragen bei Stadtkämmerer Johannes Slawig. Der räumte ein, seinerzeit von vorliegenden schriftlichen Angeboten für den Abriss gesprochen zu haben, die sogar deutlich unter 500.000 Euro gelegen hätten. Das seien Informationen der Wuppertaler Wirtschaftsförderung gewesen. Inzwischen habe sich aber herausgestellt, dass in diesen Angeboten wesentliche Aspekte bei der Entsorgung der alten Bausubstanz nicht ordnungsgemäß abgebildet gewesen seien.
Die neuen Zahlen fußen auf der Expertise von „NRW.Urban“. Mit der landeseigenen Gesellschaft, die auf die Entwicklung von Brachen spezialisiert ist, will die Stadt in Sachen ehemalige Bergische Sonne kooperieren. Die Mehrkosten sollen möglichst über den Weiterverkauf der Flächen refinanziert werden.
Den Ausschlag dafür, die außerplanmäßigen Ausgaben abzusegnen, gab im Rat aber in erster Linie das besondere Potenzial des Standortes. Er bietet nicht nur schon existierendes Baurecht für Gewerbe und eine erstklassige Verkehrsanbindung, sondern könnte auch die Achse der Technologieunternehmen auf den Südhöhen strategisch ergänzen. Auf Antrag von CDU und Grünen soll die Verwaltung nach dem Abriss gemeinsam mit potenziellen Investoren die Fläche klimagerecht entwickeln.
Kriterien dafür: Flächensparende Bauweise, Anteil der versiegelten Flächen auf ein Mindestmaß festlegen, Anlage von Grünflächen, Nutzung von klimafreundlichen Baumaterialen mit Recyclingoption, Ausstattung der Gebäude mit Gründächern und -Fassaden, Energieversorgung durch erneuerbare Energien und effiziente Wärme-/Kältesysteme und die Aufstellung eines Mobilitätskonzeptes.
Entwicklungsziel der Verwaltung für das Gelände ist es, die konzentrierte Ansiedlung von lokalen und überregionalen Unternehmen aus den Bereichen smarter Technologien zu ermöglichen. Denkbar sei auch, ein Baufeld für ein Projekt bereitzustellen, in dem in einem Gebäude mehrere kleinere Technologieunternehmen angesiedelt werden, um Synergien zwischen etablierten Unternehmen und jungen Wachstumsfirmen zu nutzen. Durch räumliche Konzentration soll der Campus überregionale Ausstrahlung entwickeln.
Bis das Ganze in Angriff genommen werden kann, wird es allerdings noch dauern. Der Zeitplan der Verwaltung sieht vor, den Auftrag an „NRW.Urban“ im dritten Quartal 2019 zu vergeben und mit dem Abbruch ein Jahr später fertig zu sein. Für FDP-Fraktionssprecher Andreas Schmidt viel zu lange – und Stadtdirektor Slawig gibt ihm da völlig Recht. „Ich wünschte mir auch, dass es schneller geht, aber die Analyse des vorhandenen Baubestandes und die fachgerechte Entsorgung sowie die Ausschreibungen brauchen Zeit.“